Das Dokument einer Freundschaft
An Frieden glaubt man nicht mehr. Eine Annäherung nur, ein Hoffnungszeichen: Auch danach sieht es für den politisch interessierten Laien im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern nicht aus. Und dann kommt diese Dokumentation – mit einigen nachgestellten Spielszenen – daher, die das für sein politisches Programm vielfach ausgezeichnete Kommunale Kino Freiburg jetzt als einziges Lichtspielhaus in der Region zeigt. "The Green Prince" berichtet von zwei Männern und lässt diese zwei Männer berichteten, die in den klassischen Kategorien des Nahostkonfliktes Feinde sind. Feinde sein müssen, denn der eine ist der Sohn eines hohen Hamas-Aktivisten, der andere ein Führungsoffizier des israelischen Inlandgeheimdienstes Schin Bet. Und doch ist dieser Film in erster Linie das Dokument einer Freundschaft, die keine Grenze kennt, und eines Engagements, das jeglichen Eigennutz verneint.
Regisseur Nadav Schir- man hat Mussab Hassan Yousef und Gonen Ben Itzhak vor die Kamera geholt und lässt sie, getrennt voneinander, erzählen. Die Szenerie könnte nüchterner nicht sein und steht damit im krassen Gegensatz zu dem, was die Männer sagen. Mussab Hassan Yousef vor allem teilt seine Emotionen mit, seine riesigen braunen Augen spiegeln Entschlossenheit, Verzweiflung, Wut und Trauer. Er spricht von der größten Schande, die ein Mann aus seinem Kulturkreis auf sich laden kann: mit den Israelis zusammenzuarbeiten. "Das ist eine noch größere Schande, als die eigene Mutter zu vergewaltigen."
Doch bevor er verrät, warum er denn diese größtmögliche Schande auf sich geladen hat, spricht er von seinem Vater, von seiner Familie in Ramallah. Hier sei kein Hass gepredigt worden, der Sohn lernt den Vater nicht als Radikalen kennen, sondern als einen, der sich mit all seinen Kräften für die Sache seines Volkes einsetzt. Darin kann Mussab Hassan Yousef nichts Schlechtes sehen. Doch sein Weltbild wird alsbald erschüttert: In einer befreundeten palästinensischen Familie wird er sexuell missbraucht. Als er mit 17 in einem israelischen Gefängnis landet, erlebt er, dass Hamas-Führer andere Häftlinge foltern, um sie auf die eigene Sache einzuschwören. Entfremdung vom Vater und seiner Ziele sind die Folgen. Der Islam, auf den sich die Hamas berufe, sei für ihn als Religion nicht akzeptabel, wird Mussab Hassan Yousef später sagen. Unter dem Eindruck der Folterungen im Gefängnis stimmt er zu, für Schin Bet zu spionieren. Zehn Jahre lang arbeitet der vom Geheimdienst in Anspielung auf die Farbe Grün, die für den Islam steht, "Grüner Prinz" genannte Mussab Hassan Yousef für die Israelis. In den Zeiten der bewaffneten Intifada soll er geholfen haben, Dutzende Selbstmordattentate zu verhindern. Seine Agententätigkeit erfüllt er als "Vertrauter" seines Vaters.
In dieser Zeit baut Mussab Hassan Yousef eine enge Bindung zu seinem Führungsoffizier Gonen Ben Itzhak auf. Dieser berichtet vor der Kamera, dass er früh erkannte, welch außergewöhnlichen jungen Mann er für die eigene Sache rekrutiert hatte. Einen, der aus Überzeugung bereit war, mit allem zu brechen, was ihm einmal wichtig war: Familie, Herkunft und persönliches Glück.
Man kann nicht anders, als gebannt vor dieser Dokumentation zu sitzen. Neben den Interviewszenen hat Nadav Schirman sich vor allem bei den dem Zuschauer wohlvertrauten Nachrichtenbildern bedient. Man sieht sie erstmals vielleicht mit etwas weniger arroganter Abgestumpftheit an als vorher.
Mussab Hassan Yousef floh 2007 in die USA. Er war dort nicht willkommen. Als Einziger, erzählt der Ex-Agent mit Tränen in den Augen, habe ihm sein Ex-Führungsoffizier geholfen, den Asylantrag durchzubringen. Die Einsamkeit dieses Mannes springt einen an. Sein Leben ist bis heute in Gefahr.
– "The Green Prince" von Nadav Schirman läuft am 4., 5. und 7. 12. um 19.30 Uhr sowie am 6.12. um 21.30 Uhr im Kommunalen Kino Freiburg. von Heidi Ossenberg
Regisseur Nadav Schir- man hat Mussab Hassan Yousef und Gonen Ben Itzhak vor die Kamera geholt und lässt sie, getrennt voneinander, erzählen. Die Szenerie könnte nüchterner nicht sein und steht damit im krassen Gegensatz zu dem, was die Männer sagen. Mussab Hassan Yousef vor allem teilt seine Emotionen mit, seine riesigen braunen Augen spiegeln Entschlossenheit, Verzweiflung, Wut und Trauer. Er spricht von der größten Schande, die ein Mann aus seinem Kulturkreis auf sich laden kann: mit den Israelis zusammenzuarbeiten. "Das ist eine noch größere Schande, als die eigene Mutter zu vergewaltigen."
Doch bevor er verrät, warum er denn diese größtmögliche Schande auf sich geladen hat, spricht er von seinem Vater, von seiner Familie in Ramallah. Hier sei kein Hass gepredigt worden, der Sohn lernt den Vater nicht als Radikalen kennen, sondern als einen, der sich mit all seinen Kräften für die Sache seines Volkes einsetzt. Darin kann Mussab Hassan Yousef nichts Schlechtes sehen. Doch sein Weltbild wird alsbald erschüttert: In einer befreundeten palästinensischen Familie wird er sexuell missbraucht. Als er mit 17 in einem israelischen Gefängnis landet, erlebt er, dass Hamas-Führer andere Häftlinge foltern, um sie auf die eigene Sache einzuschwören. Entfremdung vom Vater und seiner Ziele sind die Folgen. Der Islam, auf den sich die Hamas berufe, sei für ihn als Religion nicht akzeptabel, wird Mussab Hassan Yousef später sagen. Unter dem Eindruck der Folterungen im Gefängnis stimmt er zu, für Schin Bet zu spionieren. Zehn Jahre lang arbeitet der vom Geheimdienst in Anspielung auf die Farbe Grün, die für den Islam steht, "Grüner Prinz" genannte Mussab Hassan Yousef für die Israelis. In den Zeiten der bewaffneten Intifada soll er geholfen haben, Dutzende Selbstmordattentate zu verhindern. Seine Agententätigkeit erfüllt er als "Vertrauter" seines Vaters.
In dieser Zeit baut Mussab Hassan Yousef eine enge Bindung zu seinem Führungsoffizier Gonen Ben Itzhak auf. Dieser berichtet vor der Kamera, dass er früh erkannte, welch außergewöhnlichen jungen Mann er für die eigene Sache rekrutiert hatte. Einen, der aus Überzeugung bereit war, mit allem zu brechen, was ihm einmal wichtig war: Familie, Herkunft und persönliches Glück.
Man kann nicht anders, als gebannt vor dieser Dokumentation zu sitzen. Neben den Interviewszenen hat Nadav Schirman sich vor allem bei den dem Zuschauer wohlvertrauten Nachrichtenbildern bedient. Man sieht sie erstmals vielleicht mit etwas weniger arroganter Abgestumpftheit an als vorher.
Mussab Hassan Yousef floh 2007 in die USA. Er war dort nicht willkommen. Als Einziger, erzählt der Ex-Agent mit Tränen in den Augen, habe ihm sein Ex-Führungsoffizier geholfen, den Asylantrag durchzubringen. Die Einsamkeit dieses Mannes springt einen an. Sein Leben ist bis heute in Gefahr.
– "The Green Prince" von Nadav Schirman läuft am 4., 5. und 7. 12. um 19.30 Uhr sowie am 6.12. um 21.30 Uhr im Kommunalen Kino Freiburg. von Heidi Ossenberg
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Do, 04. Dezember 2014