Kunst
Adrián Villar Rojas' erdgeschichtlich ausgreifende Installation im Kunsthaus Bregenz
Das ganze Kunsthaus wurde für die Ausstellung leer geräumt; selbst der Kassentresen im Erdgeschoss musste weichen. Dort bedeckt jetzt die vergrößerte Darstellung eines Renaissancegemäldes den Boden. Handgefertigt in Argentinien, dem Herkunftsland von Adrián Villar Rojas, zeigt sie Piero della Francescas "Madonna del Parto": die schwangere Maria unter einem Baldachin, flankiert von zwei das Zierdach öffnenden Engeln. Während durch die Fenster buntfarbiges Licht fällt, ist das Boden-Bild in Brauntöne getaucht.
Dass der junge Argentinier Räume – auch Außenräume – mittels Installation suggestiv verändern kann, hat er nicht erst bei der Biennale in Venedig 2011 und im Jahr darauf bei der documenta 13 bewiesen, wohl selten aber so eindrucksvoll wie jetzt in Bregenz. Dort greift sein "Theater des Verschwindens" nicht nur räumlich, sondern zeitlich in erdgeschichtliche Dimensionen aus. Marmorplatten mit freigelegten Versteinerungen bedecken den Boden im verdunkelten Obergeschoss, während an der Decke Vegetation wuchert und steinzeitliche Tierdarstellungen eine Wand überziehen.
Noch dunkler ist das zweite OG mit einer Kopie von Picassos "Guernica". Die oberste Etage in strahlendem Weiß bietet Michelangelos "David" – freilich nur die Beine. In der Rückkehr zur Renaissancekunst schließt sich dort der erzählerische Bogen zum Kreis. Die Spinne in Gestalt einer tänzelnden Cyberkreatur versinnbildlicht in dem postapokalyptischen Szenario wohl eher das Ende der Welt als eine mögliche Zukunft.
Geschichtspessimismus, sinnlich überwältigend – und die schützende Betonhaut des Kunsthauses als Bunker, in dem Kunst eine Weile überdauern kann.
Termine: Kunsthaus Bregenz, Karl-Tizian-Platz. Bis 27. August, Mo bis So 10–20 Uhr von Hans-Dieter Fronz
Dass der junge Argentinier Räume – auch Außenräume – mittels Installation suggestiv verändern kann, hat er nicht erst bei der Biennale in Venedig 2011 und im Jahr darauf bei der documenta 13 bewiesen, wohl selten aber so eindrucksvoll wie jetzt in Bregenz. Dort greift sein "Theater des Verschwindens" nicht nur räumlich, sondern zeitlich in erdgeschichtliche Dimensionen aus. Marmorplatten mit freigelegten Versteinerungen bedecken den Boden im verdunkelten Obergeschoss, während an der Decke Vegetation wuchert und steinzeitliche Tierdarstellungen eine Wand überziehen.
Noch dunkler ist das zweite OG mit einer Kopie von Picassos "Guernica". Die oberste Etage in strahlendem Weiß bietet Michelangelos "David" – freilich nur die Beine. In der Rückkehr zur Renaissancekunst schließt sich dort der erzählerische Bogen zum Kreis. Die Spinne in Gestalt einer tänzelnden Cyberkreatur versinnbildlicht in dem postapokalyptischen Szenario wohl eher das Ende der Welt als eine mögliche Zukunft.
Geschichtspessimismus, sinnlich überwältigend – und die schützende Betonhaut des Kunsthauses als Bunker, in dem Kunst eine Weile überdauern kann.
Termine: Kunsthaus Bregenz, Karl-Tizian-Platz. Bis 27. August, Mo bis So 10–20 Uhr von Hans-Dieter Fronz
am
Fr, 14. Juli 2017