"Die Autos, die Girls und all das"

TICKET-INTERVIEW: Daniel Craig über Berlin, Statussymbole – und was er an seiner Rolle als Bond liebt.

Was musste Daniel Craig (47) nicht einstecken, als er vor zehn Jahren als neuer 007-Darsteller vorgestellt wurde: zu klein, zu blond! Heute heißt es, dass es seit Sean Connery keinen besseren Bond gab. "Spectre" (Filmbesprechung siehe BZ vom vergangenen Samstag) ist nun schon sein vierter Einsatz im Geheimdienst Ihrer Majestät, aber es wird spekuliert, dass es sein letzter sein könnte, weil sich der Brite in der Erschöpfung nach dem Dreh negativ äußerte. Markus Tschiedert fragte ihn vor der Deutschland-Premiere in Berlin.

Ticket: Sie sollen nach "Spectre" gesagt haben, dass Sie sich lieber die Pulsadern aufschlitzen würden, als nochmals Bond zu spielen...
Daniel Craig: Lassen Sie mich das gleich aufklären: Zwei Tage nach Drehschluss wurde ich gefragt, ob ich noch einen Bond-Film drehen möchte. Meine Antwort lautete: "Wenn es sofort wäre, würde ich mir lieber die Handgelenke aufschneiden." Darüber hinaus habe ich doch auch das Recht, meine Meinung zu ändern.
Ticket:
Sie sind diesmal sogar als Co-Produzent genannt. Dient das Ihrer finanziellen Absicherung?
Craig: Nein, mit Geld hat das gar nichts zu tun, mehr mit Wertschätzung. Als mir die Rolle angeboten wurde, sagte ich den Produzenten nur, dass es schwierig wird, diese Rolle auszufüllen, aber es könnte mir gelingen, wenn ich Einfluss nehmen könnte. So wurde mir von Anfang an ein Mitspracherecht eingeräumt, und aus Dank werde ich nun als Co-Produzent erwähnt.
Ticket: Inwiefern nehmen Sie Einfluss auf Bond?
Craig: Ich gebe immer meinen Senf dazu, und einige meiner Vorschläge schafften es auch in die Filme. Vor allem aber ist es eine wirklich gute Zusammenarbeit. Wenn sich anfangs alle an einem großen Tisch setzen, um zu besprechen, was bei Bond als nächstes passieren soll, bin ich stets mit dabei.
Ticket: Sie entscheiden also auch mit, welche Bond-Girls Ihnen in die Arme gelegt werden?
Craig: Selbstverständlich! Das ist auch das einzige, was mich dabei interessiert (lacht)!
Ticket: Monica Bellucci und Léa Seydoux zeigen viel nackte Haut, Sie ziehen sich nicht einmal das Hemd aus...
Craig: Oh, ich bin zu fett geworden, so wollte ich mich nicht zeigen... Nein, schauen Sie sich einfach meine anderen Bond-Filme an, da gibt es genug Haut von mir zu sehen.
Ticket: Bond ist in "Spectre" wieder mit den tollsten Uhren und teuersten Anzügen ausgestattet. Stehen Sie selbst auch auf Statussymbole?
Craig: Nicht so ausufernd, aber ein wenig schon. Ich schätze schöne Anzüge, was auch damit zusammenhängt, dass mein Großvater Schneider war und daheim oft darüber gesprochen wurde, was einen guten Anzug ausmacht. Mit der Rolle habe ich jetzt natürlich das große Glück, mich gut kleiden zu dürfen, und wie Bond mag ich Autos.
Ticket: "Octopussy" von 1983 ist der einzige Bond-Film, der in Berlin spielt. Wird es nicht langsam wieder Zeit?
Craig: Na klar! Sofort! Ich mag die Stadt sehr (Craig drehte 1996 "Obsession" in Berlin und verliebte sich da in seine Filmpartnerin Heike Makatsch, Anm.d. Red.), und Bond in Berlin wäre sicher auch sehr reizvoll fürs Publikum. Hier ist noch Geschichte spürbar, und die Stadt bietet tolle Kulissen.
Ticket: Sean Connery litt manchmal drunter, auf der Straße oder im Hotel als Mr. Bond angesprochen zu werden. Passiert Ihnen das auch?
Craig: Das ist wohl allen meinen Vorgängern passiert. Noch so eine widerliche Sache (lacht). Ja, ich werde hin und wieder Mr. Bond gerufen, manchmal auch Blondie...
Ticket: Gibt es überhaupt etwas, was Ihnen an Bond schwerfällt?
Craig: Vor der Kamera fällt mir das Rennen immer schwerer, und Kussszenen sind schrecklich! Nein, im Ernst: Es gibt nichts, was diese Rolle wirklich schwierig machen würde. Dennoch ist sie sehr fordernd. Was was ich an Bond liebe, sind natürlich die Autos, die Girls und all das. Hinzu kommt, dass ich gern mit den Leuten arbeite, die Bond vor der Kamera gut aussehen lassen. Ich wollte ja Schauspieler werden, um irgendwann mit den talentiertesten Leuten beim Film arbeiten zu können – und das bietet mir diese Rolle.
von tsc
am Fr, 06. November 2015

Info

James Bond – Spectre

Regie: Sam Mendes. Mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ralph Fiennes, Monica Bellucci, Ben Wishaw und anderen
148 Minuten, frei ab 12 Jahren

Die Story
James Bond (Daniel Craig) kommt auf die Spur der Verbrecherorganisation Spectre, die so stark geworden ist, dass sogar der Britische Geheimdienst unterwandert ist. Ihr oberster Kopf ist Franz Oberhauser (Christoph Waltz), den Bond aus seiner Kindheit kennt.  

Autor: bz

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