"Das haben die Fans ermöglicht"

TICKET-INTERVIEW: Ryan Reynolds über die Realisierung des Comic-Helden-Films "Deadpool".

"Deadpool" ist der vierte Anlauf von Ryan Reynolds (39) als Superheld im Kino. In "Blade: Trinity" (2004) war er nur Handlanger, in "Green Lantern" (2011) und "R.IP.D." (2013) konnte er nicht überzeugen. Doch den Deadpool in "X-Men Origins: Wolverine" (2009) spielte der Kanadier so gut, dass er nun seinen eigenen Film bekommt, der Marvels Comic-Helden-Imperium eine weitere Note gibt. Jetzt muss nur noch der Erfolg kommen, damit der Sonnyboy damit in Serie gehen kann. Markus Tschiedert traf ihn in Berlin.

Ticket: Hat es Ihrem Ego eigentlich nichts ausgemacht, die meiste Zeit mit Fratze oder Maske im Film herumzulaufen?
Ryan Reynolds: Nein, das habe ich sogar geliebt! Seit elf Jahren habe ich mich dafür eingesetzt, dass dieser Film endlich gemacht wird. Je mehr Maske ich tragen durfte, desto mehr Vergnügen empfand ich!
Ticket: Empfanden Sie das als eine Art Befreiung, weil Sie normalerweise schon eher aufgrund Ihres guten Aussehens besetzt werden?
Reynolds: Es ist immer befreiend, sich hinter einer Maske verstecken zu können. Wie jeder Schauspieler mag auch ich es, mich zu verkleiden und Prothesen im Gesicht zu tragen, um sich selbst zu verlieren und einfach Spaß daran zu haben, so zu tun, als wäre man jemand anderes. Mir gefällt auch das lose Mundwerk von "Deadpool". Mit diesem Humor kann ich mich identifizieren. Ich bin der Jüngste von vier Brüdern und musste mich daher immer mehr auf mein Mundwerk als auf meine Fäuste verlassen.
Ticket: Sie haben öfter Comic-Helden gespielt. Was fasziniert Sie daran?
Reynolds: Das bin ich gar nicht. Für mich ist es ein Genre. Einen ComicHelden zu spielen, ist heute nichts anderes, als in einem Drama oder einer Komödie zu spielen. "Deadpool" jedoch fasziniert mich schon lange, nur endeten viele Versuche, die Verfilmung hinzukriegen, damit, dass mir die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Jetzt fühlt es sich so an, als wäre ein Traum wahr geworden.
Ticket: Warum ist das Projekt auf Ablehnung gestoßen?
Reynolds: Da kam sicherlich Mehreres zusammen, aber vordergründig ist, dass man bei 20th Century Fox Deadpool nicht verstanden hat. Man verstand nicht, dass die Figur die gleichen Selbstheilungskräfte hat wie Wolverine und damit ins "X-Men"-Universum passt. Am Ende aber war nicht ich für die Realisierung des Projekts ausschlaggebend. Wir drehten einige Testszenen, die versehentlich im Internet auftauchten. Innerhalb von 24 Stunden bekam Fox von Fans auf der ganzen Welt so viele Aufforderungen, "Deadpool" zu realisieren, dass sie nicht mehr anders konnten.
Ticket: Und Sie ließen alles stehen und liegen, um sich ans Werk zu machen?
Reynolds: Wir wurden anfangs gar nicht informiert. "Deadpool" wurde einfach auf die Startliste gesetzt und von Fox für Februar 2016 angekündigt. Wir vier, die seit sechs Jahren an dem Drehbuch gefeilt haben, telefonierten daraufhin, weil wir nicht wussten, ob nun wir den Film machen dürfen oder ob wir bereits gefeuert sind.
Ticket: Befürchteten Sie damals, dass der Misserfolg von "Green Lantern" damit zu tun haben könnte?
Reynolds: Klar war das nicht besonders hilfreich für meine Karriere, aber ich würde jetzt nicht hier sitzen und über "Deadpool" reden, hätte "Green Lantern" zur absoluten Krise geführt. Tatsache ist, dass 150 Leute ihr Bestes gegeben haben, um "Green Lantern" so machen. Letztlich ist doch alles gut geworden, und es gibt nichts, worüber man sich noch beschweren könnte.
Ticket: War es schwierig, den richtigen Ton für "Deadpool" zu finden?
Reynolds: Und wie! Ich kann schon nachvollziehen, warum das Studio so zögernd war. Denn es ist schon ein sehr spezieller Ton aus Gewalttätigkeit und Humor. Wie kriegt man das zusammen, um es noch als "X-Men"-Film verkaufen zu können? Aber ich denke, wir haben das gut hinbekommen – mit Szenen, die sehr real wirken, und Momenten, die dann darüber hinausgehen und sich auch der Lächerlichkeit hingeben können.





von tsc
am Fr, 12. Februar 2016

Info

DEADPOOL

Regie: Tim Miller
Mit Ryan Reynolds, Morena Baccarin, Ed Skrein, Gina Carano, T. J. Miller.
106 Minuten, frei ab 16 Jahren

Die Story
Als Soldat Wade Wilson (Ryan Reynolds) an Krebs erkrankt, lässt er sich zu einem gewagten Experiment überreden. Danach hat er eine hässliche Fratze, verfügt aber auch über Selbstheilungskräfte. Er fühlt sich verraten und wird zum maskierten Deadpool, der auf Rache sinnt...  

Autor: bz

Badens beste Erlebnisse