Alles, was rollt
Wer wie der Autor dieses Buches in unmittelbarer Nähe der (Rheintal-)Bahn aufgewachsen ist, mit dem kann eigentlich nur zweierlei geschehen: Entweder wird er zu einem ausgesprochenen Hasser oder einem leidenschaftlichen Fan von Bahndingen. Bei Gerhard Greß war Letzteres der Fall: Der namhafte Freiburger Redakteur, Autor und (insbesondere) Fotograf, der, wie er bekennt, "inzwischen die ‚7‘ vorne in der Altersangabe" führt, ist zu einem Bahnexperten oberster Güte avanciert. Auch das jüngste Buch "Freiburg und seine Verkehrswege" kündet davon. Wobei sich die Novität als Ergänzung zum Greß’schen Band von 2015 über Höllental- und Dreiseenbahn versteht.
"Freiburg und seine Verkehrswege" – mit Ausnahme des Fahrrads kommen da so ziemlich alle Verkehrsmittel vor. An der Spitze natürlich die Bahn. Man erfährt viel – manchmal auch eher nebenbei. Zum Beispiel, dass Freiburg – Stichwort Schauinsland – mit mehr als 1000 Metern den größten Höhenunterschied im Ranking der deutschen Großstädte aufweist. Am 30. Juli 1845 lief hier der erste Zug ein. Ein früher Bahnkunde war der Klaviervirtuose und Komponist Franz Liszt, der im Oktober des genannten Jahres in Freiburg zum Konzert anreiste. Dass man in Baden (weil man es eben etwas breiter wünschte?) zunächst auf die falsche Spurweite gesetzt hatte – misslich! Kostspielig musste dann diesbezüglich abgespeckt werden. Dafür galten badische Dampflokomotiven bald auch überregional als vorbildlich.
Freiburgs Bahngeschichte vom Beginn bis heute wird in Wort und (vor allem) Bild thematisiert. Freiburg auch als Standort der einst im Höllental eingesetzten Baureihe 85, jener stärksten und schwersten Dampf-Tenderlok, die je für deutsche Bahnzwecke gebaut worden war. Das Geschehen im Höllental bis zu dem Ende 2016 erfolgten Wechsel auf die E-Loks der Baureihe 146: Es kommt zur Sprache. Der Flugplatz und die revolutionäre, bei Heckel im Saarland und in Achern gebaute Schauinslandbahn sind vertreten. Eröffnet wurde sie am 17. Juli 1930 (nicht, wie zu lesen ist, 1931).
Dass Freiburg, wo der spätere Nazi-Oberbefehlshaber der Luftwaffe Hermann Göring seine Pilotenausbildung erhielt, aufgrund der geografischen Lage ein guter Ort für Postbusse war: Es wird einem vermittelt (Autor ist da Volkhard Stern). Apropos Busse: Seine Vorliebe für Halbdoppeldeckerbusse, allenfalls eine Fußnote in Freiburgs Busgeschichte, kann Greß nicht verhehlen. Ein Exemplar hat es sogar aufs Cover geschafft... Den ihr gebührenden Platz bis zum neuen, in Spanien gebauten Fahrzeugtyp "Urbos" erhält die Freiburger Straßenbahn.
Wie das Buch mit Bahn-Schwerpunkt, der auch Nebenstrecken einbezieht, ein stellenweise durchaus persönliches geworden ist. Auch wo Greß sich auf Seite 184 zu einer Pauschalschelte der deutschen Bahnpolitik versteigt. Zu entgegnen wäre: Das Wirtschaftsunternehmen Bahn kann kein Szenario für nostalgische Gefühlswallungen sein! Gleichwohl hat der bildaffine Autor ein schönes, liebevoll gestaltetes und üppig illustriertes Buch mit einer Mischung aus Bahn- und Zeit-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte vorgelegt. Die Texte sind angenehm lesbar, und nicht wenige der vielen bislang unveröffentlichten Fotos haben den Rang von veritablen Raritäten.
"Freiburg und seine Verkehrswege" – mit Ausnahme des Fahrrads kommen da so ziemlich alle Verkehrsmittel vor. An der Spitze natürlich die Bahn. Man erfährt viel – manchmal auch eher nebenbei. Zum Beispiel, dass Freiburg – Stichwort Schauinsland – mit mehr als 1000 Metern den größten Höhenunterschied im Ranking der deutschen Großstädte aufweist. Am 30. Juli 1845 lief hier der erste Zug ein. Ein früher Bahnkunde war der Klaviervirtuose und Komponist Franz Liszt, der im Oktober des genannten Jahres in Freiburg zum Konzert anreiste. Dass man in Baden (weil man es eben etwas breiter wünschte?) zunächst auf die falsche Spurweite gesetzt hatte – misslich! Kostspielig musste dann diesbezüglich abgespeckt werden. Dafür galten badische Dampflokomotiven bald auch überregional als vorbildlich.
Freiburgs Bahngeschichte vom Beginn bis heute wird in Wort und (vor allem) Bild thematisiert. Freiburg auch als Standort der einst im Höllental eingesetzten Baureihe 85, jener stärksten und schwersten Dampf-Tenderlok, die je für deutsche Bahnzwecke gebaut worden war. Das Geschehen im Höllental bis zu dem Ende 2016 erfolgten Wechsel auf die E-Loks der Baureihe 146: Es kommt zur Sprache. Der Flugplatz und die revolutionäre, bei Heckel im Saarland und in Achern gebaute Schauinslandbahn sind vertreten. Eröffnet wurde sie am 17. Juli 1930 (nicht, wie zu lesen ist, 1931).
Dass Freiburg, wo der spätere Nazi-Oberbefehlshaber der Luftwaffe Hermann Göring seine Pilotenausbildung erhielt, aufgrund der geografischen Lage ein guter Ort für Postbusse war: Es wird einem vermittelt (Autor ist da Volkhard Stern). Apropos Busse: Seine Vorliebe für Halbdoppeldeckerbusse, allenfalls eine Fußnote in Freiburgs Busgeschichte, kann Greß nicht verhehlen. Ein Exemplar hat es sogar aufs Cover geschafft... Den ihr gebührenden Platz bis zum neuen, in Spanien gebauten Fahrzeugtyp "Urbos" erhält die Freiburger Straßenbahn.
Wie das Buch mit Bahn-Schwerpunkt, der auch Nebenstrecken einbezieht, ein stellenweise durchaus persönliches geworden ist. Auch wo Greß sich auf Seite 184 zu einer Pauschalschelte der deutschen Bahnpolitik versteigt. Zu entgegnen wäre: Das Wirtschaftsunternehmen Bahn kann kein Szenario für nostalgische Gefühlswallungen sein! Gleichwohl hat der bildaffine Autor ein schönes, liebevoll gestaltetes und üppig illustriertes Buch mit einer Mischung aus Bahn- und Zeit-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte vorgelegt. Die Texte sind angenehm lesbar, und nicht wenige der vielen bislang unveröffentlichten Fotos haben den Rang von veritablen Raritäten.
Gerhard Greß: Freiburg und seine Verkehrswege. VGB Verlagsgruppe Bahn, Fürstenfeldbruck 2017. 231 Seiten, 34,95 Euro.
von Johannes Adam
am
Do, 18. Mai 2017