Kunst
Das Kunsthaus Zürich zeigt in einer Retrospektive den Realisten Wilhelm Leibl
Mindestens "Die Dorfpolitiker" von 1877, diesen liebevoll-ironischen Blick auf die bäuerliche Welt Oberbayerns, kennt heute noch (fast) jeder. Es ist eins dieser Bilder, deretwegen Wilhelm Leibl (1844–1900) vielerorts als "Bauernmaler" galt und gilt – was meint: als etwas rückständig, gemessen an den Strömungen der Zeit. Doch der gebürtige Kölner, den es als Kunststudenten ins Bayerische verschlug, war zu Lebzeiten eine europäische Erscheinung und als Realist mit impressionistischen Neigungen auf der Höhe seiner Zeit.
Courbet, mit dem er in freundschaftlichem Kontakt stand, schätzte ihn als ersten und einzigen deutschen Koloristen. Und van Gogh ließ sich von seinen "Drei Frauen in der Kirche" tief anrühren. Dass die Retrospektive im Kunsthaus Zürich mit über 100 Werken – davon rund 60 Zeichnungen – im Anschluss zur Albertina nach Wien geht, möchte man als Bestätigung seiner herausgehobenen Stellung ansehen.
Naturtreue, die ungeschönte Darstellung der Wirklichkeit bedeuteten Leibl viel. Gleichzeitig kommt es ihm weniger auf das "Was" als das "Wie" eines Bildes an, wie er einmal festhielt. Man versteht, warum Künstler wie Max Liebermann, Lovis Corinth und Beckmann ihn schätzten. Gezeigt werden in Zürich Porträts wie das meisterhafte frühe "Bildnis der Frau Gedon" und etliche Selbstbildnisse; die herrlichen "Drei Frauen in der Kirche" oder "Die Spinnerinnen" – und das nicht minder fesselnde "Mädchen mit weißem Kopftuch"; die "Dorfpolitiker", natürlich. "Tierarzt Reindl in der Laube" ist reinster (und dabei origineller) Impressionismus. Den Gemälden gleichrangig zur Seite treten Zeichnungen wie das tiefgründige Selbstbildnis in Tusche und Kreide von 1891.
Termine: Kunsthaus Zürich, Heimplatz 1. Bis 19. Jan., Di, Fr bis So 10–18 Uhr, Mi, Do bis 20 Uhr von Hans-Dieter Fronz
Courbet, mit dem er in freundschaftlichem Kontakt stand, schätzte ihn als ersten und einzigen deutschen Koloristen. Und van Gogh ließ sich von seinen "Drei Frauen in der Kirche" tief anrühren. Dass die Retrospektive im Kunsthaus Zürich mit über 100 Werken – davon rund 60 Zeichnungen – im Anschluss zur Albertina nach Wien geht, möchte man als Bestätigung seiner herausgehobenen Stellung ansehen.
Naturtreue, die ungeschönte Darstellung der Wirklichkeit bedeuteten Leibl viel. Gleichzeitig kommt es ihm weniger auf das "Was" als das "Wie" eines Bildes an, wie er einmal festhielt. Man versteht, warum Künstler wie Max Liebermann, Lovis Corinth und Beckmann ihn schätzten. Gezeigt werden in Zürich Porträts wie das meisterhafte frühe "Bildnis der Frau Gedon" und etliche Selbstbildnisse; die herrlichen "Drei Frauen in der Kirche" oder "Die Spinnerinnen" – und das nicht minder fesselnde "Mädchen mit weißem Kopftuch"; die "Dorfpolitiker", natürlich. "Tierarzt Reindl in der Laube" ist reinster (und dabei origineller) Impressionismus. Den Gemälden gleichrangig zur Seite treten Zeichnungen wie das tiefgründige Selbstbildnis in Tusche und Kreide von 1891.
Termine: Kunsthaus Zürich, Heimplatz 1. Bis 19. Jan., Di, Fr bis So 10–18 Uhr, Mi, Do bis 20 Uhr von Hans-Dieter Fronz
am
Fr, 20. Dezember 2019