Interview
Alex Garland: „Künstliche Intelligenz ist spannend!“
Eigentlich ist Alex Garland (45) Romanautor, aber mit der Filmwelt brachte ihn bereits sein erster Roman "The Beach" zusammen. Danny Boyle verfilmte ihn mit Leonardo DiCaprio und engagierte Garland für die Drehbücher seiner Filme "28 Days Later" und "Sunshine". Nun hat sich der britische Schriftsteller ganz dem Film verschrieben und präsentiert mit "Ex Machina" sein erstes Regiewerk. Markus Tschiedert traf ihn in seiner Heimatstadt London.
Ticket: Wie sind Sie auf das Thema des Films gekommen?
Alex Garland: Ich habe mich einige Zeit mit dem Thema künstliche Intelligenz beschäftigt und meine damit nicht die Intelligenz von Smartphones oder Videospielen, sondern wirklich Sensibilität, Selbstachtung und Bewusstsein. Alles, was einen Menschen ausmacht. Das war höchst interessant!
Ticket: Nicht auch verstörend oder gar beängstigend?
Garland: Es hat mich nur begeistert, und ich hoffe, dass künstliche Intelligenz eines Tages möglich sein wird. Ich glaube, es wäre eine gute Sache, auch wenn ich die Ängste verstehen kann. Was bedeutet der technische Fortschritt für den Menschen? Geben wir uns dadurch selbst auf oder werden wir nicht längst von der Technik kontrolliert und sind bereits durch unsere Kreditkarten durchsichtig? Dann die NSA und Snowden – mit all dem habe ich mich beschäftigt und finde es richtig, alarmiert zu sein.
Ticket: Ängste, die aber nicht in Ihren Film eingeflossen sind...
Garland: Die reine Erschaffung von Bewusstsein erschreckt mich auch nicht. Im Gegenteil. Es ist etwas Gutes. Zum einem, weil wir schon von jeher Bewusstsein geschaffen haben. Wir alle sind hier, weil wir das Produkt von zwei Menschen sind. Daran ist nichts Verwerfliches, denn wir alle wissen, dass wir leben und eines Tages sterben werden. All das hätte auch eine künstliche Intelligenz. Sie wäre uns verwandt und könnte Verbesserungen hervorbringen, gerade wenn es ums Überleben geht. Krankheiten wie Krebs, körperlicher Verfall und Gewalt würden verschwinden.
Ticket: Glauben Sie das wirklich?
Garland: Bis dahin muss noch gewaltig geforscht werden, aber auf lange Sicht sehe ich darin die einzige Möglichkeit für uns, um nicht unterzugehen. Wir werden ja nicht durch ein Wurmloch in eine andere Galaxie oder mit einem Raumschiff zu einem anderen Stern reisen können. Das würde 600 000 Jahre dauern. Unsere Spezies existiert jedoch erst seit 200 000 Jahren.
Ticket: Wie denken Sie über die Seele eines Menschen?
Garland: Daran glaube ich nicht, aber ich glaube an Bewusstsein und an die Sinne. Hat schon jemand eine Seele gesehen, die aus einem toten Körper fährt? Wer jedoch an die Seele glaubt, weil es ihm Trost gibt, den würde ich nicht vom Gegenteil überzeugen wollen. Aber in meiner persönlichen Erfahrung habe ich bisher keinen einzigen Hinweis für die Existenz einer Seele. Alles was ich in meiner Umwelt sehe, sind Organismen und Maschinen, die funktionieren müssen.
Ticket: Im Film scheinen die weiblichen Roboter ihrem Erfinder auch als Sexobjekte zu dienen. Ist das eine männliche Phantasie, sich die perfekte Frau zu erschaffen?
Garland: Ja, er schläft mit seinen Geschöpfen. Ich weiß aber nicht, ob das eine typisch männliche Phantasie ist, aber würde ich mehr Informationen benötigen. Aber ich würde schon sagen, dass junge Mädchen mit Anfang 20 in Medien und Filmen zur sexuellen Stimulierung herausgestellt werden. Aber es wäre falsch, diejenigen dafür verantwortlich zu machen, die das produzieren, denn wir tun es sowieso.
Ticket: "Ex Machina" ist Ihre erste Regiearbeit. Fiel es Ihnen schwerer oder leichter, eigene Vorstellungen filmisch umzusetzen?
Garland: Ich arbeite nun schon seit 15 Jahren beim Film und sehe, es ist ein großes Team nötig, um ein solches Werk zu erschaffen. Deshalb mache ich keine Unterschiede zwischen Regisseur, Produzent, Drehbuchautor oder Schauspieler. Es ist eine Gruppe von Leuten, die einen Film machen. Was meine eigenen Vorstellungen oder inneren Bilder angeht, kann ich nur sagen, dass ich vor dem Schreiben von Romanen Comics gezeichnet habe. Insofern weiß ich, wie man Bilder schafft. Aber in erster Linie sehe ich die Zusammenarbeit beim Film.
von tsc
Alex Garland: Ich habe mich einige Zeit mit dem Thema künstliche Intelligenz beschäftigt und meine damit nicht die Intelligenz von Smartphones oder Videospielen, sondern wirklich Sensibilität, Selbstachtung und Bewusstsein. Alles, was einen Menschen ausmacht. Das war höchst interessant!
Ticket: Nicht auch verstörend oder gar beängstigend?
Garland: Es hat mich nur begeistert, und ich hoffe, dass künstliche Intelligenz eines Tages möglich sein wird. Ich glaube, es wäre eine gute Sache, auch wenn ich die Ängste verstehen kann. Was bedeutet der technische Fortschritt für den Menschen? Geben wir uns dadurch selbst auf oder werden wir nicht längst von der Technik kontrolliert und sind bereits durch unsere Kreditkarten durchsichtig? Dann die NSA und Snowden – mit all dem habe ich mich beschäftigt und finde es richtig, alarmiert zu sein.
Ticket: Ängste, die aber nicht in Ihren Film eingeflossen sind...
Garland: Die reine Erschaffung von Bewusstsein erschreckt mich auch nicht. Im Gegenteil. Es ist etwas Gutes. Zum einem, weil wir schon von jeher Bewusstsein geschaffen haben. Wir alle sind hier, weil wir das Produkt von zwei Menschen sind. Daran ist nichts Verwerfliches, denn wir alle wissen, dass wir leben und eines Tages sterben werden. All das hätte auch eine künstliche Intelligenz. Sie wäre uns verwandt und könnte Verbesserungen hervorbringen, gerade wenn es ums Überleben geht. Krankheiten wie Krebs, körperlicher Verfall und Gewalt würden verschwinden.
Ticket: Glauben Sie das wirklich?
Garland: Bis dahin muss noch gewaltig geforscht werden, aber auf lange Sicht sehe ich darin die einzige Möglichkeit für uns, um nicht unterzugehen. Wir werden ja nicht durch ein Wurmloch in eine andere Galaxie oder mit einem Raumschiff zu einem anderen Stern reisen können. Das würde 600 000 Jahre dauern. Unsere Spezies existiert jedoch erst seit 200 000 Jahren.
Ticket: Wie denken Sie über die Seele eines Menschen?
Garland: Daran glaube ich nicht, aber ich glaube an Bewusstsein und an die Sinne. Hat schon jemand eine Seele gesehen, die aus einem toten Körper fährt? Wer jedoch an die Seele glaubt, weil es ihm Trost gibt, den würde ich nicht vom Gegenteil überzeugen wollen. Aber in meiner persönlichen Erfahrung habe ich bisher keinen einzigen Hinweis für die Existenz einer Seele. Alles was ich in meiner Umwelt sehe, sind Organismen und Maschinen, die funktionieren müssen.
Ticket: Im Film scheinen die weiblichen Roboter ihrem Erfinder auch als Sexobjekte zu dienen. Ist das eine männliche Phantasie, sich die perfekte Frau zu erschaffen?
Garland: Ja, er schläft mit seinen Geschöpfen. Ich weiß aber nicht, ob das eine typisch männliche Phantasie ist, aber würde ich mehr Informationen benötigen. Aber ich würde schon sagen, dass junge Mädchen mit Anfang 20 in Medien und Filmen zur sexuellen Stimulierung herausgestellt werden. Aber es wäre falsch, diejenigen dafür verantwortlich zu machen, die das produzieren, denn wir tun es sowieso.
Ticket: "Ex Machina" ist Ihre erste Regiearbeit. Fiel es Ihnen schwerer oder leichter, eigene Vorstellungen filmisch umzusetzen?
Garland: Ich arbeite nun schon seit 15 Jahren beim Film und sehe, es ist ein großes Team nötig, um ein solches Werk zu erschaffen. Deshalb mache ich keine Unterschiede zwischen Regisseur, Produzent, Drehbuchautor oder Schauspieler. Es ist eine Gruppe von Leuten, die einen Film machen. Was meine eigenen Vorstellungen oder inneren Bilder angeht, kann ich nur sagen, dass ich vor dem Schreiben von Romanen Comics gezeichnet habe. Insofern weiß ich, wie man Bilder schafft. Aber in erster Linie sehe ich die Zusammenarbeit beim Film.
von tsc
am
Mi, 22. April 2015
Ex Machina
Regie: Alex Garland
Mit Oscar Isaac, Domhnall Gleeson, Alicia Vikander, Corey Johnson, Sonoya Mizuno und anderen
108 Minuten, frei ab 12 Jahren
Die Story
Der 24-jährige Programmierer Caleb (Domhnall Gleeson) gewinnt bei einem firmeninternen Wettbewerb einen Besuch bei dem mysteriösen Chef einer erfolgreichen Internet-Firma. Nathan (Oscar Isaac) empfängt ihn in einer abgelegenen Villa und konfrontiert den jungen Mann bald mit seinen wahren Absichten. Er hat weibliche Roboter mit künstlicher Intelligenz geschaffen, und Caleb ist sein Versuchskaninchen.
Autor: bz