Ticket-Interview
Diane Kruger über ihren neuen Film „Sky“ und die Dreharbeiten
Nicht nur in Hollywood feiert die deutsche Schauspielerin Diane Kruger (39) Erfolge, auch in Frankreich. Nun konnte sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Denn ihr neuer Film "Sky – Der Himmel in mir" ist eine französische Produktion, die in den USA gedreht wurde. Kruger spielt eine Frau, die alles hinter sich lässt und ein neues Leben beginnen will. Markus Tschiedert sprach mit ihr.
Ticket: Gab es in Ihrem Leben schon mal einen Moment, wo Sie alles hinwerfen wollten?
Kruger: Klar, wer hat das noch nicht gedacht. Ich habe aber das Gefühl, dass ich mein Leben ständig umwerfe, deshalb bin ich auch Schauspielerin geworden. Dahinter steckt eine Panik, sich an Dinge und Leute zu binden. Aber dadurch, dass ich andere Menschen spielen kann, gebe ich mir das Gefühl, mein Leben ständig neu entdecken zu dürfen.
Ticket: Sind Sie denn schon mal ganz allein durch ein fremdes Land gereist?
Kruger: Etliche Male und in Amerika bin ich schon öfters im Auto von der Ost- zur Westküste gefahren – meistens aber mit meiner Katze als Begleitung.
Ticket: In "Sky" wird daraus auch eine spirituelle Erfahrung, als Ihre Figur mit der indianischen Kultur konfrontiert wird...
Kruger: Meine Regisseurin Fabienne Berthaud hat diese Reise aus dem Film tatsächlich allein gemacht. Sie hatte auch diese Indianer kennengelernt und schrieb diese Szene erst hinterher ins Drehbuch. Ich selbst bin kein spiritueller Typ, daher hat die indianische Segnung mein Leben nicht verändert. Ich finde es aber toll, bei anderen Kulturen dabei sein zu dürfen, und genieße das Privileg, so großzügig aufgenommen zu werden.
Ticket: Sind aber nicht alle Schauspieler ein bisschen abergläubisch?
Kruger: Ich überhaupt nicht und gehe auch unter einer Leiter durch. Ich glaube auch nicht an Gott, mache auch kein Yoga und meditiere nicht. Es hilft ja vielen Menschen.
Ticket: Viele suchen nach innerer Erleuchtung, weil sie Angst vorm Tod haben und hoffen, dass es danach noch etwas geben wird...
Kruger: Ich habe Angst vorm Tod. Aber ich glaube nicht, dass es danach noch etwas gibt. Wer weiß, vielleicht irre ich mich auch, und alle anderen haben Recht.
Ticket: Im Film verlässt Ihre Figur Romy ihren Ehemann, um endlich frei zu sein, aber dann bindet Sie sich an einen anderen Mann. Das ist nicht wirklich konsequent, oder?
Kruger: Es ist ein Irrglaube, dass man seine Freiheit aufgibt, weil man mit jemand zusammen ist. Vielmehr sollte man sich zusammen frei fühlen. Genauso funktioniert es nicht, sich frei zu fühlen, wenn man den anderen wieder verlässt. Denn Liebe ist etwas, wonach wir uns alle sehnen. Selbstliebe ist sicherlich wichtig, aber das Beste ist doch, wenn man beides hat, sich selbst lieben und geliebt zu werden. Zumindest gehe ich so durchs Leben.
Ticket: Sie haben auch einige Nacktszenen – sehr dezent gedreht und dennoch erotisch. Wieso haben Sie sich darauf eingelassen?
Kruger: Da kommt es aufs Vertrauen an – und das bestand zu meiner Regisseurin. Als Französin hat sie generell einen anderen Zugang dazu als etwa Amerikaner. Da wir aber in den USA drehten, gab es etliche Einschränkungen – vor allem in Bezug auf Norman Reedus, der als Star der TV-Serie "Walking Dead" nicht nackt sein durfte, weshalb manche Körperzonen tabu waren. Amerikaner sind nun mal viel prüder als Europäer.
Ticket: Geht Ihnen das auch so, wenn Sie für einen amerikanischen Film besetzt werden?
Kruger: Es gibt Verträge, die man unterschreiben muss und in denen alles genau drinsteht. Man darf etwa das linke Hinterteil zeigen, aber nicht den Ritz des Pos. Auch die Nippel des Busens dürfen nicht gezeigt werden. Das wird für jedes Filmprojekt neu ausgehandelt. Mir ist das eigentlich völlig egal.
Ticket: Wie reagierte das US-Filmteam von "Sky" auf so viel Freizügigkeit?
Kruger: Die Amerikaner nehmen das total ernst. Die meisten mussten aus dem Zimmer, und keiner durften reden. Da herrschte eine angespannte Stimmung. Ich finde es immer wieder komisch, dass man jemand erschießen darf, und der Film bekommt trotzdem eine Jugendfreigabe. Aber sobald man einen Nippel sieht, besteht sofort Jugendverbot. Das ist eben eine andere Mentalität. Waffen haben eine große Bedeutung. Abends um acht Uhr kann man im Fernsehen sehen, wie ein Jugendlicher andere abschießt, was okay ist, aber wenn es um Liebe, Sex und Körperlichkeit geht, hört die Freiheit auf.
Ticket: Sie arbeiten in Amerika und Frankreich, tauchen aber so gut wie nie in einem deutschen Film auf. Wie kann das sein?
Kruger: Doch, es passiert jetzt! Ich drehe jetzt meinen ersten deutschen Film mit Fatih Akin. Der heißt "Aus dem Nichts" und im Oktober beginnen in Hamburg die Dreharbeiten. Ich hatte Fatih vor fünf Jahren in Cannes angesprochen, weil ich sein größter Fan bin. Ich bin damals extra zur Party seines Films gegangen, um ihn kennenzulernen und sprach ihn an: "Falls du jemals mit mir drehen willst, bitte schreibe mir." Das hat er jetzt gemacht.
von tsc
Kruger: Klar, wer hat das noch nicht gedacht. Ich habe aber das Gefühl, dass ich mein Leben ständig umwerfe, deshalb bin ich auch Schauspielerin geworden. Dahinter steckt eine Panik, sich an Dinge und Leute zu binden. Aber dadurch, dass ich andere Menschen spielen kann, gebe ich mir das Gefühl, mein Leben ständig neu entdecken zu dürfen.
Ticket: Sind Sie denn schon mal ganz allein durch ein fremdes Land gereist?
Kruger: Etliche Male und in Amerika bin ich schon öfters im Auto von der Ost- zur Westküste gefahren – meistens aber mit meiner Katze als Begleitung.
Ticket: In "Sky" wird daraus auch eine spirituelle Erfahrung, als Ihre Figur mit der indianischen Kultur konfrontiert wird...
Kruger: Meine Regisseurin Fabienne Berthaud hat diese Reise aus dem Film tatsächlich allein gemacht. Sie hatte auch diese Indianer kennengelernt und schrieb diese Szene erst hinterher ins Drehbuch. Ich selbst bin kein spiritueller Typ, daher hat die indianische Segnung mein Leben nicht verändert. Ich finde es aber toll, bei anderen Kulturen dabei sein zu dürfen, und genieße das Privileg, so großzügig aufgenommen zu werden.
Ticket: Sind aber nicht alle Schauspieler ein bisschen abergläubisch?
Kruger: Ich überhaupt nicht und gehe auch unter einer Leiter durch. Ich glaube auch nicht an Gott, mache auch kein Yoga und meditiere nicht. Es hilft ja vielen Menschen.
Ticket: Viele suchen nach innerer Erleuchtung, weil sie Angst vorm Tod haben und hoffen, dass es danach noch etwas geben wird...
Kruger: Ich habe Angst vorm Tod. Aber ich glaube nicht, dass es danach noch etwas gibt. Wer weiß, vielleicht irre ich mich auch, und alle anderen haben Recht.
Ticket: Im Film verlässt Ihre Figur Romy ihren Ehemann, um endlich frei zu sein, aber dann bindet Sie sich an einen anderen Mann. Das ist nicht wirklich konsequent, oder?
Kruger: Es ist ein Irrglaube, dass man seine Freiheit aufgibt, weil man mit jemand zusammen ist. Vielmehr sollte man sich zusammen frei fühlen. Genauso funktioniert es nicht, sich frei zu fühlen, wenn man den anderen wieder verlässt. Denn Liebe ist etwas, wonach wir uns alle sehnen. Selbstliebe ist sicherlich wichtig, aber das Beste ist doch, wenn man beides hat, sich selbst lieben und geliebt zu werden. Zumindest gehe ich so durchs Leben.
Ticket: Sie haben auch einige Nacktszenen – sehr dezent gedreht und dennoch erotisch. Wieso haben Sie sich darauf eingelassen?
Kruger: Da kommt es aufs Vertrauen an – und das bestand zu meiner Regisseurin. Als Französin hat sie generell einen anderen Zugang dazu als etwa Amerikaner. Da wir aber in den USA drehten, gab es etliche Einschränkungen – vor allem in Bezug auf Norman Reedus, der als Star der TV-Serie "Walking Dead" nicht nackt sein durfte, weshalb manche Körperzonen tabu waren. Amerikaner sind nun mal viel prüder als Europäer.
Ticket: Geht Ihnen das auch so, wenn Sie für einen amerikanischen Film besetzt werden?
Kruger: Es gibt Verträge, die man unterschreiben muss und in denen alles genau drinsteht. Man darf etwa das linke Hinterteil zeigen, aber nicht den Ritz des Pos. Auch die Nippel des Busens dürfen nicht gezeigt werden. Das wird für jedes Filmprojekt neu ausgehandelt. Mir ist das eigentlich völlig egal.
Ticket: Wie reagierte das US-Filmteam von "Sky" auf so viel Freizügigkeit?
Kruger: Die Amerikaner nehmen das total ernst. Die meisten mussten aus dem Zimmer, und keiner durften reden. Da herrschte eine angespannte Stimmung. Ich finde es immer wieder komisch, dass man jemand erschießen darf, und der Film bekommt trotzdem eine Jugendfreigabe. Aber sobald man einen Nippel sieht, besteht sofort Jugendverbot. Das ist eben eine andere Mentalität. Waffen haben eine große Bedeutung. Abends um acht Uhr kann man im Fernsehen sehen, wie ein Jugendlicher andere abschießt, was okay ist, aber wenn es um Liebe, Sex und Körperlichkeit geht, hört die Freiheit auf.
Ticket: Sie arbeiten in Amerika und Frankreich, tauchen aber so gut wie nie in einem deutschen Film auf. Wie kann das sein?
Kruger: Doch, es passiert jetzt! Ich drehe jetzt meinen ersten deutschen Film mit Fatih Akin. Der heißt "Aus dem Nichts" und im Oktober beginnen in Hamburg die Dreharbeiten. Ich hatte Fatih vor fünf Jahren in Cannes angesprochen, weil ich sein größter Fan bin. Ich bin damals extra zur Party seines Films gegangen, um ihn kennenzulernen und sprach ihn an: "Falls du jemals mit mir drehen willst, bitte schreibe mir." Das hat er jetzt gemacht.
von tsc
am
Fr, 10. Juni 2016
Info
Sky
Regie: Fabienne Berthaud
Mit Diane Kruger, Norman Reedus, Gilles Lellouche, Lena Dunham u.a. 103 Minuten, frei ab 12 Jahren
Die Story
Der USA-Urlaub beginnt für Romy (Diane Kruger) mit einem Alptraum. Als ihr betrunkener Ehemann (Gilles Lellouche) sie vergewaltigen will, schlägt sie auf ihn ein und glaubt, er sei tot. Sie flieht, stellt sich dann aber der Polizei. Obwohl ihr Mann lebt, zieht Romy einen Schlussstrich und verlässt ihn.
» Läuft in Freiburg
Autor: bz