Anna-Louise Sarks' "Medea" wird am Theater Basel aufgeführt

TICKET-INTERVIEW: Anne-Louise Sarks’ "Medea" wird in Basel aufgeführt.

"Medea" – das ist eine Tragödie, die der griechische Dichter Euripides vor 2500 Jahren geschrieben hat. Anne-Louise Sarks, Schauspielerin und Regisseurin, hat das Stück vor sechs Jahren in Sydney inszeniert und feiert in Basel jetzt die Premiere der deutschsprachigen Adaption. Sédric Curic sprach mit der Australierin.

Ticket: Ihre Inszenierung von Euripides’ "Medea" entstand in Sydney. Warum haben Sie sich dafür entschieden, das Stück in Europa aufzuführen?
Sarks: Europa und vor allem das Theater Basel haben eine lange Geschichte der Neuinterpretation klassischer Werke. Daher wollte ich meine etwas andere Inszenierung von "Medea" hier aufführen, um Teil dieser großartigen Tradition zu sein.
Ticket: Wie unterscheidet sich Ihr Arbeitsalltag im Vergleich zu dem in Australien?
Sarks: Da ich kein Deutsch spreche, arbeite ich mit Übersetzern zusammen. Das ist ziemlich aufregend. Man muss alles hinterfragen, was einem zunächst vertraut vorkommt. Ich denke jedoch, dass wir hier die perfekte Umgebung haben, um Theater zu spielen.
Ticket: Was verbinden Sie mit "Medea"?
Sarks: Ich lernte das Stück an der Universität kennen, wo ich es auch spielte – und das nicht wirklich gut. Jahre später kam ich auf die Idee, "Medea" aus einer anderen Sicht zu schreiben.
Ticket: Welche Gründe hatte es, dass Sie auf "Medea" zurückkamen?
Sarks: Da gibt es mehrere. Vor allem fasziniert mich die Stärke und Komplexität des Charakter von Medea. Viele Leute erklären ihr Verhalten mit Rache oder Bosheit. Ich wollte einen neuen Weg finden, um ihre Geschichte zu beschreiben. Als Schauspielerin weiß ich, dass man sich in seine Rolle einfühlen muss, um sie spielen zu können. Dieses Wissen nutzte ich als Regisseurin und Autorin, um mich selbst für diese Neuinszenierung zu inspirieren.
Ticket: Denken Sie, die Komplexität des Hauptcharakters trägt dazu bei, dass das Stück nach wie vor häufig aufgeführt wird?
Sarks: Das ist mit Sicherheit einer der Gründe. Außerdem ist ihr Handeln, der Mord an ihren Kindern, nach wie vor ein Tabu-Thema in der Gesellschaft. Wir, als Menschen, können nicht anders, als kontinuierlich dieses Handeln verstehen zu wollen. Eine Geschichte über eine Frau, die ihre Kinder tötet, ist nun mal keine Fabel. Solche Gewaltverbrechen sind real, und sie passieren im Jahr 2018 nach wie vor hier wie auch in Australien. Daher kann man immer wieder auf "Medea" zurückkommen.
Ticket: In Ihrer Inszenierung verfolgt der Zuschauer die Tragödie aus der Sicht der beiden Söhne, die in ihrem Kinderzimmer spielen. Warum haben Sie diese Perspektive gewählt?
Sarks: Wann immer ich als Zuschauer in einem Theaterstück ein Kind gesehen habe, fühlte ich, dass das etwas mit mir macht. Es veränderte meine Sichtweise auf das Stück, und ich begann, es anders zu erleben. Das wollte ich nutzen und auf die Spitze treiben. Die Kinder Medeas spielen eine essenzielle Rolle, sind jedoch in den meisten Inszenierungen gar nicht oder nur kurz zu sehen. Außerdem liebe ich die Vorstellungskraft, die Kinder haben können, ihre Art miteinander zu spielen und die Welt um sich herum wahrzunehmen. Die Unschuld von Kindern kann uns immer wieder lehren, die Welt mit einer Portion mehr Unschuld zu sehen. Alles zusammen veranlasste mich, das Stück in ihre Hände zu legen. Ich denke, das war die richtige Entscheidung.

Termine: Basel, "Medea", Theater, Kleine Bühne, Premiere: Sa, 21. April, 20 Uhr;
Info unter http://www.theater-basel.ch
von bz
am Fr, 20. April 2018

Badens beste Erlebnisse