Theaterinterview
Armin Kuner über "Was ihr wollt" bei den Breisacher Festspielen
Am Samstag beginnt die neue Spielzeit auf der Freilichtbühne in Breisach: Die Laiendarsteller spielen Shakespeares Komödie "Was ihr wollt". Constantin Hegel hat mit Regisseur Armin Kuner (46) gesprochen.
Ticket: Herr Kuner, sind Sie Shakespeare-Verehrer?
Kuner: Ja, durchaus. Shakespeare hat Stücke geschaffen, die von der Tiefe der Figuren her einzigartig sind. Er war ein klasse Dramatiker. Ich glaube auch, dass er ein Theatermacher war. Also dass er nicht in seinem Kämmerlein saß und sich Texte ausgedacht hat, sondern Szenen geschrieben und die dann in der Probe ausprobiert hat.
Ticket: Was ist das Besondere auf einer Freilichtbühne?
Kuner: Vor allem in Breisach gibt es sehr viele Auf- und Abgänge. Wir können unsere Leute vom Mittelgang kommen lassen, durch eine hohle Gasse, von den Seiten, von überall. Da muss man die Übersicht behalten. Es ist eine große Bühne, die will gefüllt werden, da wollen Bilder gestellt werden, die dann auch zur Wirkung kommen. Und die Sprache ist wichtig. Lautes Sprechen müssen wir auch üben.
Ticket: Im Stück entsteht die Komik durch Rollentausch zwischen Mann und Frau. Was reizt Sie an der Thematik?
Kuner: Genau dieser Geschlechtertausch. Man sieht das heute auch in der Gesellschaft. Dass sich Menschen nicht mehr in ihren Geschlechtern wohlfühlen und dann ein anderes annehmen wollen. Und in Shakespeares "Was ihr wollt" ist die ganze Palette drin. Wenn da Malvolio mit gelben Strumpfhosen auftaucht, das hat ein bisschen was von Travestie. Ich bin aber kein Regisseur, der inszeniert, um gesellschaftspolitisch irgendwas rüberzubringen. Ich möchte einfach nur erzählen. Und die Leute sollen sich ihre Gedanken dazu machen. Oder auch nicht. Was ihr wollt, wie der Titel des Stücks.
Ticket: Wie sind sie mit der Sprache Shakespeares umgegangen?
Kuner: Ich habe eine eigene Übersetzung gemacht. Dabei habe ich die Sprache behutsam modernisiert. Allerdings kann man den Blankvers nicht ohne weiteres in heutige Sprache übersetzen. Das ist für die Schauspieler schwer zu lernen: Ein Blankvers, der sich nicht reimt, aber der dann mit seinem Rhythmus gesprochen werden will.
Ticket: Haben Sie sonst etwas am Stoff verändert?
Kuner: Ich versuche zu erzählen, das ist mein Anliegen. Politisches Theater sollen andere machen. Insofern kommt Dekonstruktion für mich nicht in Frage. Was dazu kommt, sind Songs aus der damaligen Zeit. Das würde auch Shakespeare entsprechen. Er hat gehobene Sprache, aber auch die einfache, derbe Sprache verwendet. Und er hat Lieder eingebaut, dem Publikum also ein ganzes Entertainmentprogramm geboten. So versuche ich das eben auch.
Ticket: Viel hängt bei der Rollenkomik vom richtigen Timing ab. Worauf muss man achten?
Kuner: Timing-Geschichten sind immer eine ganz heikle Sache. Die Pointe muss sitzen, sonst haben die Zuschauer zu lange Zeit zu überlegen und kommen selber drauf und dann ist der Lacher weg.
Ticket: Was fasziniert Sie am meisten an den Breisacher Festspielen?
Kuner: Der Ort ist wunderschön. Es macht unglaublich Spaß, im Freien zu inszenieren. Und die Theaterleute sind was Besonderes. Es ist wie eine große Familie da oben. Und wie es in einer Familie eben so zugeht, ist man grün miteinander und manchmal wird’s ein bisschen laut. Aber alles ist sehr natürlich, ehrlich und gerade heraus. Das ist eine sehr schöne Umgebung, um zu arbeiten.
Termine: Breisach, "Was ihr wollt", Münsterberg, Premiere: Sa, 10. Juni, 20 Uhr; weitere Aufführungen bis 9. September. Infos: http://www.festspiele-breisach.de Karten gibt es online unter bz-ticket.de/karten sowie in den BZ-Geschäftsstellen.
von bz
Kuner: Ja, durchaus. Shakespeare hat Stücke geschaffen, die von der Tiefe der Figuren her einzigartig sind. Er war ein klasse Dramatiker. Ich glaube auch, dass er ein Theatermacher war. Also dass er nicht in seinem Kämmerlein saß und sich Texte ausgedacht hat, sondern Szenen geschrieben und die dann in der Probe ausprobiert hat.
Ticket: Was ist das Besondere auf einer Freilichtbühne?
Kuner: Vor allem in Breisach gibt es sehr viele Auf- und Abgänge. Wir können unsere Leute vom Mittelgang kommen lassen, durch eine hohle Gasse, von den Seiten, von überall. Da muss man die Übersicht behalten. Es ist eine große Bühne, die will gefüllt werden, da wollen Bilder gestellt werden, die dann auch zur Wirkung kommen. Und die Sprache ist wichtig. Lautes Sprechen müssen wir auch üben.
Ticket: Im Stück entsteht die Komik durch Rollentausch zwischen Mann und Frau. Was reizt Sie an der Thematik?
Kuner: Genau dieser Geschlechtertausch. Man sieht das heute auch in der Gesellschaft. Dass sich Menschen nicht mehr in ihren Geschlechtern wohlfühlen und dann ein anderes annehmen wollen. Und in Shakespeares "Was ihr wollt" ist die ganze Palette drin. Wenn da Malvolio mit gelben Strumpfhosen auftaucht, das hat ein bisschen was von Travestie. Ich bin aber kein Regisseur, der inszeniert, um gesellschaftspolitisch irgendwas rüberzubringen. Ich möchte einfach nur erzählen. Und die Leute sollen sich ihre Gedanken dazu machen. Oder auch nicht. Was ihr wollt, wie der Titel des Stücks.
Ticket: Wie sind sie mit der Sprache Shakespeares umgegangen?
Kuner: Ich habe eine eigene Übersetzung gemacht. Dabei habe ich die Sprache behutsam modernisiert. Allerdings kann man den Blankvers nicht ohne weiteres in heutige Sprache übersetzen. Das ist für die Schauspieler schwer zu lernen: Ein Blankvers, der sich nicht reimt, aber der dann mit seinem Rhythmus gesprochen werden will.
Ticket: Haben Sie sonst etwas am Stoff verändert?
Kuner: Ich versuche zu erzählen, das ist mein Anliegen. Politisches Theater sollen andere machen. Insofern kommt Dekonstruktion für mich nicht in Frage. Was dazu kommt, sind Songs aus der damaligen Zeit. Das würde auch Shakespeare entsprechen. Er hat gehobene Sprache, aber auch die einfache, derbe Sprache verwendet. Und er hat Lieder eingebaut, dem Publikum also ein ganzes Entertainmentprogramm geboten. So versuche ich das eben auch.
Ticket: Viel hängt bei der Rollenkomik vom richtigen Timing ab. Worauf muss man achten?
Kuner: Timing-Geschichten sind immer eine ganz heikle Sache. Die Pointe muss sitzen, sonst haben die Zuschauer zu lange Zeit zu überlegen und kommen selber drauf und dann ist der Lacher weg.
Ticket: Was fasziniert Sie am meisten an den Breisacher Festspielen?
Kuner: Der Ort ist wunderschön. Es macht unglaublich Spaß, im Freien zu inszenieren. Und die Theaterleute sind was Besonderes. Es ist wie eine große Familie da oben. Und wie es in einer Familie eben so zugeht, ist man grün miteinander und manchmal wird’s ein bisschen laut. Aber alles ist sehr natürlich, ehrlich und gerade heraus. Das ist eine sehr schöne Umgebung, um zu arbeiten.
Termine: Breisach, "Was ihr wollt", Münsterberg, Premiere: Sa, 10. Juni, 20 Uhr; weitere Aufführungen bis 9. September. Infos: http://www.festspiele-breisach.de Karten gibt es online unter bz-ticket.de/karten sowie in den BZ-Geschäftsstellen.
von bz
am
Fr, 09. Juni 2017