Einfach mal abhängen
Baumzelt am Schluchsee
Hochkommen? Hochkommen. Nur wie? "Reinhängen, runterdrücken, draufsitzen, Beine nach- und Schuhe vorher ausziehen. Wegen der Nadeln", sagt Ralf vom Schwarzwaldcamp am Schluchsee freundlich und guckt fragend. Aha. Nee, kein Problem, wir schaffen das schon. Über den Nasen baumelt ein Baumzelt, also auf zum Entern. Stopp, gleich. Erst Camp gucken.
Willi heißt unser Kollege für eine Nacht; er hängt zwischen drei Fichten straff gespannt in der Luft und sieht ansonsten aus wie ein ganz gewöhnliches, dreieckiges Kuppelzelt. Außerdem gibt es noch Hans, Franz oder Jakob. Aber wer Willi wählt, will hoch hinaus, so wie wir, auf drei Meter Höhe. Ein Zelt mit Name? "Ja", Ralf nickt. "Jedes hat für unseren Chef eine besondere Bedeutung. Wir haben außerdem Tipis, da ist Paul, unser Familienzelt, hinten steht Heckesepp und da Alfons", erklärt Ralf. "Und das hier ist Gisela, unsere Gondel", sagt Ralf und mit Gisela endet auch unser Erkundungsrundgang. "Falls ihr mich braucht, ich bin da unten", Ralf deutet mit dem Finger in den Wald. Alles klar, passt schon.
Hm, lecker, Heidelbeeren, die Freundin pflückt welche, das ganze Waldstück ist vollgepackt mit blauen Sträuchern und die Luft duftet harzig-süß wie ein eben frisch eingelassenes Fichtennadelschaumbad. Schmale Trampelpfade führen durch die Fichten und Sträucher, vorbei an Baumwurzeln, um kleine, hübsche Holzterrassenpodeste mit Tisch und Stühlen drum herum und zwei Abzweigungen weiter zu Willi.
Los geht’s: Erst rauf auf den Hocker und dann auf die Holzkiste. Wie war das nochmal? Hochstemmen, ächzen, es wippt, dann den Rest auf das schwarze Unterbodennetz nachziehen. Und jetzt ins richtige Zelt, Kopf rein ins Einstiegsloch, wieder hochstemmen. Willi gibt nach. Gott, ist das anstrengend, wie kommen die Beine hoch? "Was machst denn du da?", die Freundin lacht. Haha. Drehen, wenden, autsch, geschafft, endlich drin. "Cool, jetzt du."
Schlau: Sie hängt sich ins Netz, schiebt den Po einfach drauf, sitzt obenauf und grinst. "Jaja, ist ja gut", sage ich, erst mal Probeliegen. Fallenlassen, es wippt sanft. Wie im Wasserbett oder in der Hängematte, aber doch ganz anders, straffer irgendwie. Sanft schaukelt das Zelt-Waldschiff nach. Wir ziehen den Reisverschluss einer der Luken auf, stecken die Köpfe raus und fahren mit dem Blick den Fichtenholzstamm samt Nadelkrone entlang direkt in den weißblauen Himmel hinein. Gute Luft, schöne, hypnotische Aussicht, fast könnte man zum Ommm-Jünger werden und das auch so verlautbaren. Stattdessen: "Komm, wir machen Picknick am See", sage ich, die Freundin nickt.
Unten macht der Schluchsee mit Minisanddünen und wiegendem Schilfgras einen auf kleine Nordsee, nur die Waldhügel an der weit entfernten Uferseite verraten das Schwarzwaldgewässer. Dunkelblaue Bonsaiwellen kräuseln sich im Wind, kommen mit sanftem Schmatzen am Ufer an. Wie ein Papierschiff treibt weit hinten ein Segelboot, scheint Stress und Alltagsproblemchen aufzuladen und einfach damit davonzufahren. Schnell ist der Steintisch gedeckt und ein Gläschen eingeschenkt, auf den Ein-Tages-Entspannungsurlaub an der Schwarzwald-Riviera, das tut gut.
Dunkel ist der Weg zurück durchs stille Camp, ausgeleuchtet nur durch den Stirnlampenkegel, Willi wartet schon. Fast schon routiniert gelingt der Einstieg, dann schnell in den Schlafsack. Rumnesteln, Kissen richten, sanft wippt der Boden nach. Durch die Guckluke lugen die Sterne (ganz ohne Dach ist’s noch zu kalt), die Wipfel winken, zufriedenes Seufzen: hochgekommen, runtergekommen und nun abhängen – gute Nacht.
Weitere Infos: Schlafen im Baumzelt am Schluchsee, Schwarzwaldcamp, zwei Personen nächtigen zu 79 Euro, buchbar unter
http://www.original-landreisen.de von Anita Fertl
Willi heißt unser Kollege für eine Nacht; er hängt zwischen drei Fichten straff gespannt in der Luft und sieht ansonsten aus wie ein ganz gewöhnliches, dreieckiges Kuppelzelt. Außerdem gibt es noch Hans, Franz oder Jakob. Aber wer Willi wählt, will hoch hinaus, so wie wir, auf drei Meter Höhe. Ein Zelt mit Name? "Ja", Ralf nickt. "Jedes hat für unseren Chef eine besondere Bedeutung. Wir haben außerdem Tipis, da ist Paul, unser Familienzelt, hinten steht Heckesepp und da Alfons", erklärt Ralf. "Und das hier ist Gisela, unsere Gondel", sagt Ralf und mit Gisela endet auch unser Erkundungsrundgang. "Falls ihr mich braucht, ich bin da unten", Ralf deutet mit dem Finger in den Wald. Alles klar, passt schon.
Hm, lecker, Heidelbeeren, die Freundin pflückt welche, das ganze Waldstück ist vollgepackt mit blauen Sträuchern und die Luft duftet harzig-süß wie ein eben frisch eingelassenes Fichtennadelschaumbad. Schmale Trampelpfade führen durch die Fichten und Sträucher, vorbei an Baumwurzeln, um kleine, hübsche Holzterrassenpodeste mit Tisch und Stühlen drum herum und zwei Abzweigungen weiter zu Willi.
Los geht’s: Erst rauf auf den Hocker und dann auf die Holzkiste. Wie war das nochmal? Hochstemmen, ächzen, es wippt, dann den Rest auf das schwarze Unterbodennetz nachziehen. Und jetzt ins richtige Zelt, Kopf rein ins Einstiegsloch, wieder hochstemmen. Willi gibt nach. Gott, ist das anstrengend, wie kommen die Beine hoch? "Was machst denn du da?", die Freundin lacht. Haha. Drehen, wenden, autsch, geschafft, endlich drin. "Cool, jetzt du."
Schlau: Sie hängt sich ins Netz, schiebt den Po einfach drauf, sitzt obenauf und grinst. "Jaja, ist ja gut", sage ich, erst mal Probeliegen. Fallenlassen, es wippt sanft. Wie im Wasserbett oder in der Hängematte, aber doch ganz anders, straffer irgendwie. Sanft schaukelt das Zelt-Waldschiff nach. Wir ziehen den Reisverschluss einer der Luken auf, stecken die Köpfe raus und fahren mit dem Blick den Fichtenholzstamm samt Nadelkrone entlang direkt in den weißblauen Himmel hinein. Gute Luft, schöne, hypnotische Aussicht, fast könnte man zum Ommm-Jünger werden und das auch so verlautbaren. Stattdessen: "Komm, wir machen Picknick am See", sage ich, die Freundin nickt.
Unten macht der Schluchsee mit Minisanddünen und wiegendem Schilfgras einen auf kleine Nordsee, nur die Waldhügel an der weit entfernten Uferseite verraten das Schwarzwaldgewässer. Dunkelblaue Bonsaiwellen kräuseln sich im Wind, kommen mit sanftem Schmatzen am Ufer an. Wie ein Papierschiff treibt weit hinten ein Segelboot, scheint Stress und Alltagsproblemchen aufzuladen und einfach damit davonzufahren. Schnell ist der Steintisch gedeckt und ein Gläschen eingeschenkt, auf den Ein-Tages-Entspannungsurlaub an der Schwarzwald-Riviera, das tut gut.
Dunkel ist der Weg zurück durchs stille Camp, ausgeleuchtet nur durch den Stirnlampenkegel, Willi wartet schon. Fast schon routiniert gelingt der Einstieg, dann schnell in den Schlafsack. Rumnesteln, Kissen richten, sanft wippt der Boden nach. Durch die Guckluke lugen die Sterne (ganz ohne Dach ist’s noch zu kalt), die Wipfel winken, zufriedenes Seufzen: hochgekommen, runtergekommen und nun abhängen – gute Nacht.
Weitere Infos: Schlafen im Baumzelt am Schluchsee, Schwarzwaldcamp, zwei Personen nächtigen zu 79 Euro, buchbar unter
http://www.original-landreisen.de von Anita Fertl
am
Fr, 13. Juli 2018