"Als wäre der Tod ein rohes Ei"

TICKET-INTERVIEW: Regisseur und Hauptdarsteller Florian David Fitz über den Film "Der geilste Tag".

Drehbuchautor ("Vincent will Meer") und Regisseur ("Jesus liebt dich") – und dazu auch beliebter Schauspieler: Florian David Fitz (41) wurde mit der Serie "Doctor’s Diary" bekannt; die Kinokomödie "Männerherzen" wurde zum Hit. Mit Filmen wie "Die Vermessung der Welt" und "Die Lügen der Sieger" bewies er, dass er auch ernste Rollen ausfüllen kann – wie in der Tragikomödie "Der geilste Tag" mit Fitz als Drehbuchautor, Regisseur und auch Hauptdarsteller neben Matthias Schweighöfer. Markus Tschiedert hat ihn getroffen.

Ticket: Bereits in "Hin und weg" spielten Sie einen Sterbenskranken. Ist das nur Zufall?
Florian David Fitz: Das war wirklich Zufall. Die Idee zu "Der geilste Tag" gab es sogar vorher, weshalb ich "Hin und weg" fast abgesagt hätte, doch dann hatte mich das Drehbuch doch gepackt. Am Ende wurden es zwei total unterschiedliche Filme. Es geht in beiden um das Thema Tod, aber das wird aus unterschiedlichen Ecken beleuchtet. "Der geilste Tag" ist sehr viel komödiantischer, weil die Prämisse das klar hergibt. Man fiebert ja nicht mit, ob sie es überleben, sondern ob ihr gewagter Plan so aufgeht.
Ticket: War das von Anfang an so gedacht?
Fitz: Auf jeden Fall! Ich finde es spannend, eine Komödie über ein tragisches Thema zu machen, weil man dadurch einen anderen Zugang dazu bekommt. Das Thema Tod wird in unserer Gesellschaft ja wie ein rohes Ei behandelt, das war mit dem Thema Tourette-Syndrom in "Vincent will Meer" übrigens ziemlich ähnlich.
Ticket: Vielleicht weil es Vorbehalte gibt, ob man das überhaupt darf?
Fitz: "Vincent will Meer" überraschte schon etliche, die sich fragten, wie man daraus eine Komödie machen kann. Komödie heißt nicht automatisch, dass man sich über etwas lustig macht, sondern dass man auch über solche Dinge lachen kann. Solange man mit dem Herzen dabei ist, darf man das und soll es auch.
Ticket: Hat sich Ihre Einstellung zum Tod durch die Arbeit an diesen beiden Filmen verändert?
Fitz: Über den Tod wird immer im Zusammenhang mit Angst gesprochen. Dabei kann man nur den Tod von jemand anderem erleben, den eigenen nicht. Das ist uns nicht so bewusst. Deshalb heißt es auch in "Der geilste Tag", dass es den Tod eigentlich gar nicht gibt, sondern nur den Moment davor. Wenn man Glück hat, kann man schauen, dass dieser Moment schön ist.
Ticket: Was wollen Sie unbedingt noch erleben, bevor der Tod bei Ihnen an die Tür klopft?
Fitz: Unser Film beschäftigt sich ja mit sogenannten Bucket-Listen, auf denen Leute alles aufschreiben, was sie noch erleben wollen. Gleichzeitig stellen wir in Frage, ob das überhaupt Sinn macht. Daher auch der Titel "Der geilste Tag", der darauf zurückgeht, dass man immer denkt, im Leben zu kurz gekommen zu sein. Wir treiben das auf die Spitze. Doch erst, wenn die beiden ihre Suche danach vergessen, beschenkt sie das Leben.
Ticket: Kennen Sie das Gefühl, im Leben etwas verpasst zu haben?
Fitz: Nein, ich habe nicht den Drang, jetzt noch ganz viel nachholen zu müssen. Ich glaube, wenn ich in der Mitte meines Lebens angekommen wäre und immer noch das Gefühl hätte, viel verpasst zu haben, würde ich mein Leben hinterfragen. Wobei ich glaube, dass es ein Fehler ist zu denken, man hat etwas verpasst, weil man etwas nicht gemacht hat. Vielmehr sollte man zu der Einstellung kommen, dass es okay ist, nicht alles erleben zu müssen.
Ticket: "Der geilste Tag" ist auch eine Buddy-Komödie, in der Matthias Schweighöfer jedoch den eher ängstlichen Typen gibt. Stimmt es, dass es gewisse Parallelen zwischen ihm und seiner Figur gibt?
Fitz: Andi, wie seine Figur heißt, ist eine sehr überspitzte Variante von Matthias. Aber wenn Matthias wirklich Angst hatte, war das gar nicht so lustig, wie das im Film herüberkommt. Anfangs dachte ich, es wäre lustig, mit Matthias’ echten Ängsten umzugehen, aber das Problem ist, dass man als Schauspieler nur wirklich lustig ist, wenn man sich frei fühlt. Aber wenn man gerade tatsächliche Höhenangst hat, weil man hoch oben auf einem Kran sitzt, ist man nicht frei...
von tsc
am Fr, 26. Februar 2016

Info

DER GEILSTE TAG

Regie: Florian David Fitz
Mit Matthias Schweighöfer, Florian David Fitz, Alexandra Maria Lara u.a.
110 Minuten, frei ab 12 Jahren

Die Story
Andi (Schweighöfer) und Benno (Fitz) sind sterbenskrank und haben es satt, im Hospiz auf ihren Tod zu warten. Sie reißen aus, ergaunern sich einen Kredit und fliegen nach Afrika. In einem Wohnwagen wollen sie Land und Leute kennenlernen und hoffen auf den geilsten Tag ihres Lebens.  

Autor: bz

Badens beste Erlebnisse