Da poppt vieles auf

Beginner legen sich auf ihrem jüngsten Album ins Zeug.

Sie stehen für den deutschen Rap der späten 90er-Jahre: die Beginner. Das 1998 erschienene zweite Album "Bambule" gilt bereits als Klassiker des deutschen Rap, prägte die Sprache einer Generation, "hat den Wortschatz erweitert", befand die Wochenzeitung Die Zeit. Das Hamburger Trio orientierte sich damals zwar wie fast alle an US-Vorbildern, reicherte deren Kreationen aber mit Eigenem an, mischte Lokalkolorit in den rhythmisierten Sprechgesang. Für den bis heute erfolgreichsten Song "Liebeslied" etwa adaptierten sie Dr. Dres G-Funk, rührten das aber an mit norddeutscher Schnodderigkeit und katapultierten das Gebräu so ins Blickfeld kritischerer Mittelschichtmenschen.

Das Album "Blast Action Hero" von 2003 landete als eines der ersten deutschen HipHop-Alben gar auf Platz eins der Album-Charts. Dann aber wurde es ruhig um das Trio. Erst 13 Jahre nach diesem Erfolg meldeten sich Eizo Eiz (Jan Eißfeldt), Denyo (Dennis Lisk) und DJ Mad (Guido Weiß) vergangenes Jahr mit "Advanced Chemistry" wieder zurück; wohl auch weil Soloprojekte – abgesehen von Eizi Eiz, der als Jan Delay durchaus Erfolge hatte und in der Rolle 2010 auch schon bei Stimmen war – eher floppten.

Das Album, in dem sechs Jahre Arbeit stecken, spielt denn auch schon vom Namen her an auf die intellektuelle Blüte des Deutsch-Rap, ist "eine Verbeugung" (FAZ) vor den Pionieren der gleichnamigen Heidelberger Formation um den Deutsch-Haitianer Torch. Und die Beginner legen sich wirklich ins Zeug für ihr erst viertes Album. Da poppt vieles auf, was sich seit 2003 getan hat im HipHop. Da sind Trap-Beats aus dem Süden der USA zu hören. Da werden Brücken geschlagen zu kalifornischer Ratchet-Music. Da gibt’s Anleihen bei Grime und Dubstep, beim Reggae oder Elektrosignale à la Deichkind und immer mal wieder ein Pop-Piano, das an "Liebeslied" denken lässt.

Inhaltlich bleibt die Verbrüderung mit dem politisch ambitionierten Heidelberger Rap zwar etwas dünn. Statt einer Standortbestimmung leitet die Beginner wohl der Impuls zum Entertainen. Auch der knallige Beat könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass "das Rap aus dem Seniorenstift" sei, monierte denn auch die FAZ. Eines aber bleibt: Live kommt das "hammerhart" rüber, urteilte der Münchner Merkur nach einem Auftritt im dortigen "Zenith".

So, 23. Juli, 20 Uhr, Marktplatz, Support: Robeat
von alb
am Sa, 24. Juni 2017

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