Auf den guten Geschmack

Vogtsbauernhof will zusammen mit Slow-Food ein Wochenende lang regionale Esskultur fördern.

J e mehr Menschen in aller Welt essen wie die Amerikaner, umso mehr Menschen sehen aus wie Amerikaner: übergewichtig bis fett. Gegen Fastfood, Fertigsuppen und die drohende internationale Geschmacks-Vereinheitlichung wollen deshalb der Vogtsbauernhof im Kinzigtal und Slow-Food etwas unternehmen und den guten, sprich den regionalen Geschmack fördern. Von einer Bohnenausstellung bis zur Olivenölverkostung ist alles mit dabei. Beide Veranstalter kümmern sich, jeder für sich, um die Ernährung: Im Schwarzwälder Freilichtmuseum kennt man Lebensmittel und Ernährung vergangener Tage. Slow-Food kämpft als internationale Vereinigung für hochwertige und regionale Lebensmittel. Beteiligt sind die "Convivien", die Tafelrunden Achern-Ortenau und Freiburg.

Wie geschmacksarm heute gegessen wird, kann in jedem Supermarkt abgelesen werden: quietschrote Wassertomaten und ein ständig wachsendes Angebot an Fertigprodukten bestimmen das Bild. Was genau in den alten Schwarzwaldhöfen gegessen wurde, wird am "Wochenende des guten Geschmacks" für alle Besucher offensichtlich: Wie die Küchen arbeiteten und qualmten (schließlich gab es keine Kamine) wird vorgeführt und was eine durchschnittliche Schwarzwälder Familie im Juli an einem Tag zu essen hatte, steht auf dem Tisch des Lorenzenhofs ausgebreitet. Das Museum wäre aber nicht ein Museum, wenn es neben der leckeren Verkosterei nicht auch noch um ergänzende Informationen ginge: In der Heubodenakademie gibt es Kurzvorträge zu verschiedenen Themen wie etwa Lebensmittel und Hofbewirtschaftung vor 100 Jahren und heute, oder Regionalität und Rückbesinnung als Erfolgsmodell. Wie die Nahrungsmittel heute schmecken, demonstriert ein großer Markt auf der Wiese vor dem Falkenhof, bei dem Direktvermarkter zeigen, was sie können. Dabei ist von Apfelsekt, Most und Met über Schafskäsepasteten, Trockenobst und Waffeln alles geboten, was schmeckt und was in der Region produziert wird.

Nicht zuletzt wenden sich Slow-Food und das Museum dabei an die durch Schokoriegel und Fastfood gefährdeten Kinder, um den Geschmack zu schärfen. An Spielstationen werden ihre Sinne gefordert: mit verbundenen Augen müssen Obst- und Gemüsesorten tasten oder an Duftgläsern Gewürze oder Kräuter erraten werden. Der Schwarzwald, das sollen die Kleinen und die Großen lernen, schmeckt eben nach mehr als nur nach Tannennadeln. Die regionalen Geschmäcker sind so unverwechselbar lecker, dass es ein Jammer wäre, wenn sie aus dem Gedächtnis und dem Gaumen verschwänden, nur weil Fertigprodukte schneller zuzubereiten sind. Das Freilichtmuseum unterstützt dabei Slow Food: "Wir sehen uns als Forum der Region und tun alles, die Unverwechselbarkeit unserer Gegend zu unterstreichen", sagt Museumsleiter Jürgen Weisser.

rm

Wochenende des guten Geschmacks: Gutach (Kinzigtal), Vogtsbauernhof Samstag und Sonntag, 10./11. Juli, Sa 11 bis 16 Uhr, So 9 bis 17 Uhr; Info unter [TEL] 07831/93560

am Fr, 09. Juli 2004

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