Blumiger Tod durch Ertränken

Beim Festival der Pflanzen in Basel sind Fleisch fressende Pflanzen beim Frühstück und die neuen Gewächshäuser zu bewundern.

S ie heißen Nepenthes. Sie klettern ganz harmlos in Australien und in Asiens Tropen umher. Doch wenn sie Hunger verspüren, stellen sie ihrem Opfer eine perfide Falle und verurteilen es zum Tod durch Ertränken. Wer dieses Schauspiel live erleben will, der fährt am Wochenende nach Basel. Und zwar zum "Festival der Pflanzen" in den Botanischen Garten. Denn die Nepenthes, zu Deutsch Kannenpflanzen, sind nicht nur spektakulär. Sie sind auch eine beliebte Zier in Tropenhäusern.

Das hybride Reich der Kannenpflanzen wird am Samstag und Sonntag, 14. und 15. August, im Botanischen Garten der Universität Basel nachgestellt. Die Fleisch fressenden Sträucher locken ihre Beute in kannenförmige Blätter. In deren Schlund befindet sich eine Flüssigkeit, in der das gefangene Tier ertrinkt und dann durch ein Eiweiß spaltendes Enzym zersetzt wird. Heinz Schneider, Kustos am Botanischen Garten, verspricht: "Präsentiert werden die Fleischfresser von einem absoluten Insider, der Pflegetipps geben kann."

Anlass für das "Festival der Pflanzen" ist die Eröffnung der neuen Gewächshäuser für die wissenschaftliche Anzucht. 1,6 Millionen Franken hat sich die Uni die, so Schneider, "schicke Architektur" mit ihrem technisch anspruchsvollen Innenleben kosten lassen. Kein Pappenstiel in Zeiten, da der Botanische Garten eine Schließung erst kürzlich abgewendet hat, doch der Spardruck mit der drohenden Entlassung von Angestellten noch nicht ausgestanden ist.

Zur Feier des Tages schließt die Basler Botanik ihre Pflanzenschatzkammer auf. Danach werden die neuen Anzuchthäuser für die Öffentlichkeit wieder unzugänglich bleiben. Herrliche Bromelien, rund 50 verschiedene Passionsblumen, bizarre Kakteen und sumpfige Kulturen für Aquarianer - ausnahmsweise ist alles hautnah zu bestaunen. In einem der Häuser ist die stolze Orchideensammlung der Uni zu bewundern - das ist nicht nur für Gartenfans ein Muss.

Experten halten kleine Kurse und lassen sich bereitwillig Löcher in den Bauch fragen. "Wir haben ein Dutzend Spezialisten zusammengetrommelt", sagt Schneider. Der Baumschulfachmann erklärt die Kunst des Okulierens, das Veredeln von Obst- und Zierhölzern. Versierte Gärtner verraten Tricks, wie sich Schmuckstauden am besten vermehren. Zudem ist ein Pflanzen-Doc vor Ort, der Interessantes über Parasiten und ihre Wirte erzählen kann. Wer ein krankes Pflanzenteil oder ein Foto des Patienten mitbringt, bekommt eine Diagnose gestellt - und das ganz ohne Praxisgebühr.

Stephan Reuter

Festival der Pflanzen Basel, Botanischer Garten, Sa, 14. August, 11 bis 22 Uhr, So, 15. August, 10 bis 17 Uhr; Anfahrt ab Badischer Bahnhof Buslinie 33 zur Haltestelle Spalentor; Infos im Internet unter http://www.unibas.ch/botgarten

am Fr, 13. August 2004

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