"Da musst du fit sein"
Vor 26 Jahren wurde in den Ötztaler Alpen eine mumifizierte Leiche gefunden. Es dauerte, bis Alter und Todesursache der Mumie bestimmt waren. Danach lebte der Ötzi, so der Spitzname, vor 5300 Jahren – und er wurde ermordet. Daraus ist nun der Film "Der Mann aus dem Eis" entstanden, der Spekulationen nährt, wie Ötzi womöglich zu Tode gekommen ist. Eine Idealrolle für Extremschauspieler Jürgen Vogel. Markus Tschiedert traf den 49-Jährigen bei den Dreharbeiten in Österreich.
Ticket: Was wussten Sie über Ötzi, bevor Ihnen die Rolle angeboten wurde?
Vogel: Ich wusste, dass man jemand im Eis gefunden hatte, der vor über 5300 Jahren gelebt hat. Auch eine Dokumentation über seine Entdeckung und Todesursache habe ich gesehen. Aber man hat keine Ahnung, wie das passiert ist. Das gibt uns eine wahnsinnige Freiheit, im Film zu erzählen, wie es hätte passiert sein können. Wir behaupten aber nicht, dass es genauso war. Es ist Fiktion, um daraus einen spannenden Abenteuerfilm zu machen.
Ticket: Nichts ist geschönt. Sie haben unter Naturbedingungen wie vor 5000 Jahren gedreht...
Vogel: Ja, das war wie eine Reise in eine Zeit, in der es wirklich ums Überleben ging. Mich reizen Figuren, die um ihre Existenz kämpfen müssen, und damals war das Leben so. Man musste ein guter Jäger sein. Wir wurden auch im Bogenschießen trainiert. Was mir total Spaß gemacht hat, weil ich es auch gut konnte. Im Film habe ich nicht einfach nur eine Attrappe. Damit konnte man wirklich ein Tier erlegen.
Ticket: Es war vor allem eine körperliche Herausforderung. Wie haben Sie denn das bewältigt?
Vogel: Indem ich schon ein halbes Jahr vor Drehbeginn mit dem Training angefangen habe. In dieser Zeit bin ich vor allem viel gelaufen, pro Woche bestimmt 40 Kilometer. Ich habe mich anders ernährt – kein Zucker und gute Kohlenhydrate. Du merkst einfach, dass du mehr Energie hast, und die brauchte ich. Wir haben die ganze Zeit draußen in Höhen gedreht, wo ich viel klettern und frieren musste. Da musst du fit sein. Mit Ende 40 muss man schon was machen, das kommt nicht von allein. Aber ich finde physische Rollen toll und mache das sehr gern.
Ticket: Auch wenn wie hier die Gefahr besteht, sich zu erkälten?
Vogel: Ich bin für den Film sogar durchs kalte Bergwasser gewatet, und es ist nichts passiert. Wenn du gut vorbereitet bist und eine gute Kondition hast, viel Vitamine und Magnesium zu dir nimmst, geht das schon. Ich rauche auch nicht mehr, habe vor über drei Jahren damit aufgehört. Darüber bin ich sehr froh. Das war die letzte Sünde, die ich hatte.
Ticket: Wie schwer fällt es Ihnen, sich zu disziplinieren?
Vogel: Mit 14 habe ich schon mit Kampfsport wie Shiatsu angefangen. Kampfsport ist die perfekte Schule, sich selbst zu disziplinieren. Auch für einen Schauspieler ist das gut. Dann ist man auch nicht so ein Jammerlappen. Disziplin heißt für mich, sich selbst unter Kontrolle zu kriegen und zu versuchen, auch mental bei sich zu sein und an seine Grenzen zu gehen.
Ticket: An seine Grenzen gehen?
Vogel: Menschen sind nicht geschaffen, um zu sitzen, und ich war schon immer jemand, der gern Dinge ausprobiert. Auch schauspielerisch traue ich mich das, und ich finde das geil, Dinge zu tun, die andere vielleicht ablehnen würden. Wenn jemand zu mir sagt, das kannst du nicht machen, das schadet deiner Karriere, will ich es unbedingt machen.
Ticket: In "Der Mann aus dem Eis" geht es auch um Spiritualität.
Vogel: Ja, das haben wir mal so eingebaut, weil wir das Gefühl hatten, das Ötzi jemand ist, der in seinem Dorf das moralische Sagen hat. Bei Geburten und wenn jemand stirbt, gibt es Rituale. Wir wollten dem Ganzen etwas Spirituelles geben, weil wir sicher sind, dass Menschen, die zu jener Zeit ums Überleben gekämpft haben, ebenfalls so etwas wie Kultur und Gottheit hatten.
von tsc
Vogel: Ich wusste, dass man jemand im Eis gefunden hatte, der vor über 5300 Jahren gelebt hat. Auch eine Dokumentation über seine Entdeckung und Todesursache habe ich gesehen. Aber man hat keine Ahnung, wie das passiert ist. Das gibt uns eine wahnsinnige Freiheit, im Film zu erzählen, wie es hätte passiert sein können. Wir behaupten aber nicht, dass es genauso war. Es ist Fiktion, um daraus einen spannenden Abenteuerfilm zu machen.
Ticket: Nichts ist geschönt. Sie haben unter Naturbedingungen wie vor 5000 Jahren gedreht...
Vogel: Ja, das war wie eine Reise in eine Zeit, in der es wirklich ums Überleben ging. Mich reizen Figuren, die um ihre Existenz kämpfen müssen, und damals war das Leben so. Man musste ein guter Jäger sein. Wir wurden auch im Bogenschießen trainiert. Was mir total Spaß gemacht hat, weil ich es auch gut konnte. Im Film habe ich nicht einfach nur eine Attrappe. Damit konnte man wirklich ein Tier erlegen.
Ticket: Es war vor allem eine körperliche Herausforderung. Wie haben Sie denn das bewältigt?
Vogel: Indem ich schon ein halbes Jahr vor Drehbeginn mit dem Training angefangen habe. In dieser Zeit bin ich vor allem viel gelaufen, pro Woche bestimmt 40 Kilometer. Ich habe mich anders ernährt – kein Zucker und gute Kohlenhydrate. Du merkst einfach, dass du mehr Energie hast, und die brauchte ich. Wir haben die ganze Zeit draußen in Höhen gedreht, wo ich viel klettern und frieren musste. Da musst du fit sein. Mit Ende 40 muss man schon was machen, das kommt nicht von allein. Aber ich finde physische Rollen toll und mache das sehr gern.
Ticket: Auch wenn wie hier die Gefahr besteht, sich zu erkälten?
Vogel: Ich bin für den Film sogar durchs kalte Bergwasser gewatet, und es ist nichts passiert. Wenn du gut vorbereitet bist und eine gute Kondition hast, viel Vitamine und Magnesium zu dir nimmst, geht das schon. Ich rauche auch nicht mehr, habe vor über drei Jahren damit aufgehört. Darüber bin ich sehr froh. Das war die letzte Sünde, die ich hatte.
Ticket: Wie schwer fällt es Ihnen, sich zu disziplinieren?
Vogel: Mit 14 habe ich schon mit Kampfsport wie Shiatsu angefangen. Kampfsport ist die perfekte Schule, sich selbst zu disziplinieren. Auch für einen Schauspieler ist das gut. Dann ist man auch nicht so ein Jammerlappen. Disziplin heißt für mich, sich selbst unter Kontrolle zu kriegen und zu versuchen, auch mental bei sich zu sein und an seine Grenzen zu gehen.
Ticket: An seine Grenzen gehen?
Vogel: Menschen sind nicht geschaffen, um zu sitzen, und ich war schon immer jemand, der gern Dinge ausprobiert. Auch schauspielerisch traue ich mich das, und ich finde das geil, Dinge zu tun, die andere vielleicht ablehnen würden. Wenn jemand zu mir sagt, das kannst du nicht machen, das schadet deiner Karriere, will ich es unbedingt machen.
Ticket: In "Der Mann aus dem Eis" geht es auch um Spiritualität.
Vogel: Ja, das haben wir mal so eingebaut, weil wir das Gefühl hatten, das Ötzi jemand ist, der in seinem Dorf das moralische Sagen hat. Bei Geburten und wenn jemand stirbt, gibt es Rituale. Wir wollten dem Ganzen etwas Spirituelles geben, weil wir sicher sind, dass Menschen, die zu jener Zeit ums Überleben gekämpft haben, ebenfalls so etwas wie Kultur und Gottheit hatten.
von tsc
am
Fr, 01. Dezember 2017
Info
Der Mann aus dem Eis
Regie: Felix Randau
Mit Jürgen Vogel, Franco Nero, André Hennicke, Sabin Tambrea, Susanne Wuest und anderen
96 Minuten, frei ab 12 Jahren
Die Story
Irgendwo in den Ötztaler Alpen vor mehr als 5300 Jahren. Hier lebt Kaleb (Jürgen Vogel) mit seiner Sippe. Als er auf der Jagd ist, wird das Dorf überfallen – und fast alle sterben. Kaleb will Rache und nimmt die Verfolgung nach den Mördern auf.
Autor: bz