Aus dem Leben eines Chamäleons
Zwei Figuren, wie man sie sich gegensätzlicher nicht vorstellen kann: Ulrich Matthes ist in diesem Herbst im deutschen Kino nicht nur als Propagandaminister Goebbels in Oliver Hirschbiegels "Untergang" zu sehen, sondern auch als luxemburgischer Priester und KZ-Häftling in Volker Schlöndorffs "Der neunte Tag". Aber das sei es ja, was seinen Beruf "so großartig und so gefährdend" mache, sagte der große Schauspieler kürzlich in einem Interview: dass man "mit bestimmten Figuren in extreme emotionale Zustände vordringen kann". Das Aggressive, Cholerische, Fanatische eines Goebbels, die Pein, das Entsetzen, die tiefe Einsamkeit dessen, der das Grauen von Dachau erlebt hat: Das eine wie das andere macht Matthes schon mit seinem Gesicht glaubhaft, den ausgemergelten Zügen, diesem bohrend dunklen Blick, der sich dem Zuschauer einbrennt.
Der 45-jährige Berliner, dessen Vater Chefredakteur beim Tagesspiegel war und der schon als kleiner Junge in Fernsehfilmen mitgespielt hat, ist aber nicht nur Filmschauspieler. Er debütierte Anfang der 80er-Jahre am Berliner Renaissance-Theater, wurde bereits 1987 von der Zeitschrift Theater heute zum Schauspieler des Jahres gekürt und hatte feste Engagements etwa an den Münchner Kammerspielen und an der Berliner Schaubühne. Am Deutschen Theater Berlin spielt er derzeit den George in "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" und probt den Tellheim in Lessings "Minna", die im Januar Premiere hat.
Matthes ist ein Liebhaber der Sprache: "Ein Stück von Kleist zu lesen, ist für mich ein ähnlich sinnliches Vergnügen, wie Spaghetti Arrabiata zu essen." Er hat etliche Hörbücher aufgenommen, von Tausendundeiner Nacht über Hesse bis zu Jeffrey Eugenides's "Middlesex", und im Theater auch Regie geführt. Nicht mit so durchschlagendem Erfolg wie als Darsteller, aber mit unbedingtem Engagement - für ein Theater jenseits der leer laufenden Dekonstruktion und der quietschvergnügten Beliebigkeit.
Ulrich Matthes, der Vielseitige. "Aus dem Leben eines Chamäleons" ist der heutige Abend in Freiburg überschrieben, an dem Gerhard Jörder, Journalist, Zeit-Autor und selbst ein Mann des Theaters, ihn zu Gast bei seinen "Gesprächen im Marienbad" hat. Wobei mit dem Vergleich nicht die Fähigkeit des Chamäleons gemeint sein dürfte, sich der Umgebung anzupassen. Sondern das Vermögen der Einfühlung, die Kunst der Verwandlung.
Gabriele Schoder
Ulrich Matthes, Freiburg, Fr, 10. Dez.,Theater im Marienbad 20 Uhr; Info unter [TEL] 0761/31470 oder im Internet
unter www. theater.marienbad.org
Der 45-jährige Berliner, dessen Vater Chefredakteur beim Tagesspiegel war und der schon als kleiner Junge in Fernsehfilmen mitgespielt hat, ist aber nicht nur Filmschauspieler. Er debütierte Anfang der 80er-Jahre am Berliner Renaissance-Theater, wurde bereits 1987 von der Zeitschrift Theater heute zum Schauspieler des Jahres gekürt und hatte feste Engagements etwa an den Münchner Kammerspielen und an der Berliner Schaubühne. Am Deutschen Theater Berlin spielt er derzeit den George in "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" und probt den Tellheim in Lessings "Minna", die im Januar Premiere hat.
Matthes ist ein Liebhaber der Sprache: "Ein Stück von Kleist zu lesen, ist für mich ein ähnlich sinnliches Vergnügen, wie Spaghetti Arrabiata zu essen." Er hat etliche Hörbücher aufgenommen, von Tausendundeiner Nacht über Hesse bis zu Jeffrey Eugenides's "Middlesex", und im Theater auch Regie geführt. Nicht mit so durchschlagendem Erfolg wie als Darsteller, aber mit unbedingtem Engagement - für ein Theater jenseits der leer laufenden Dekonstruktion und der quietschvergnügten Beliebigkeit.
Ulrich Matthes, der Vielseitige. "Aus dem Leben eines Chamäleons" ist der heutige Abend in Freiburg überschrieben, an dem Gerhard Jörder, Journalist, Zeit-Autor und selbst ein Mann des Theaters, ihn zu Gast bei seinen "Gesprächen im Marienbad" hat. Wobei mit dem Vergleich nicht die Fähigkeit des Chamäleons gemeint sein dürfte, sich der Umgebung anzupassen. Sondern das Vermögen der Einfühlung, die Kunst der Verwandlung.
Gabriele Schoder
Ulrich Matthes, Freiburg, Fr, 10. Dez.,Theater im Marienbad 20 Uhr; Info unter [TEL] 0761/31470 oder im Internet
unter www. theater.marienbad.org
am
Fr, 10. Dezember 2004