Theater

Die Kaserne Basel eröffnet ihre Saison mit dem Schwerpunkt "Kaserne Globâle"

Die Kaserne Basel eröffnet ihre Saison mit dem Schwerpunkt "Kaserne Globâle".

Die Kaserne Basel stellt sich neu auf. Der neue künstlerische Leiter Sandro Lunin will den interkontinentalen Austausch intensivieren, vor allem zwischen dem reichen Norden und den armen Süden des Planeten. Exemplarisch sichtbar wird das in "Kaserne Globâle", dem zwölftägigen Schwerpunkt, der die neue Spielzeit eröffnet.

v Globalisierung und Migration prägen die Debatten in Europa. Der Blickwinkel hat sich dabei verschoben. Bestimmte bis weit ins 20. Jahrhundert die Auswanderung die Szenarien, ist es nun die Einwanderung. Auch die Schweiz ist längst Einwanderungsland. In Städten wie Basel hat bereits ein Drittel der Einwohner Migrationshintergrund. Da knüpft "Kaserne Globâle" an, will für Perspektivwechsel und globale Kulturen sensibilisieren – hoch dosiert und im Mix aller Genres. Denn auch deren strikte Trennung hält Lunin für überholt.

Das Theaterstück "Museum of Lungs" (letztmals am heutigen Freitag) ist ein Beispiel dafür. Die dokumentarisch angelegte Inszenierung verbindet Live-Musik von Neo Muyanga und Nancy Mounir mit persönlichen Erfahrungen und Recherchen der südafrikanischen Autorin und Performerin Stacy Hardy. Diese litt lange an Tuberkulose (TB). Das wurde aber nicht erkannt. Denn die Krankheit galt/gilt in Südafrika als eine der schwarzen Bevölkerung – obwohl sie einst von weißen Siedler eingeschleppt wurde, wie die hellhäutige Hardy schildert. Mithin konnte nicht sein, was nicht sein durfte. Diesen von kolonialem und rassistischem Denken geprägten blinden Fleck stellt Hardy in ihrem 75-minütigen Monolog und im Spiel mit einer Puppe in historisch-gesellschaftliche Kontexte. Regie führt die Ägypterin Laila Soliman, die auch schon für Rimini Protokoll tätig war.

Einen weiteren Fokus richtet "Kaserne Globâle" auf weibliche Identität. Dafür steht Henrike Iglesias. Das vierköpfige in Basel und Berlin ansässige Frauenkollektiv setzt sich mit gesellschaftlichen Klischees des Weiblichen auseinander. In der im Roxy in Birsfelden zu sehenden Produktion "Oh My" geht es um emanzipierte Sexualität. Dafür hinterfragen die Performerinnen in dem einstündigen Stück Sprachlosigkeit, Scham und Schuldgefühle und experimentieren auf der Suche nach alternativen, queeren und feministischen Formen des Begehrens auch mit Pornografie.

Die "Short Pieces", eine Serie hintereinander geschalteter 30-minütiger Stücke, verbinden die Blicke auf die Welt jenseits der Festung Europa und auf das Weibliche. "Damaszener Café" von der in der Schweiz lebenden syrischen Autorin und Schauspielerin Lubna Abou Kheir beschreibt die Haftbedingungen in syrischen Gefängnissen aus der Sicht einer Frau. Die in Basel lebende Performerin Miriam Coretta Schulte steuert "Mimesia – how to wolpetringer a sphinx" bei. Eine "Liebeserklärung an Halbgöttinnen", wie es heißt, die sich in Begegnung mit ägyptischen Frauen in Kairo mit Themen wie Bewunderung und Vorbild auseinandersetzt.

Das Choreografische beim Festival vertritt unter anderem "Bootlegged", ein Stück der libanesischen Choreografin und Performerin Danya Hammoud und des südafrikanischen Wortkünstlers, Sängers und Tänzers Boyzie Cekwana, das Überlebensstrategien und geschmuggelte Ideen vorführt. Weiter gibt’s Performances, eine Ausstellung und Musik – etwa mit der in Berlin lebenden kuweitischen Konzeptkünstlerin Fatima Al Qadiri.

Termin: "Kaserne Globâle", bis 6. Okt., diverse Schauplätze unter anderem Kaserne, junges Theater Basel und Roxy Birsfelden. Programm, Termine und
Tickets: www.kaserne-basel. ch
von Michael Baas
am Fr, 28. September 2018

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