Kunst

Das Zeppelin-Museum in Friedrichshafen zeigt eine opulente Schau zu Otto Dix

Das Zeppelin-Museum in Friedrichshafen zeigt eine opulente Schau zu Otto Dix.

Der Bundespost war das Jubiläum eine Sonderbriefmarke, dem Bundesfinanzministerium eine Sammlermünze wert; großen Museen in Düsseldorf und Frankfurt eine Ausstellung. Die opulenteste Schau zum 125. Geburtstag von Otto Dix im Dezember aber hat das Zeppelin-Museum für Kunst und Technik in Friedrichshafen zu bieten. Wie das? Von 1933 bis zu seinem Tod 1969 lebte der von den Nationalsozialisten verfemte Künstler in seinem Refugium auf der Halbinsel Höri am Bodensee.

Erstmals stellt das Museum seine gesamte Sammlung von mehr als 400 Werken des Künstlers aus. "Otto Dix. Alles muss ich sehen!": Mit einem Briefzitat spielt der Ausstellungstitel auf den Augen- und, so der Maler und Zeichner selbst, "Wirklichkeitsmenschen" an, der seine Motive aus der unmittelbaren Anschauung entwickelt. Akzentuieren Ausstellungen sonst gern die Brüche in seiner künstlerischen Entwicklung, so richtet das Zeppelin-Museum den Fokus auf thematische Kontinuitäten: Dix’ lebenslang gehegte Vorliebe für Porträts (und Selbstporträts), Aktdarstellungen und religiöse Motive. Letztere halten sich von der frühen Beschäftigung mit Matthias Grünewald bis ins Alterswerk durch.

Ein wichtiges Thema ist für den frühen Dix der Krieg, dessen Schrecken er als junger Weltkriegssoldat erlebte. In einer Bildsprache von ungeheurer Expressivität hielt er das Grauen nicht nur in den Radierungen des Mappenwerks "Der Krieg" von 1924 fest. Zur gleichen Zeit übt sich der begeisterte Jazztänzer im neusachlichen Stil als Chronist der Roaring Twenties. Mit glänzendem Strich fängt die Lithografie "Dame mit Reiher" im weiblichen Profil Zeitstimmung ein. Die Mischtechnik "Vanitas" von 1932, in altmeisterlicher Lasurtechnik gemalt, schlägt als neusachliches Aktbild zugleich den Bogen zur religiösen Motivik, in der sich nach 1933 seine Kritik am NS-Regime kaschiert. Brillant ist Dix – auch nach dem Krieg – in zeichnerischen und graphischen (Selbst-)Bildnissen: Theodor Heuss und Carl Jacob Burckhardt, Martin Heidegger und Max Frisch saßen ihm Porträt.

Termine: Zeppelin-Museum, Seestraße 22,
Friedrichshafen. Bis 17. April,
Di bis So 10-17 Uhr
von Hans-Dieter Fronz
am Fr, 13. Januar 2017

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