Textilkunst

Claudia Treffert zeigt in Offenburg die Kunst der Bauhaus-Weberinnen

Claudia Treffert erinnert mit ambitionierter Textilkunst an das Werk der Künstlerinnen im Experimentallabor der Moderne.

OFFENBURG. Was einmal selbstverständliches reines Handwerk war, wird immer mehr zur Seltenheit. Die Offenburgerin Claudia Treffert hat sich der Gestaltung in der Weberei verschrieben. Zum hundertjährigen Jubiläum des Bauhauses erinnert sie mit einer kleinen Schau von Webbildern und Webprodukten in der Offenburger Buchhandlung Akzente an die Frauen am Bauhaus: Anni Albers, Gertrud Arndt, Ida Kerkovius, Otti Berger, Benita Koch-Otte, Gunta Stölzl.

Bei der Gründung des Bauhauses im Jahr 1919, so erfahren die Vernissagen-Besucher von Architektin Andrea Thomann zur Einführung, schrieben sich mehr Frauen als Männer ein. Dabei ist von Oskar Schlemmer der spöttische Satz überliefert: "Wo Wolle ist, ist auch ein Weib, das webt, und sei es nur zum Zeitvertreib". Nur vereinzelt nahmen Frauen an anderen Bauhauswerkstätten teil. Denn es herrschte heftiger Gegenwind.

Wenn man die rhythmischen Bilder mit ihren rechteckigen Formen etwa von Anni Albers kennt, dann lassen sich die Bezüge zu den Arbeiten von Claudia Treffert leicht herstellen. Sie experimentiert mit Farbe und Garn. Vier Webstühle unterschiedlicher Breite stehen ihr zur Verfügung. Seit 2010 befasst sie sich hauptberuflich mit der Weberei. Die geraden, quadratischen und rechteckigen Formen liegen ein bisschen in der Natur der Sache. Die Kettfäden, mit denen der Webstuhl bespannt ist, und die über Tretpedale in der Höhe verändert werden können, verlaufen quer zum Schussfaden, der das Gewebe komplettiert. Muster werden zunächst auf Papier gezeichnet. Das Weben selbst, so erfährt es Claudia Treffert, sei eine die Konzentration fordernde Angelegenheit, in der man ganz bei sich sei, geradezu ein körperliches Workout. Ablenkung würde schnell zu Fehlern führen.

Doppelseitige Gewebe entstehen, die Qualität der Fäden kann sehr unterschiedlich sein, Baumwolle, Leinen, Merino Wolle. Maulbeerseide ist der kostbarste reinste Faden, der sich allerdings elektrostatisch auflädt, im Gegensatz zur Bourette-Seide. Dann noch Fäden, die aus Baumwolle und Leinen gemischt sind, locker oder fest gewebt, die Grenzen zum Kunsthandwerk sind fließend.

Da, wo die Bilder einen eigenen Rahmen bekommen, kann man sie nach formalen Gesetzen der abstrakten Bildkunst betrachten, die Farbverteilung, die Linienverläufe, die Breite der Fächer, was dominiert und was in den Hintergrund tritt, wie das Auge gereizt wird, wo der Schwerpunkt im Bild liegt. In diesem Sinne sind die Webbilder angenehm, streng formal und geschmackvoll. Kontraste sind über die Farbgebung gestaltet, kräftiges leuchtendes Blau ragt in mildes Gelbgrün, Farbkombinationen sind ambitioniert. Manche Fäden reagieren schimmernd im Licht. Einen weiteren Einfluss auf das Gewebe hat die Nachbehandlung etwa mit kaltem oder heißem Wasser. Im Gespräch bemerkt Claudia Treffert, dass es inzwischen schwierig sei, in Deutschland an Garne in Kleinmengen zu kommen. Gehandelt werden Garne für die industrielle Fertigung im Rahmen von 200 Kilogramm bis eine Tonne.

Bis zum 8. Juni sind die Arbeiten in der Buchhandlung zu sehen, außerdem ist es möglich einen Werkstatt-Besuch in der Luisenstraße bei Claudia Treffert zu machen.

Buchhandlung Akzente, Metzgerstr. 17, Offenburg, geöffnet: Mo. – Fr. 9 – 18 Uhr, Sa. 9 - 14 Uhr. Atelier Treffert, Luisenstraßen 10, Offenburg, bis 8. Juni, Tel. 0781-9484726, geöffnet Di, Mi, Fr von 14.30 bis 17.30, https://textiles-mag-text.de
von Susanne Ramm-Weber
am Di, 28. Mai 2019

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