Singspiel

Alexander Schulin inszeniert E. T. A. Hoffmanns "Liebe und Eifersucht" am Theater Freiburg

TICKET-INTERVIEW: Alexander Schulin inszeniert E. T. A. Hoffmann in Freiburg.

"Liebe und Eifersucht" – das Singspiel von E. T. A. Hoffmann ist eine Rarität. Regisseur Alexander Schulin inszeniert es am Theater Freiburg. Alexander Dick befragte ihn dazu.

Ticket: Herr Schulin, ist Hoffmanns Singspiel "Liebe und Eifersucht", dessen Aufführung der Dichter nie erleben sollte, eine Trouvaille?
Schulin: Eine Trouvaille? Das werden wir sehen – aber allemal eine kleine Preziose: Auch wenn einem die Handlung dieses Singspiels auf den ersten Blick als komplett sinnfrei erscheinen mag, so muss ich doch sagen, dass die Arbeit mit den Gesangsstudierenden an dem Stück ungeheuer beglückend ist. Denn es geht hier um junge Menschen, um die Irrungen und Wirrungen der Liebe – und da hat E. T. A. Hoffmann ungeheuer viel zu erzählen. Er beweist, dass er sein Handwerk beherrscht, seine Musik ist sinnlich-gefühlvoll und voller Witz. Und er kennt und liebt die Menschen, in all ihren Unzulänglichkeiten.
Ticket: Hoffmanns Libretto basiert im Grunde auf einer Mantel- und Degenkomödie des spanischen Dichter Calderón – "La banda y la flor". Worum geht es? Und was interessiert Sie daran als Regisseur im 21. Jahrhundert?
Schulin: Das gleiche, was Calderón im 17., Schlegel im 18. und Hoffmann im 19. Jahrhundert daran interessiert haben mag, treibt uns doch auch im 21. Jahrhundert noch um: Was stellt der "durchtrieb’ne kleine Gott" Amor bloß mit uns an? Wie kommt es, dass eigentlich vernunftbegabte und kluge Wesen mit einmal, von Liebe und Eifersucht getrieben, töricht und unberechenbar werden? Sich selbst nicht wiedererkennen? Dazu kommt, dass in der Figur des wankelmütigen Enrico, der nie dazu kommt, sich seiner eigentlichen Liebe zu erklären, es nur allen recht machen will und dadurch zu einem Don Juan wider Willen wird, eine herrliche Operngestalt geschaffen wurde. Erinnert an einen Charakter in einem frühen Truffaut-Film.
Ticket: Es handelt sich um eine Gemeinschaftsproduktion von Theater und Musikhochschule. Welche Erfahrungen können Studierende aus solch einem Werk jenseits des Repertoires ziehen?
Schulin: Erstens ist es für solche Produktionen mit jungen Studierenden ganz wichtig, dass man die Zeit nutzt, intensiv große Ensembles zu erarbeiten. Das Zusammen- und Gegeneinander-Spielen und gemeinsame Musizieren erlernt sich eben in der Praxis am besten. Gleichzeitig ist es mir sehr wichtig, dass wir Stücke erarbeiten, die noch nicht in tausendfachen Versionen an YouTube-Videos und AudioFiles existieren – so können sich die Studierenden die Rollen selbst erschließen und müssen sich nicht an großen Vorbildern abarbeiten. Und auch die Zuschauer und -hörer erleben Neues, Unbekanntes. Das ist wie bei Reisen: Manchmal ist es sehr schön, sich in bekannten, wohlvertrauten Gefilden auszuspannen – aber es ist immer abenteuerlicher, in unbekanntes Terrain vorzustoßen.

Termine: Freiburg, "Liebe und Eifersucht",
Theater, Kammerbühne, Premiere: Fr, 25. Mai, 20 Uhr; weitere Aufführungen: 26. Mai, 20 Uhr, 27. Mai,
19 Uhr; Karten: BZ-Kartenservice Tel. 0761/4968888 sowie bz-ticket.de
von adi
am Fr, 25. Mai 2018

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