Kunst

Das Kunstmuseum Hohenkarpfen präsentiert Rudolf Schlichter als Landschaftsmaler

Das Kunstmuseum Hohenkarpfen präsentiert Rudolf Schlichter als Landschaftsmaler.

Eine schillernde Persönlichkeit mit bewegter Lebensgeschichte. Rudolf Schlichter war Bohemien und Katholik, gläubiger Kommunist und Pornograph. In seinen Jahren in Berlin gehörte der 1890 in Calw im Nordschwarzwald geborene Künstler und Schriftsteller als führender Vertreter der Neuen Sachlichkeit zur Avantgarde der deutschen Kunst. In Berlin verkehrte er mit Brecht, Döblin und George Grosz; nach seiner Heimkehr nach Süddeutschland und in den Schoß der allein selig machenden Kirche eher mit Gestalten wie Ernst Jünger und Theodor Haecker. Seine Werke wurden im Dritten Reich dennoch aus den Museen entfernt und 1937 in der Ausstellung "Entartete Kunst" in München gezeigt. 1948 und 1954 nahm Schlichter an der Biennale in Venedig teil, doch so richtig wieder entdeckt wurde er erst Jahrzehnte später.

Eine umfangreiche Ausstellung mit Werken Schlichters bot zuletzt 2015 Schloss Bonndorf. Jetzt hebt das Kunstmuseum Hohenkarpfen in Hausen ob Verena auf der Baar in der Schau mit dem Titel "Idylle und Apokalypse" die Bedeutung der Landschaft in Schlichters Werk hervor. Der Querschnitt seiner Landschaftsdarstellungen bestückt sich aus den Beständen von Museen wie der Neuen Pinakothek in München oder dem Kunstmuseum Stuttgart. Gefördert wurde die Schau unter anderem vom Regierungspräsidium Freiburg.

So wechselhaft wie Schlichters Leben war die Stilausrichtung seiner Kunst. Das ausdrucksstarke Aquarell "Der Sturm" – ein Werk des jungen Künstlers – oszilliert zwischen Expressionismus und Abstraktion. Dagegen demonstriert Schlichter in der realistischen Bleistiftzeichnung "Das Elektrizitätswerk von Calw" von 1930 sein handwerkliches Können. In dem Gemälde mit seiner Frau "Speedy als Madonna" wiederum lenkt er den Verismus ins Religiöse. Nach dem Zweiten Weltkrieg malte Schlichter surrealistisch. Und "Gestade der Verlassenheit" würde man mit heutigen Augen als Fantasy-Malerei wahrnehmen.

Termine: Kunstmuseum Hohenkarpfen, Hausen ob Verena. Bis 21. Juli, Mi bis So 13.30–18.30 Uhr
von Hans-Dieter Fronz
am Do, 18. April 2019

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