Kunst
Ausstellung im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart
Das Auge stockt, der Sinn kommt ins Stolpern. "Die Bestie und/ist der Souverän"? Mit einem Titel wie diesem, denkt sich der mitleidige Leser, kann eine Ausstellung ja nie reüssieren. Falsch! Neben dem Icon Link zur aktuellen Schau auf der Website des Württembergischen Kunstvereins in Stuttgart prangt in Großbuchstaben stolz der Schriftzug "Ausstellung des Jahres 2015". Mehr geht nicht für einen Kunstverein.
Die in Zusammenarbeit mit dem Museu d’Art Contemporani in Barcelona realisierte Schau versammelt Arbeiten von mehr als 30 Künstlern. Der enigmatische Titel operiert mit Jacques Derridas Figurpaar von Tier und Souverän, den beiden Polen diesseits und jenseits des Gesetzes: Das Tier kennt das Gesetz nicht, der Souverän steht über ihm. Manchmal aber, etwa im bestialischen Machtmissbrauch, verwandelt sich der Souverän selbst in seinen Gegenpol.
Doch Souveränität ist in der Schau weiter gefasst. So wie die Bestie für Animalität, Natur oder Weiblichkeit, steht der Souverän für Gott, Staat und das Männliche. Ausgestellt sind Arbeiten, die sich kritisch mit system- und staatstragenden Konzepten der besagten Polarität beschäftigen. Mary Reid und Patrick Kelleys Videos beziehen sich auf den Minotaurus-Mythos; Ines Doujaks Skulptur "Not Dressed for Conquering" thematisiert das Verhältnis von Kolonialismus, Gewalt und Ökonomie. In Damir Ockos Video "The Third Degree" geht es um Folter und Gewalt gegen Frauen. Während Ulrike Ottingers Arbeitsbuch zu dem Film "Freak Orlando" eine zwischen Alltag und Wahnsinn irrlichternde ‚Weltgeschichte" des Freaks ausbreitet. Und was, wenn der Souverän mal pausiert? 2012, zu Beginn der Griechenland-Krise, war das Land vorübergehend ohne Regierung. Stefanos Tsivopoulos filmte in den Tagen der stillen Anarchie das leere Parlament.
Termin: Württembergischer Kunstverein, Schlossplatz 2, Stuttgart. Bis 17. Januar, Di bis So 11-18 Uhr, Mi bis
20 Uhr von Hans-Dieter Fronz
Die in Zusammenarbeit mit dem Museu d’Art Contemporani in Barcelona realisierte Schau versammelt Arbeiten von mehr als 30 Künstlern. Der enigmatische Titel operiert mit Jacques Derridas Figurpaar von Tier und Souverän, den beiden Polen diesseits und jenseits des Gesetzes: Das Tier kennt das Gesetz nicht, der Souverän steht über ihm. Manchmal aber, etwa im bestialischen Machtmissbrauch, verwandelt sich der Souverän selbst in seinen Gegenpol.
Doch Souveränität ist in der Schau weiter gefasst. So wie die Bestie für Animalität, Natur oder Weiblichkeit, steht der Souverän für Gott, Staat und das Männliche. Ausgestellt sind Arbeiten, die sich kritisch mit system- und staatstragenden Konzepten der besagten Polarität beschäftigen. Mary Reid und Patrick Kelleys Videos beziehen sich auf den Minotaurus-Mythos; Ines Doujaks Skulptur "Not Dressed for Conquering" thematisiert das Verhältnis von Kolonialismus, Gewalt und Ökonomie. In Damir Ockos Video "The Third Degree" geht es um Folter und Gewalt gegen Frauen. Während Ulrike Ottingers Arbeitsbuch zu dem Film "Freak Orlando" eine zwischen Alltag und Wahnsinn irrlichternde ‚Weltgeschichte" des Freaks ausbreitet. Und was, wenn der Souverän mal pausiert? 2012, zu Beginn der Griechenland-Krise, war das Land vorübergehend ohne Regierung. Stefanos Tsivopoulos filmte in den Tagen der stillen Anarchie das leere Parlament.
Termin: Württembergischer Kunstverein, Schlossplatz 2, Stuttgart. Bis 17. Januar, Di bis So 11-18 Uhr, Mi bis
20 Uhr von Hans-Dieter Fronz
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Fr, 11. Dezember 2015