Die Ruhe nach der Flut

Neun Wochen nach dem Tsunami sind die Aufbauarbeiten in Südostasien in vollem Gang: Die Thais warten auf Touristen.

O rtstermin in Südostasien: Wie sieht es nach der Flutwelle in Südthailand aus? Welche Strände sind in Phuket, der wichtigsten Ferieninsel, besonders betroffen? Wie ist die Stimmung in den Restaurants, Hotels und an den Stränden?

Patong Beach ist der Ballermann von Phuket: Die laute Badebucht steht für den Siegeszug des Massentourismus in den 80er-Jahren. In Patong gibt es die meisten Hotels, die lautesten Bars, die billigsten Buden, die freizügigsten Mädchen, die schrillsten Transvestiten.

Der Tsunami hat an der Uferpromenade gewütet. Jetzt wird sauber gemacht, repariert, gebaut - wenn es sein muss, zwölf Stunden am Tag. Zwei Straßenzüge weiter blieb alles intakt. Doch auch hier herrscht Leere. Und dies in der Hauptsaison.

Der Verlust an Geschäftseinnahmen droht den wirtschaftlichen Schaden der Flut noch zu übersteigen. In Europa glauben sie, die thailändischen Strände seien ein Trümmerfeld, klagen die Vertreter des Thailand-Tourismus über die Berichterstattung nach der Naturkatastrophe.

"Natürlich kann man Urlaub machen in Phuket", sagt Wolfgang Meusberger. Der Österreicher lebt seit 15 Jahren in Thailand und leitet das "Holiday Inn" Resort Phuket. "Die Strände sind schöner als je zuvor. Aber es ist nichts los. 80 Prozent der Restaurants haben geschlossen." Die meisten seiner 470 Mitarbeiter hat Meusberger in Zwangsurlaub oder in Englischkurse geschickt. Jetzt werden nicht nur die Schäden beseitigt, die Auszeit wird zum großen Umbau genutzt. Im April will die Ferienanlage wieder öffnen.

2000 Gäste vergnügten sich früher am Abend im "Fanta Sea", einem gigantischem Nachtclub in Phuket. Als nach dem 26. Dezember sich gerade mal zehn Gäste in dem Areal verloren, wurde der Amüsierbetrieb vorübergehend geschlossen.

Wer Thailand kennt, kommt immer wieder

Nach der Welle soll alles besser, sauberer, schöner werden. Phuket will weg vom Billigimage. Die illegal errichteten Buden, die Strandbars und Massagesalons direkt am Strand, sind von der Welle einfach weggespült worden. Die Zahl der Liegestuhlvermieter soll von 7000 auf 2000 reduziert werden. Aber die kleinen Geschäftsleute, die Ananasverkäufer, Getränkehändler, Sonnenschirmvermieter, kämpfen um ihre Zukunft. Sorgen? Wolfgang Meusberger ist zuversichtlich: "Wer einmal in Thailand war, kommt wieder." Die Hoteliers haben eine Flut von E-Mails und Briefen von ehemaligen Gästne bekommen: Wie geht es euch? Könnt ihr am Strand mal nachfragen, ob der und der noch lebt? Braucht ihr Hilfe?

Die Naturkatastrophe am 26. Dezember war schlimm. "Thailand ist kein Dritte-Welt-Land, wir können unsere Häuser und Straßen selbst aufbauen", heißt es überall in Patong. "Was wir brauchen, sind Touristen, die zu uns kommen."

Die Stornowelle könnte eine zweite, wirtschaftliche Katastrophe auslösen. Dabei stand Thailand gerade vor der besten Saison seit Jahren. "Wir hatten bis April tolle Zahlen: Die Belegung lag bei 96 Prozent", verrät Meusberger, "nach der Lungenkrankheit Sars und der Hühnerpest sollte es das beste Jahr seit langem werden." Jetzt sind gerade mal zehn bis 20 Prozent der Betten belegt.

Eine Bucht weiter: Das Karona Beach Hotel ist eine beliebte Adresse für all jene, die es lieber ruhiger mögen. Das Haus mit den 85 Zimmern liegt am Hang, die Wassermassen kamen nicht bis hierher. Die erste Zeit war hart, erzählt die Hoteldirektorin. "Wenn die Flaute länger dauert, kommen wir in ernste Schwierigkeiten." Alle fürchten den Dominoeffekt: Wenn die Gäste ausbleiben, muss Personal entlassen werden. Die Kapitäne der Longtailboote, die Getränkeverkäufer, die Taxifahrer, die Gemüsehändler - sie alle leiden unter dem schlechten Geschäft. Und Phuket lebt vom Tourismus - und das nicht schlecht. Bleiben die Touristen aus, wird es für alle schwierig. Preisnachlässe sollen jetzt das Geschäft ankurbeln.

Die Fahrt mit dem Schnellboot nach Kho Phi Phi dauert eine Stunde, eine Insel wie auf einer Postkarte - weißer, feiner Strand, klares, blaues Wasser, mächtige Palmen. "Willkommen im Paradies." Michal Zitek, Direktor des "Holiday Inn"-Resorts auf Kho Phi Phi, meint es ernst. Der Hausherr kommt aus Australien, trägt im Dienst Bermudas und empfängt seine Gäste am Strand. Das Ferienresort hat keinen Anleger.

Die Ferienanlage liegt im Norden der acht Kilometer langen Insel in der Andamanensee, dort kam der Tsunami nur als Hochwasser an. Nach wenigen Stunden waren alle Schäden beseitigt. Doch auch hier sind die Strände sind leer, von den 77 Bungalows sind gerade mal 17 belegt. "Selbst Buchungen für den nächsten Herbst wurden storniert", klagt Zitek.

Er holt eine Karte: Phi Phi ist eine kleine Insel mit zwei Felsen, die durch einen schmalen Streifen weißen Sandes verbunden sind. Dort klebt ein dicker roter Punkt, wie ein Warnhinweis: Ton Sai Bay, die "schönste Bucht der Welt", auf diese Stelle hat sich der Tsunami konzentriert, dort ist alles zerstört. Der Aufbau wird ein, zwei Jahre dauern. "Aber nicht bei uns."

Zurück ans Festland: Auch in der Region Krabi, wo die Schäden kaum sichtbar sind und Gäste wie Einheimische rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnten, bleibt vom Abebben des Touristenstroms keiner verschont. "Schickt die Hilfsgelder nach Indonesien und Indien. Thailand braucht Gäste."

Petra Kistler



THAILAND

Preise:
Für Reisen nach Phuket werden deutliche Ermäßigungen angeboten. Auf Phuket selbst sind vereinzelt noch größere Nachlässe möglich .

Auskünfte:
Thailändisches Fremdenverkehrsamt, Bethmannstr. 58, 60311 Frankfurt. Da sich die Situation vor Ort sehr schnell ändert, ist das Internet hilfreich:

http://www.thailandtourismus.de

http://www.tatgovernor.com

Informationen zu Phuket:
http://www.phukettourist.com

Informationen zu Khao Lak: http://www.khaolak.de

Informationen zu den Hotels:
http://www.sawadee.com/tsunami/hotels
am Fr, 04. März 2005

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