Abenteuer Weltraum

Das Technikmuseum Speyer würdigt deutsche Astronauten in einer Dauerausstellung.

Den Wettlauf ins Weltall lieferten sich nicht nur UdSSR und USA, die beiden deutschen Staaten wetteiferten ebenfalls im Orbit. Und auch hier ging der Osten als Sieger durchs Ziel: Am 26. August 1978 flog Sigmund Jähn, Jagdfliegerpilot der Nationalen Volksarmee, als erster Deutscher ins All – an Bord von Sojus 31 zur sowjetischen Raumstation Saljut 6. Erst fünf Jahre später zog Deutschland-West nach, als Ulf Merbold beim Jungfernflug des europäischen Weltraumlabors Spacelab vom 28. November bis zum 8. Dezember mit an Bord war.

Elf deutsche Astronauten waren bislang im All, mal in einer Sojus-Kapsel, mal in einer US-Raumfähre, mal in einer MIR, mal in der ISS. Was sie so an Erinnerungsstücken von ihren Vorbereitungen und Ausflügen ins All mitgebracht und aufbewahrt haben, das ist in einer neuen Dauerausstellung in der Raumfahrthalle des Technikmuseums Speyer zu bestaunen.

Die Vitrinen mit den wertvollen Erinnerungsstücken befinden sich in bester Gesellschaft, im Schatten der russischen Raumfähre Buran und unweit eines echten Stücks Mondgestein, Alter 3,34 Milliarden Jahre. Es sind höchst unterschiedliche Stücke, die von den 36 Jahren deutscher Raumfahrtbeteiligung erzählen: viele Kleidungsstücke, Overalls, Fliegerhelme, Sweatshirts, aber auch folkloristisches wie ein kasachisches traditionelles Gewand, das der vorerst letzte deutsche Astronaut, Alexander Gerst, nach 165 Tagen im All bei der Rückkehr in Kasachstan erhalten hat.

Der Allerste, Sigmund Jähn, war zwar "nur" sieben Tage in einer Raumstation, wurde aber entsprechend gefeiert – schließlich hatte man es dem Klassenfeind mal wieder gezeigt. Daran erinnert die Originalausgabe des "Neuen Deutschland" vom 30 August 1978. "Pressekonferenz Erde – Kosmos" war der ganzseitige Aufmacher auf Seite 1 überschrieben. Gegenstück ist gewissermaßen das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse das der dritte Westdeutsche im All, Reinhard Furrer, erhalten hat.

Aber es gibt natürlich auch originellere Exponate: den russischen Rasierer und Haarschneider, den Klaus Erich Flade 1992 an Bord der MIR benutzte, oder der Laptop, den Reinhold Ewald für seine Experimente auf der MIR benötigte.

Essensrationen haben die deutschen Astronauten auch als Erinnerungsstücke mitgebracht: Während Flade auf der MIR russische Küche und die Wahl zwischen "Rindfleisch nach Art des Hauses" und "Hecht in Gelee" hatte, konnte Gerst auf der ISS immerhin zwischen russischen und amerikanischen "Köstlichkeiten" wählen: Lamm mit Gemüse und Moskauer Roggenbrot oder US-Krabbencocktail. Wobei das alles gleichermaßen wenig appetitlich aussieht und mit seiner Diskrepanz zwischen wohlklingender Ankündigung und Aussehen sehr an einen Mittelstreckenflug in der Economy-Klasse erinnert. Aber man is(s)t ja auch nicht wegen der guten Küche in einer Raumstation.
von Rolf Müller
am Fr, 05. Februar 2016

Info

Technikmuseum

Technikmuseum Speyer, Am Technikmuseum 1, 67347 Speyer

Öffnungszeiten: täglich 9-18 Uhr an 365 Tagen, inkl. Rosenmontag

Eintrittspreise Kinder bis 5 Jahre frei, 6 bis 14 Jahre 12 Euro, Erwachsene 14 Euro (die Astronauten-
Ausstellung ist im Preis enthalten)

Infos unter Tel. 06232/6708-0

(Reservierungen) oder -50 (Programm), http://www.technik-museum.de E-Mail: speyer@technik-museum.de  

Autor: rm

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