Theater

Christoph Marthalers „Mir nämeds uf öis“ im Pfauen Zürich

Christoph Marthaler kehrt mit "Mir nämeds uf öis" nach Zürich zurück.

Er ist schon einmal wie der verlorene Sohn gefeiert worden – 2000, als der 1951 im Kanton Zürich geborene Christoph Marthaler die Intendanz des Schauspielhauses übernahm. Zum Start inszenierte er im Schiffbau eine Art Schweizer Abend – mit sehr viel Schweizerdeutsch, so dass die zugereiste Kritikerin Mühe hatte, die Dialoge auf der Bühne zu verstehen.

Genutzt hat ihm der Bonus des Landessohns am Ende nicht. Nach nur vier Jahren durfte sich der Regisseur als Schauspielchef wieder verabschieden. Die Zahlen, die in der Schweiz womöglich mehr gelten als anderswo, waren schlecht. Das deutschsprachige Feuilleton reagierte mit Empörung, Marthaler wurde sofort zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Seiner Reputation als stilbildender Theatermacher hat das ökonomische Scheitern am Zürichsee nicht geschadet.

Jetzt kehrt Marthaler, dem die Zürcher so hinreißende Theaterabende wie die Inszenierung von Franz Schuberts "Schöner Müllerin" verdanken, noch einmal zurück an das Theater seiner Heimatstadt. "Wir nämeds uf öis" lautet der Titel seiner neuen Schweizer Produktion – und das klingt wieder verdammt nach norddeutschen Verständnisschwierigkeiten. "Wir nehmen es auf uns", so die hochdeutsche Übersetzung, scheint aber laut Ankündigung alles andere als ein gemütlicher Heimatabend zu werden. Es geht, wie immer in der Schweiz, um Zahlen. Um Zahlen, die man loswerden will, die nicht in die sauberen Bilanzen passen, die entsorgt werden müssen.

Marthaler und sein Ensemble haben deshalb einen "Bad State" gegründet, dessen Existenz darauf ausgerichtet ist, anderen ihre Probleme abzunehmen. Der "Bad State" ist die Steigerung der Bad Bank, die angesichts der globalen Finanzströme überfordert zu sein scheint. Wie gesagt: "Wir nämeds uf öis". Ein schöner Zug der Schweiz.

Termine: Premiere: Do, 14. Dezember, Pfauen, 20 Uhr. Weitere Termine: 17, 22. und 28. Dez., 12., 15., 19., 31. Jan., 2. Feb.
von Bettina Schulte
am Fr, 08. Dezember 2017

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