Bierwanderweg Ehingen

Drei Kirchtürme, vier Brauereien, 43 Sorten Bier, ebenso viele Seiten in der offiziellen Bierkulturstadt-Broschüre und noch mehr Kräne aller Art, deren Arme am nördlichen Stadtrand in den blauen Himmel ragen: Das ist Ehingen an der Donau zwischen Alb und Oberschwaben. Verbunden sind Brauereien, Biergärten und Donauufer durch den Bierwanderweg, den einzigen zertifizierten Stadtwanderweg im Ländle.

Biertradition und Bierkultur reichen in Ehingen bis ins Jahr 1384 zurück, als erstmals ein Bierbrauer in der Stadtgeschichte erwähnt wurde; als Bierkulturstadt versteht sich die Große Kreisstadt heute.

Den Startpunkt des Bierwanderwegs auf dem Marktplatz steuert man am besten vom Bahnhof aus an. Bei dem Reise- und Informationsbüro in der Bahnhofstraße gibt es einen kostenlosen Plan. Den Werbespruch "Wir wandern von einem Bier zum andern" muss man keineswegs wörtlich nehmen. Dazu gibt es auf den ersten knapp vier Kilometern des Wegs durch die Innenstadt, den man als Multimedia-Rundgang mit dem Smartphone zurücklegen kann, zu viel zu entdecken.

Das beginnt bereits am Marktplatz mit originellen Theodul-Brunnen, dem Rathaus und Ständehaus. Die drei sehenswerten Kirchen (Liebfrauen-, Herz-Jesu- und Stadtpfarrkirche St. Blasius) verraten mit ihrer barocken Ausstattung die Nähe Ehingens zu Oberschwaben und Vorarlberg. Fachwerkhäuser prägen die Straßen und Gassen der Stadt, durch die die Route führt. Besonders eindrucksvoll das ehemalige Heilig-Geist Spital, heute städtisches Museum, mit seinem Giebel über drei Etagen. Die drei Innenstadtbrauereien dazwischen muss man regelrecht suchen. Ende des 19. Jahrhunderts waren es noch 21.

Es sind vor allem die historischen Wirtshausschilder, die den Standort der Brauereien Schwanen, Schwert und Rössle verraten. Während Schwert und Rössle sich mit ihren Gaststätten fast bescheiden geben, rühmt sich die Brauerei Schwanen mit ihren 19 Biersorten als eine der sortenreichsten Brauereien Deutschlands. Dazu kommen Bierpralinen, Bierlikör und Bierschnäpsle. Brauereiführungen und Brauseminare führen im Schwanen hinter die Kulissen der Ehinger Braukunst, die mit den Innenstadt-Brauereien keineswegs zu Ende ist.
Denn der Bierwanderweg führt weiter durch den Wolfertpark, hinunter an die Donau und über den Fluss in den Stadtteil Berg zur gleichnamigen Brauerei und in ihren Gewölbekeller. In 13 Meter Tiefe geht es durch die Geschichte des Gerstensafts und der speziellen Tradition der Berg-Brauerei.

Seit 1466 hat das Wirtshaus in Berg das Recht zum Brauen, seit 1757 geführt von der Familie Zimmermann. Besonders stolz ist man dort auf das Ulrichsbier, das 1911 erstmals zum Fest des heiligen Ulrich und seit 1981 das ganze Jahr über gebraut wurde. Es kommt mit seiner dunklen Farbe aus dem Holzfass, ist kohlensäurearm, besonders süffig – und passt gut zu "Schwäbischer Pasta von der Alb", das sind Penne in leichtem Rahmsößle.

So gestärkt geht es zurück auf den Bierwanderweg. Jetzt kommt das landschaftlich interessanteste Stück auf dem Naturerfahrungspfad Donau-Schmiech durchs Donauried, wo Biber und Eisvogel zu Hause sind, und zurück über die Donau beim Stadtteil Nasgenstadt. Unterhalb des Wolfertparks schließt sich der Kreis, jetzt bleiben nur noch die letzten paar hundert Meter zurück zum Marktplatz und sicher noch einmal in einen der vielen Biergärten, wenigstens ein paar der 43 Biere wollen verkostet sein.

Weitere Infos: Bierwanderweg Ehingen: 14 km
Multimedia-Rundgang, Innenstadt: 3,9 km; http://mehr.bz/bierw
Brauereiführung im Schwanen:
Mo-Sa nach Vereinbarung Tel. 07391/ 53420, http://www.schwanen-ehingen.de
Gewölbekeller Berg-Brauerei: Mo-Do, 10-12 Uhr, 13.30-17 Uhr,
Fr 10-13.30 Uhr, Infos: Tel. 07391/ 7717-10, http://www.bergbier.de

von Rolf Müller