Die Hochburg steckt noch voller Überraschungen

"Denkmalreise" vor dem Tag des offenen Denkmals: Der Laser bringt es an den Tag, dass die alten Baupläne umgesetzt wurden.

EMMENDINGEN. Die Hochburg ist weit und breit die Größte. Das zeigte Bertram Jenisch, Referent für archäologische Denkmalpflege, bei der Denkmalreise von Staatssekretärin Katrin Schütz aus dem Wirtschaftsministerium auf der mittelalterlichen Burganlage am Freitag. "Die Anlage umfasst mehr als 17 Hektar, sie ist viermal so groß wie bisher angenommen – das Heidelberger Schloss haben wir damit abgehängt", sagte Jenisch.

Für Experten war die Größe indes keine Riesenüberraschung: "Dass da was drin war, sah man beim Durchlaufen durch den Wald", sagt Rolf Brinkmann, "Hochburgarchitekt" und seit Jahrzehnten bei den Arbeiten und in der Dokumentation der absolute Fachmann, "und es gab ja die alten Pläne." Sein Sohn Axel nickt. "Wir wussten seit Jahrzehnten davon." Doch erst der terrestrische Laserscanner brachte die Gewissheit, dass diese Pläne auch umgesetzt wurden. "Oft wurden solche Pläne nur gemacht, um die Leute zu beeindrucken", erklärt Geschäftsführer Michael Hörrmann von Schlösser und Gärten die Unsicherheit. Nicht so bei der Hochburg: "Sie wurde vom 12. bis 17. Jahrhundert zwiebelförmig vergrößert", sagt Jenisch. Die Anlage wurde durch Bastionen verstärkt – das umfasste schließlich den ganzen Berg.

Die Hochburg stehe im Spannungsfeld zwischen Mittelalterarchäologie und Baudenkmalpflege, sagte Klaus Wolf, Chef des Landesdenkmalamtes. Sie gehört zu den Projekten der "Virtuellen Archäologie", bei der 3D-Modelle erstellt werden. Die Ruine sei, so ergänzte Jenisch, ein so dankbares Objekt, dass sie zur Spielwiese für die Messexperten geworden sei. Der Vorteil: Für Untersuchungen per Bodenradar oder Laser braucht man keinen Spaten anzusetzen.

Der ist dafür bei den Instandhaltungsarbeiten gefragt. Wochenende für Wochenende sind die Arbeitsgruppen unter Anleitung von Vater und Sohn Brinkmanns aktiv. Wenn man dafür sowie für die Museumsbetreuung nur zwölf Euro pro Stunde veranschlagt, ergibt sich allein für 2016 ein Wert von 57 024 Euro. Aber nicht alles geht per "Fronarbeit". Oberbürgermeister Stefan Schlatterer, Vorsitzender des Hochburgvereins, freute sich über die Zusage des Landes, das Dach der alten Pfisterei (Bäckerei) zu decken.

Die und die Rossmühle bildeten denn auch den Schwerpunkt bei Rolf Brinkmanns flotter Führung. Als einzigartig im Land bezeichnete Jenisch diese "Hightechanlage aus dem 17. Jahrhundert". Oben trieben Pferde das Mahlwerk an, unten kam das frische Mehl auf Backstubenhöhe heraus. Nach der Überdachung werden die Pfisterei mit der Backstube, dem alten Ofen und kleinen Kochstellen und die Rossmühle wieder zugänglich sein – allerdings nur bei Führungen und nachdem noch eine Schutzschicht über den weichen, empfindlichen Originalboden gelegt wurde. Nächstes Jahr soll es soweit sein. Aber auch so gibt’s am Sonntag genug zum Gucken!

Ruine Hochburg, zum Tag des offenen Denkmals, Sonntag, 10. September, Führungen um 12 und 14 Uhr. Dokumentationszentrum Wehrturm 13 bis 17 Uhr.
von Sylvia-Karina Jahn
am Sa, 09. September 2017

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