Der Flirt zweier Welten

GRENZENLOS II: Das Duo [pro:c-dur] im Freiburger Vorderhaus.

Fast ausverkauft ist das Freiburger Vorderhaus beim "Kabarettkonzert" vom Essener Duo [pro:c-dur], dabei sind die beiden Musiker zum ersten Mal in der Stadt. Ein Umstand, der für Bekanntheitsgrad und Güte des mittlerweile 16. Grenzenlos-Festivals spricht, das vergangenen Samstag mit rundum positiver Zuschauerresonanz zu Ende ging. Dabei erwiesen sich die drei neuen Spielstätten Colombi- Schlössle, Waldsee und Altes Klavierdepot als Glücksgriff und Gewinn.

Grenzgänger par excellence sind Timm Beckmann und Tobias Janssen unbedingt, ist es doch ihr selbsterteilter Kulturauftrag, Klassik und Rock so tabulos wie lustvoll zu kreuzen und die dabei entstandenen Hybride schön laut, mit opulenter Lichtshow und passenden Anekdoten in Szene zu setzten. Der Flirt zweier Welten, die von den Akteuren selbst repräsentiert werden.

Der Pianist eine smarte Plaudertasche mit Anzug und Junglehrer-Eifer, der E-Gitarrist ein tätowierter Glatzkopf in Tarnhosen, der cool auf dem Barhocker hängt, während der Kollege begeistert den Kasper macht. Dass Rocker Janssen nicht als gleichwertiger Gegenpart fungiert, sondern dem Energiebündel Beckmann willig zuarbeitet und ihm dabei zu viel Bühne überlässt, das ist der einzige Schwachpunkt dieses ansonsten temporeichen und originellen Programms. Ein Mehr an Figuren und Reibung – die Show wäre perfekt.

Musikalisch sind sich die zwei absolut ebenbürtig: So virtuos wildern sie auf der Jagd nach Erfolgsgeschichten, Parallelen und Verknüpfungen durch 200 Jahre Musikgeschichte, dass einem durchgängig die Ohren schlackern. Formuliert werden Thesen, die dem Musik-Laien nicht im Traum einfallen würden: Warum sind Streicher Hitgaranten? Wie funktionieren eigentlich Fan- und Nationalhymnen? Was haben Mozart und Songschreiber Pharrell Williams gemeinsam? Fragen, auf die [pro:c-dur] mit populären Beispielen, aberwitzigen Medleys und Parodien Antworten liefert.

So trifft Chopin auf Metallica, Brahms’ Wiegenlied "Guten Abend, gut’ Nacht" mutiert da zum Rammstein-Spektakel, und die E- Gitarre singt herzerreißend die berühmte "Habanera" aus der Bizet-Oper "Carmen". Eine spaßige und spannende Musiklektion, die man jedem Schüler wirklich wünschen würde. Nicht nur, weil sie direkt ins Blut geht, sondern weil sie die Ohren öffnet und das Interesse schärft.
von Marion Klötzer
am Mo, 09. Februar 2015

Badens beste Erlebnisse