Singer/Songwriter

Werner Schmidbauer und Martin Kälberer in Freiburg

TICKET-INTERVIEW: Warum das Duo Schmidbauer und Kälberer aufhört.

Werner Schmidbauer (53) und Martin Kälberer (47) haben nach über 20-jähriger Zusammenarbeit das Ende ihres Liedermacher-Duos verkündet – und das auf dem Höhepunkt des kommerziellen Erfolgs. Das jüngste Studioalbum "Wo bleibt die Musik?" kletterte bis auf Platz 27 der deutschen Charts. Vor dem Konzert ihrer Abschiedstour im Freiburg Jazzhaus hat Thorsten Hengst mit den beiden bayerischen Musikern gesprochen.


Ticket: Herr Schmidbauer, Herr Kälberer, haben Sie sich entzweit?
Martin Kälberer: Im Gegenteil! Dieser Entschluss ist von größter Einigkeit geprägt und in bester Übereinstimmung getroffen worden! Wir dachten uns, nach 22 gemeinsamen Jahren, elf CDs und über 1 500 Konzerten ist eine Zäsur, ein Innehalten mal an der Zeit. Und das ganz bewusst und selbstbestimmt, unabhängig vom vermeintlichen Erfolg oder Misserfolg.
Ticket: Das aktuelle Album ist kommerziell so erfolgreich wie keines Ihrer früheren Werke, und auch die Tournee läuft mit zahlreichen ausverkauften Häusern prächtig. Wird Ihnen der Trubel zu viel?
Kälberer: "Zu viel" wäre wohl das falsche Wort. Allerdings wollten wir immer schon die Kontrolle behalten über das, was wir tun, und vermeiden, dass die Ereignisse uns vor sich hertreiben.
Ticket: Wie sind Sie auf den Titel des Albums gekommen?
Schmidbauer: Während einer Reise nach Istanbul erlebte ich das erste Mal die unglaubliche Vielfalt dieser Stadt. An jeder Straßenecke erklang Musik, und überall waren Leute, die zusammen musizierten, tanzten und sangen. Anschließend kam ich nach München zurück und war völlig perplex, dass bei uns in der Fußgängerzone und im Zentrum kaum mehr Straßenmusik gemacht wird. Der Kontrast war so groß, dass diese Frage praktisch automatisch aus mir heraus gekommen ist.
Ticket: Haben Sie auch eine Antwort darauf?
Schmidbauer: Ja, Musik ist schon noch welche da, nur kommt sie meistens vom Band, vom iPod oder ähnlichen Datenträgern. Viele Leute hören ihre eigene Musik mit Kopfhörer, oder die Straße wird von den Geschäften aus beschallt. Gemeinsames Musizieren ist eher selten geworden.
Ticket: Sie bezeichnen das Werk als "Bayerisches Weltmusikalbum" – was meinen Sie damit?
Kälberer: Werner schreibt alle seine Texte in Bayerisch, wir singen auch auf Bayerisch, die musikalischen Einflüsse sind aber global. Wir wollten uns ganz bewusst öffnen gegenüber anderen musikalischen Stilen, Rhythmen und Klängen. Durch einige Instrumente, die ich spiele, kommt oft eine musikalische Mischung zusammen, die weit über unsere Region hinaus weist. Zusammen mit Werners Texten ergibt das eben bayerische Weltmusik.
Schmidbauer: Es sind eben bayerische Lieder im Geiste der klassischen Singer/Songwriter und gut gewürzt mit musikalischer Leidenschaft und Spiellust.
Ticket: Was sagen Sie Fans, die Sie bitten, Ihre Entscheidung nochmals zu überdenken?
Kälberer: Interessanterweise verstehen die allermeisten genau, was wir meinen, und gönnen uns das auch von Herzen. Natürlich hoffen viele, dass das nur eine befristete Auszeit ist und uns dann eh langweilig wird...
Ticket: Können Ihre Fans auf eine Rückkehr hoffen, oder ist diese Entscheidung endgültig?
Kälberer: Was heißt schon "endgültig"? Die Entscheidung, im Sommer 2016 aufzuhören, ist erst einmal definitiv. Eine endgültige Festlegung, was in der Zukunft alles noch passiert, kann und soll es nicht geben. Genau daraus entsteht das Maß an Freiheit, das uns vielleicht in einem anderen Projekt, in einer anderen Konstellation wieder zusammenführen könnte.

Termin: Freiburg, Jazzhaus, So, 3. Mai, 20 Uhr; Vorverkauf beim BZ-Karten-Service (bz-ticket.de/karten oder Tel. 0761 - 496 88 88) und bei allen BZ-Geschäftsstellen. Vorschau: Martin Kälberer tritt mit dem Duo Le Bang Bang am Mittwoch, 23. September, beim Freiburger Jazzfestival auf.
von vfcv
am Mi, 29. April 2015

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