Spiel um menschliche Abgründe

Die Kaserne Basel zeigt Theaterstücke von Lorenz Nufer und Yan Duyvendak

Die Kaserne Basel beginnt das neue Jahr im Januar mit Theaterstücken von Lorenz Nufer und Yan Duyvendak.

Mit einer Premiere beginnt die Kaserne Basel programmatisch das neue Jahr. Lorenz Nufer präsentiert erstmals am Donnerstag, 8. Januar, um 20 Uhr, im Rossstall 1 sein Theaterstück "Im Bau" (Bild). Weitere Vorstellungen sind am Sonntag, 11. Januar, um 19 Uhr und am Dienstag, 13. Januar um 20 Uhr. Theatralisch geht es von Dienstag 20., bis Donnerstag, 22. Januar, jeweils um 19 Uhr (Reithalle) weiter. Dort zeigen Yan Duyvendak und Roger Bernat ihre Theaterperformance "Please, Continue (Hamlet").

Der Basler Schauspieler und Regisseur Lorenz Nufer hat sich mit "Im Bau" einem Familiendrama gewidmet. Darin beschäftigt er sich mit der Vorstellung von Familie in der heutigen Gesellschaft. Die Szenerie zeigt ein Geburtstagsessens, die Familie trifft sich am Tisch. Die Stimmung ist entspannt, alle bemühen sich um den Familienfrieden. Schließlich präsentiert die Tochter das eigentliche Geschenk des Abends: Sie wird heiraten und eine Familie gründen. Der Zündstoff dieser Mitteilung folgt mit der nächsten Information: Sie liebt einen Mann, der wegen Mordes im Gefängnis sitzt. Die Eltern ereifern sich zwischen Vorwürfen und Selbstanklagen. Auch innerhalb der Familiendebatte werden menschliche Abgründe sichtbar. Nufer und sein Team decken familiäre Intrigen und versteckte Begehren auf. Das psychologische Familiendrama entpuppt sich dabei als hinterhältiges Strategiespiel und seine Protagonisten als gut gecoachte Rhetoriker.

Der 1976 in Zürich geborene Lorenz Nufer hat sich nach seinem Studium mit Diplomabschluss an der HFS Ernst Busch in Berlin in einem Filmschauspielkurs an der Filmakademie Ludwigsburg auch in diesem Genre ausprobiert und in verschiedenen Filmen mitgewirkt. Derzeit ist er festes Ensemblemitglied des Theaters Basel und war von 2001 bis 2004 Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. Ausgezeichnet wurde er 2003 mit dem Förderpreis der Armin-Ziegler-Stiftung für die Rolle des August in der Aufführung "Norway.Today" von Igor Bauersima (Regie: Frederike Heller).

Die Theaterperformance von Yan Duyvendak und Roger Bernat "Please, Continue (Hamlet)" widmet sich nur bedingt dem Stück von William Shakespeare. Vielmehr interessieren sie sich für die realen Mechanismen, Regeln und Gesetze, nach denen die Gerichtsbarkeit hier und jetzt funktioniert. Das Stück dreht sich um einen jungen Mann, der vor Gericht steht, weil er den Vater seiner Freundin erstochen hat. Der Richter bittet um Ruhe, eröffnet die Verhandlung und beginnt mit der Befragung des Angeklagten. Neu verhandelt wird einer der berühmtesten Mordfälle der Literaturgeschichte, ein Prozess um Sein oder Nichtsein, um Wirklichkeit und Schein. "Please, Continue (Hamlet)" vermischt Shakespeares Tragödie mit einem realen Fall. Und in diesem Gerichtsfall ist alles echt. Fast alles: Hamlet, seine Mutter Gertrude und Ophelia werden von Darstellern gespielt. Richter, Staatsanwalt, Verteidiger und Experten üben diese Funktion alle auch außerhalb des Theaters aus. Als Geschworene fungiert eine Zuschauergruppe, die bei den bisherigen Aufführungen in Frankreich, Belgien, Holland und der Schweiz höchst unterschiedliche Urteile gefällt hat.

Der gebürtige Niederländer Yan Duyvendak wurde bereits drei Mal in Folge mit dem Swiss Award ausgezeichnet (2002-2004). Seine Werke im Bereich Video sind Bestandteil von Sammlungen, etwa am Musée des Beaux-Arts de Lyon und am Museum für Kommunikation in Bern. Im Jahr 2010 erhielt er die prestigeträchtigste Auszeichnung für Gegenwartskunst in der Schweiz, den Meret Oppenheim Preis.
von Foto: Christian Knörr
am Mo, 29. Dezember 2014

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