Alles HipHop oder was?

Zum ersten Mal tanzen in Freiburg HipHop-Tänzer um den deutschen Meisterschaftstitel.

T anzstunde. Das Po-Grübchen schaut aus der Cargo-Hose, der Bauchnabel aus dem Shirt, Turnschuhe an den Füßen, so sieht die Tanzkleidung der Mädchen aus, die sich im Saal der Tanzschule Gennaro & Christian aufgestellt haben. Die Gruppe "Different Colours" trainiert für die deutsche HipHop-Meisterschaft am Wochenende in der Altersklasse "Junioren elf bis 16 Jahre". Nicht zum ersten Mal hat sich ein Stil etabliert, der aus dem Untergrund kommt; schwarze Teenager aus der Bronx haben Mitte der 70er Jahre diese Subkultur entwickelt - als Alternative zu den Bandenkriegen. Die Botschaft hat sich verändert, von Klassenkampf kann keine Rede mehr sein. Das Freizeitvergnügen hat sich zum Milliongeschäft gemausert, nachdem im Juli 79 der erste Song aus dem Radio wummerte: "With a hip, hop, the hipit, the hipiditpit, hip, hop, hopit, you dont't stop ..." Was war das? Party-Blödsinn oder eine Renaissance schwarzer Kreativität, fragte sich eine US-Journalistin. Der HipHop für die Massen war geboren. Was ist HipHop? "Schauen Sie bei MTV rein. Fast alles ist HipHop." Und selbst an Märtyrern fehlt es nicht: Die Poster der ermordeten Superstars Tupac Shakur und Notorius Big zieren heute die Wände vieler Kids.

Hier in der Tanzschule ist HipHop momentan harte Arbeit. "Die Gruppe hat bei der Qualifizierung nur den vierten Platz erreicht", sagt Andrea Christian, die Tanzlehrerin. Das war für alle demotivierend. Hinterher mit der gleichen Choreografie weitertrainieren war schwierig. "So haben wir alles, die ganze Choreografie über den Haufen geworfen und ganz neu begonnen", sagt sie. Das bedeutete drei Wochen lang dreimal in der Woche Training. Kleinigkeiten, möchte man meinen, sind das, was die Tanzlehrerin anmerkt. Handbewegungen, Fußausrichtungen - und der Blick, der Blick muß mit der Handbewegung mitgehen. "Das macht ihr jetzt nochmal", ordnet sie an. Aufstellen, Musik ab und los geht's. "Ok, jetzt stimmt' s, jetzt seh' ich euch als Gruppe. Merkt ihr das?" Bis zum Wochenende muß das sitzen. Da ist die Deutsche HipHop-Meisterschaft in Freiburg. HipHop ist koordinatives Tanzen auf einen Viervierteltakt. "Man muß den Rhythmus fühlen. Konzentriert die Tanzbewegungen auf den Takt der Musik ausrichten," so die Tanzlehrerin. Die Tänzer treten in den Kategorien Solo, Duo, Gruppe und Formation an. HipHop trägt auch Elemente des Break Dance in sich. Und umgekehrt. Beide Tanzstile bereichern sich gegenseitig. Seit fünf Jahren schickt die Tanzschule ihre Tänzer zu nationalen und zu internationalen Meisterschaften. Dieses Jahr hat sich die Tanzschule entschlossen, die deutsche Meisterschaft erstmalig in Freiburg auszurichten.

Martina Mainka

Deutsche HipHop-Meisterschaft: Freiburg, Stadthalle,

alter Messplatz, Sa, 22. Mai,

11 Uhr, So, 23. Mai, 9 Uhr, Info: [TEL] 0761/31020 oder im Internet: http://www.tanzschule-freiburg.de

am Fr, 21. Mai 2004

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