Theater
Das Sprechtheater Laut & Lyrik setzt sich kritisch mit dem Thema Helden auseinander
Laut & Lyrik, die Sprechtheatergruppe des Deutschen Seminars der Uni Freiburg, will Lyrik zum Leben erwecken – und setzt sich diesmal kritisch und humorvoll mit dem Thema Heldentum auseinander. Ein Probenbesuch.
Endlich klappt es. Wie Gewehrkugeln prasseln die Laute auf den Zuhörer ein, von links und von rechts: Schtzngrmm, Schtzngrmm, t-t-t-t, t-t-t-t, grrrmmmmm, t-t-t-t. Da ist er, der Effekt, den die elf jungen Menschen von der Freiburger Sprechtheatergruppe Laut & Lyrik erzeugen wollen. Um Ernst Jandls Gedicht "schtzngrmm" vorzutragen, haben sie sich bei der Probe im Theaterhörsaal des Uni-Rektorats zu gleichen Teilen auf gegenüberliegenden Seiten gruppiert. Das Gedicht besteht aus vielen Silben, im Kern aber nur aus einem einzigen Wort, das seiner Vokale beraubt wurde: "Schützengraben". Der Zuhörer soll sich fühlen, als läge er mittendrin.
Diesen Effekt zu erzeugen, ist nicht leicht. Die Blicke der jungen Leute sind angestrengt. Beide Seiten tragen denselben Text vor, aber um einen halben Takt versetzt. "Ja, jetzt kommt’s langsam", sagt Wilfried Vogel, der Regie führt.
Der Druck steigt. Keine zwei Wochen bleiben der Gruppe an diesem Montagabend bis zur Premiere des Stücks, das mit der Kraft der Lyrik einen kritischen Blick auf das Thema Heldentum wirft. Um 17.30 Uhr hat die Probe begonnen, bis nach Mitternacht wird sie dauern. Es geht um den Feinschliff. Darum, den Laut & Lyrik-Effekt zu erzeugen, der Gedichte zum Leben erweckt.
"Lyrik ist etwas Tolles und Lebendiges, wenn man sie rezitiert", sagt Jonathan Löffelbein, 26, bereits zum fünften Mal mit Laut & Lyrik auf der Bühne. 50 Texte wird die Gruppe in ihr Stück einbauen – ein Destillat aus etwa 500 Texten, die zur Debatte standen. Begonnen wird bei der griechischen Odyssee, über die Nibelungensage und Weltkriegslyrik geht es bis zum Grüffelo und die weibliche Superheldin Wonderwoman in die heutige Zeit.
"All diese Texte auswendig zu lernen, würde mein alter Kopf nicht mehr mitmachen", sagt Regisseur Vogel schmunzelnd. Aber auch einem jungen Kopf gelingt dies nur durch eines: "Üben, üben, üben", sagt Christine Schlögl, 28, zum zweiten Mal dabei. "Ich gehe dafür immer wieder durch meine Wohnung und sage die Texte laut auf", sagt sie. Ein Jahr lang hat die Gruppe an dem Stück gearbeitet, zahlreiche Probentage und Probenwochenenden liegen hinter ihnen. Eines ist dem Regisseur besonders wichtig: "Laut & Lyrik ist mehr als gewöhnliches Studententheater." Die Texte würden von den Protagonisten nicht einfach auswendig gelernt, sondern durchdrungen.
Es kommt bei Laut & Lyrik auf die lautmalerische Inszenierung an. Requisiten oder Kostüme gibt es keine. Aber auch die Mimik spielt eine Rolle. Beim Gedicht "Sturzflug" von Charles Bukowski etwa, ein Text, aus dem der Wahnsinn spricht, drischt der Sprecher mit weit aufgerissenen Augen immer wieder auf eine afrikanische Trommel ein. Heldentum ist ein oft ernster Stoff. Laut & Lyrik hat aber auch humorvolle Szenen im Angebot: etwa, wenn in der Nibelungensage Brunhild den lüsternen Gunther an die Wand hängt, um sich seiner Annäherungsversuche zu entziehen. Ein bisschen Spaß muss sein.
Termine: Freiburg, Laut & Lyrik, Theaterhörsaal des Uni-Rektorats (Fahnenbergplatz), 16. bis 18. März; E-Werk, 27. bis 31. März; jeweils 20 Uhr
von Moritz Lehmann
Diesen Effekt zu erzeugen, ist nicht leicht. Die Blicke der jungen Leute sind angestrengt. Beide Seiten tragen denselben Text vor, aber um einen halben Takt versetzt. "Ja, jetzt kommt’s langsam", sagt Wilfried Vogel, der Regie führt.
Der Druck steigt. Keine zwei Wochen bleiben der Gruppe an diesem Montagabend bis zur Premiere des Stücks, das mit der Kraft der Lyrik einen kritischen Blick auf das Thema Heldentum wirft. Um 17.30 Uhr hat die Probe begonnen, bis nach Mitternacht wird sie dauern. Es geht um den Feinschliff. Darum, den Laut & Lyrik-Effekt zu erzeugen, der Gedichte zum Leben erweckt.
"Lyrik ist etwas Tolles und Lebendiges, wenn man sie rezitiert", sagt Jonathan Löffelbein, 26, bereits zum fünften Mal mit Laut & Lyrik auf der Bühne. 50 Texte wird die Gruppe in ihr Stück einbauen – ein Destillat aus etwa 500 Texten, die zur Debatte standen. Begonnen wird bei der griechischen Odyssee, über die Nibelungensage und Weltkriegslyrik geht es bis zum Grüffelo und die weibliche Superheldin Wonderwoman in die heutige Zeit.
"All diese Texte auswendig zu lernen, würde mein alter Kopf nicht mehr mitmachen", sagt Regisseur Vogel schmunzelnd. Aber auch einem jungen Kopf gelingt dies nur durch eines: "Üben, üben, üben", sagt Christine Schlögl, 28, zum zweiten Mal dabei. "Ich gehe dafür immer wieder durch meine Wohnung und sage die Texte laut auf", sagt sie. Ein Jahr lang hat die Gruppe an dem Stück gearbeitet, zahlreiche Probentage und Probenwochenenden liegen hinter ihnen. Eines ist dem Regisseur besonders wichtig: "Laut & Lyrik ist mehr als gewöhnliches Studententheater." Die Texte würden von den Protagonisten nicht einfach auswendig gelernt, sondern durchdrungen.
Es kommt bei Laut & Lyrik auf die lautmalerische Inszenierung an. Requisiten oder Kostüme gibt es keine. Aber auch die Mimik spielt eine Rolle. Beim Gedicht "Sturzflug" von Charles Bukowski etwa, ein Text, aus dem der Wahnsinn spricht, drischt der Sprecher mit weit aufgerissenen Augen immer wieder auf eine afrikanische Trommel ein. Heldentum ist ein oft ernster Stoff. Laut & Lyrik hat aber auch humorvolle Szenen im Angebot: etwa, wenn in der Nibelungensage Brunhild den lüsternen Gunther an die Wand hängt, um sich seiner Annäherungsversuche zu entziehen. Ein bisschen Spaß muss sein.
Termine: Freiburg, Laut & Lyrik, Theaterhörsaal des Uni-Rektorats (Fahnenbergplatz), 16. bis 18. März; E-Werk, 27. bis 31. März; jeweils 20 Uhr
von Moritz Lehmann
am
Fr, 16. März 2018