Spaß und Lernen

Das Hanflabyrinth in Opfingen sensibilisiert für Nachhaltigkeit

Mehr als Spielspaß: Das Hanflabyrinth in Opfingen sensibilisiert für Nachhaltigkeit.

Seit 22 Jahren kreiert Erwin Wagner auf seinem 2,8 Hektar großen Feld am Ortseingang von Opfingen Labyrinthe. Dabei sind seine Labyrinthe gar keine Labyrinthe, sondern Irrgärten. Denn ein Labyrinth hat einen einzigen Weg, der den Besucher auch wieder hinaus führt, während ein Irrgarten einen mit seinen Sackgassen und verwinkelten Wegen buchstäblich in die Irre führt. "Wer den Ausgang nicht findet, muss bis zur Ernte warten", meint Wagner scherzend.

Bisher pflanzte er für seine Labyrinthe Mais und Sonnenblumen an, dieses Jahr wählte er eine neue Alternative: Hanf. Wer jetzt direkt Schnappatmung bekommt, kann sich wieder beruhigen. Es handelt sich um Nutzhanf. Dieser ist zwar kein Rauschmittel, darf aber trotzdem nur unter strengen Auflagen angebaut werden. Obwohl er einige tolle Eigenschaften besitzt: Hanf ist pflegeleicht, schädlingsresistent, kann zu Kleidung und Papier weiterverarbeitet werden und nimmt vier Mal mehr CO2 als Bäume auf. Deshalb wird er auch als die Nutzpflanze der Zukunft angesehen.

Bis zu vier Meter hoch kann Hanf werden, und auch wenn die Pflanzen auf dem Feld diese Höhe noch nicht erreicht haben, überragen sie stellenweise bereits deutlich die Zwei-Meter-Marke. Das intensive Grün des Pflanzenmeers ist angenehm für die Augen, verstärkt das Gefühl der Orientierungslosigkeit jedoch zusätzlich. Der markant süßliche Duft der Gewächse trägt ebenfalls zur Vernebelung der Sinne bei.

Wer sich verloren fühlt, kann sich im grünen Dickicht an den Infotafeln des Bildungsparcours vom Eine-Welt-Forum Freiburg orientieren. Was beinhaltet ein gutes Leben? Das ist die Leitfrage dieses Projekts. Die Antwort ist vielseitig und kann von Mensch zu Mensch variieren: Nahrung, Wohnung, Mobilität und die Zeit, welche man für sich selbst, für Familie und Freunde nutzen kann.

Das tun wir aber viel zu selten, wie die Holztafeln am Wegesrand verraten: Nur elf Tage im Leben verbringen wir durchschnittlich mit Lachen, während wir 219 Tage im Stau stehen. Wie soll es da gelingen, dass die gesamte Weltbevölkerung ein besseres Leben führen, die Zeit intensiver nutzen und gleichzeitig die Natur schonen kann?

Um der großen Antwort näher zu kommen, hinterfragen die informativen und übersichtlich gestalteten Tafeln kritisch unsere Gewohnheiten. Kindern und Erwachsenen zeigen sie gleichermaßen, wie sie zu einer nachhaltigeren und sozial gerechteren Welt beitragen können. Eine Karte mit sogenannten "Orten des Wandels" veranschaulicht, wo es in Freiburg entsprechende Konzepte und Läden gibt: Urban Gardening, Weltläden und Wohnprojekte.

Mit Veranstaltungen zu Hanf, Nachhaltigkeit und dem guten Leben wird das Thema auf einer Holzbühne im Grünen vertieft. Für Schulklassen, Unternehmen und andere Interessenten bieten die Projektleiterin Laura Becker und ihr Team Workshops an.

Einen ganzen Tag kann man hier verbringen, es gibt auch eine große Strohburg, einen Trettraktor-Parcours, einen Beach-Volleyballplatz und badisches und thailändisches Essen aus der Welschkornhütte.

Nach regnerischen Tagen sei das Labyrinth am aufregendsten, meint Bauer Wagner: "Bei Matsch barfuß durch das Labyrinth zu laufen ist für die Kinder das Größte." In diesem Sommer ist voraussichtlich wenig Regen zu erwarten, weshalb eher nach Abkühlung gefragt ist. Mit der Baumdusche steht eine erfrischende Lösung parat.

Die Labyrinth-Saison endet am 22. September. Dann wird geerntet und der Hanf anschließend zu Öl weiterverarbeitet.

Weitere Infos: Hanflabyrinth, Opfingen, 12. Juli bis 22. September, täglich von 11 Uhr bis Sonnenuntergang, Infos zu Veranstaltungen unter: http://www.ewf-freiburg.de
von Daniel Cohen
am Fr, 12. Juli 2019

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