World Town Festival

Der syrische Pianist Aeham Ahmad gibt ein Konzert in Tiengen

Aeham Ahmad spielt beim World Town Festival / Bekannt durch Auftritte im Palästinenserlager.

WALDSHUT-TIENGEN. Als Musiker im Palästinenserlager wurde Aeham Ahmad weltweit bekannt, er wurde zum "Pianist aus den Trümmern". In Jarmuk, einem Flüchtlingslager und Stadtviertel der syrischen Hauptstadt Damaskus, lud er immer wieder sein Klavier auf einen Anhänger und spielte inmitten der vom Bürgerkrieg geplagten Szenerie. Er wollte den Menschen Hoffnung und Freude machen, erzählte er später in Interviews. Nun spielt er am 12. März in Tiengen.

Sein Konzert ist Teil des World Town Festivals im Ali-Theater. "Es ist ein ganz besonderes Konzert", sagt Oberbürgermeister Philipp Frank und ist sich mit den Organisatoren, den Helferkreisen Asyl Waldshut und Tiengen und dem städtischen Kulturamt, einig.

Das etwa zwei Kilometer große Stadtviertel und Flüchtlingslager in der syrischen Hauptstadt Damaskus wird überwiegend von Flüchtlingen aus Palästina und deren Nachfahren bewohnt. Auch Aeham Ahmad wuchs dort auf. Bis 2012 lebten in Jarmuk schätzungsweise 150 000 Menschen. Im Frühjahr 2015 war das Viertel von Kämpfern des Islamischen Staats eingeschlossen, im April 2015 übernahmen sie die Kontrolle über das Lager. Der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnete Jarmuk damals als "Todeslager". Zu diesem Zeitpunkt befanden sich etwa 16 000 Menschen in Jarmuk. Der 28-jährige Pianist entschied sich zur Flucht. Über die Türkei, Griechenland und die Balkanroute gelangte Ahmad im September 2015 nach Deutschland und wurde schließlich der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden zugeteilt. Mittlerweile ist er auf den Bühnen Europas zuhause. Auftritte in Wien, Amsterdam, Barcelona oder Florenz stehen in seinem Terminkalender. Mit seiner Musik ernährt der studierte Pianist, der als Fünfjähriger erstmals am Klavier saß, nun seine Familie, die im August 2016 nach Deutschland nachziehen konnte.

Die Initiative für Ahmads Auftritt in der Kreisstadt kam aus der Bevölkerung – und das gleich doppelt, wie Kulturamtsleiter Hartmut Schölch erklärt: "Ich wurde vor eineinhalb Jahren von Monika Kaiser vom Helferkreis Asyl Waldshut angesprochen, ob es vorstellbar wäre, den Künstler nach Waldshut-Tiengen zu holen." Schnell sei dann vereinbart worden, dass ein solches Konzert in den Rahmen des World Town Festivals passen würde. Als Schölch mit dessen Planung anfing, kamen Heike und Dietrich Kluge vom Tiengener Helferkreis Asyl mit derselben Idee auf den Kulturamtsleiter zu. Das Tiengener Ehepaar ist Pate eines syrischen Flüchtlings in der Unterkunft in der Badstraße. Er ist ein Freund des Pianisten, der seit einer Bombenexplosion einen Splitter in der rechten Hand hat. "Wir haben Aeham Ahmad kennengelernt, als er den Beethovenpreis erhalten hat. Da entstand die Idee, dass er einmal hier spielen könnte", erläutert Dietrich Kluge.

Aeham Ahmads Auftritt wird als Sonderkonzert mit Rahmenprogramm angekündigt. "Auch das wurde von den Helferkreisen organisiert und ist wunderbar gelaufen", betont Kerstin Simon vom Kulturamt. In einem orientalisch dekorierten Zelt neben dem Ali-Theater wird es ein syrisches Buffet geben. Eine Ausstellung und Steckbriefe werden zudem die fünf Köchinnen und einen Koch porträtieren, die auch vor Ort sein werden. Bei einer Filmvorführung wird auch Aeham Ahmad näher vorgestellt. "Flüchtlinge sind mittlerweile nicht mehr so sehr ein Thema. Wir wollten etwas um das Konzert herum aufbauen, um das Thema wieder auf das Tablett zu bringen", erklärt Marion Pfeiffer vom Tiengener Helferkreis.
von Dana Coordes
am Mo, 06. März 2017

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