Schauspiel

Der Freiburger Intendant Peter Carp inszeniert Tschechows Drama "Onkel Wanja"

Der Freiburger Intendant Peter Carp inszeniert Tschechows Drama "Onkel Wanja".

Für Peter Carp, Intendant des Theaters Freiburg, ist Anton Tschechow "ein unheimlich guter Menschenschilderer". Als Regisseur hat sich Carp wohl auch aus diesem Grund immer wieder mit dem russischen Schriftsteller, Dramatiker und Arzt beschäftigt. Für das Kleine Haus in Freiburg hat Carp jetzt "Onkel Wanja" eingerichtet – an anderen Theatern hat er bereits "Die Möwe", den "Kirschgarten" und "Drei Schwestern" inszeniert.

"Onkel Wanja", uraufgeführt 1899, spielt auf dem Landgut, das die Titelfigur Wanja nach dem Tod seiner Schwester zusammen mit seiner Nichte Sonja verwaltet. Aus der Stadt trifft Sonjas Vater, Professor Serebrjaków, mit seiner jungen zweiten Frau Jelena ein. Die Ankündigung des Professors, das Gut verkaufen zu wollen, um sich damit das gewohnte Leben in der Stadt wieder finanzieren zu können, bringt das Leben der auf dem Gut Lebenden komplett durcheinander.

Für Peter Carp ist "Onkel Wanja" ein Stück über die Zeit. Die Figuren sind in verschiedenen Lebensaltern – doch werden sie für den Regisseur alle auf die Frage geworfen: "Wie sinnvoll ist es, auf das Leben zurückzublicken und zu sagen: Alles war falsch." Für Carp ist "das eine Frage, die alle Menschen durch alle Epochen hinweg immer beschäftigt".

"Onkel Wanja" birgt komische wie tragische Elemente – doch die Frage, was überwiegt, überlässt der Regisseur lieber dem Zuschauer. "Tschechow hat fast alle seine Stücke Komödie genannt; wir finden die aber nicht immer unbedingt komisch", erklärt Carp. Tschechows "sehr eigener Humor" habe womöglich damit zu tun, dass der Schriftsteller auch Mediziner war – "und mit einer gewissen Draufsicht auf die Menschen schaute. Das ist keine sentimentale Einfühlung in seine Figuren. Daraus entsteht der Humor – der oft auch ein schwarzer Humor ist".

Peter Carp, der sich für die deutsche Übersetzung von Angela Schanelec entschieden hat, schätzt an Tschechow überdies dessen Dialoge. "Die Figuren reden manchmal aneinander vorbei, verstehen sich aber dennoch sehr gut. Das hat viel mit Assoziationen und Projektionen der Menschen aufeinander zu tun. Die Sprache lässt so viel Luft und Freiraum, dass Schauspielerinnen und Schauspieler das Stück immer wieder neu interpretieren können."

Termine: Freiburg, Theater, Kl. Haus, Premiere: Sa, 23. März, 20 Uhr. Zudem: 27. März sowie 3., 10. und 22. April
von Heidi Ossenberg
am Fr, 22. März 2019

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