Theater

Am Freiburger Wallgraben-Theater wird Ayad Akhtars Stück "Geächtet" gespielt

Am Freiburger Wallgraben-Theater wird Ayad Akhtars Stück "Geächtet" gespielt.

Es ist, so der Regisseur Ralf Buron, "eines der Stücke der Stunde". Die Rede ist von Ayad Akhtars mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetem Drama "Geächtet", das am Samstag im Freiburger Wallgraben Theater Premiere feiert.

Für Buron ist es eine Premiere in doppelter Hinsicht. Der Komponist und Musiker, Regisseur und Leiter des Theaters Pro arbeitet zum ersten Mal auf der Kellerbühne. Die Anfrage von Wallgraben-Mitinhaber Hans Poeschl stieß auf offene Ohren. "Ich kann nur Stücke inszenieren, in denen ich etwas sehe, was mich interessiert. Etwas, das gesellschaftlich relevant ist – und in ,Geächtet‘ ist eine Menge Stoff drin. Und es ist hochaktuell."

In dem 2012 uraufgeführten Stück geht es um Identität, Selbstbildnis und Fremdheit in einer globalisierten Welt. Der Anwalt Amir, Sohn pakistanischer Einwanderer wie der Stückeschreiber selber, und seine amerikanische Frau Emily, eine Künstlerin, leben in der privilegierten Upper East Side von Manhattan. Sie haben den jüdisch-amerikanischen Kurator Isaac und dessen slawische Frau Anna – im Original ist sie eine Afroamerikanerin – zum Essen eingeladen.

Was als heiter-harmlose Boulevardkomödie beginnt, spitzt sich im Laufe des Abends bedrohlich zu: Eine Diskussion über religiöse Traditionen eskaliert. Diese Eskalation macht "Geächtet" spannend, findet Buron. In rund eineinhalb Stunden Spielzeit entwickelten sich die Charaktere sichtbar und nachvollziehbar auf der Bühne. Amir versucht, seine muslimischen Wurzeln komplett zu ignorieren – das kann kaum gut gehen. Die fünf Figuren– neben den beiden Paaren spielt noch der Neffe des Anwalts eine Rolle – haben nicht nur unterschiedliche Religionen, sie haben auch eine unterschiedliche Sozialisation und eine unterschiedliche Herangehens- weise an das Thema Fremdheit. Buron sagt: "Ihr etwas lapidares Umgehen mit ihrer Verwurzelung fliegt ihnen allen um die Ohren."

Von der Konstellation her kommt dem Theaterbesucher "Geächtet" bekannt vor. Der Dramaturg des Wallgraben-Theaters Dirk Schröter stimmt zu: Das Stück sei ähnlich aufgebaut wie Yasmina Rezas "Der Gott des Gemetzels", der Einstieg erinnere an "Kunst".

Für Buron ist klar: Ayad Akhtar stellt die richtigen Fragen – er hat jedoch nicht unbedingt Antworten parat. "Auch wir werden auf gar keinen Fall Antworten geben", versichert der Regisseur. Wichtig findet er, dass die Figuren gebildete Menschen sind, sie kommen aus dem Kulturbürgertum, nicht aus dem Proletariat. "Die Problematik wird auf eine sehr bewusste intellektuelle Weise verhandelt – und trotzdem gibt es da diese Fallhöhe", sagt er. Über sein Bühnenbild will der Regisseur nicht viel verraten – nur so viel: "Die Spannung zwischen Schwarz und Weiß, zwischen: ,ich lebe meine Herkunft’ und: ,ich verneine sie’, wird deutlich."

Termine: Premiere: Sa, 11. März, 20 Uhr. Weitere Aufführungen bis zum 16. April. Das Stück wird für Besucher ab 16 Jahren empfohlen.
von Heidi Ossenberg
am Fr, 10. März 2017

Info

Rahmenprogramm

Zum Stück "Geächtet" bietet das Wallgraben-Theater überdies an:
» Am Montag, 13. März, 20 Uhr, hält Bernhard Uhde, Gründer und Direktor des Instituts für interreligiöse Studien Freiburg, einen Vortrag.
Am Montag, 20. März, 20 Uhr, liest Renan Demirkan aus "Migration – das unbekannte Leben" und "Respekt – Heimweh nach Menschlichkeit".
» Am Sonntag, 26. März, 16 Uhr, stellen Natalia Herrera, Matthias Happach und Dirk Schröter Ayad Akhtars Roman "Himmelssucher" vor.
Am Sonntag, 26. März, 20 Uhr, spricht Abdel-Hakim Ourghi, Leiter des Fachbereichs Islamische Theologie an der PH Freiburg.  

Autor: hoss

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