Tanz

Die Tanzproduktion "Der Feuervogel" in Freiburg

BZ-INTERVIEW mit Chantal Kohlmeyer von Jugend-pro-Arte zum Projekt "Feuervogel".

"Der Feuervogel" heißt das Tanztheater, das der Verein Jugend pro Arte in Kooperation mit der Musikhochschule Freiburg aufführt. Chantal Kohlmeyer, Vereinsgründerin und -vorsitzende, hat Susanne Ehmann erzählt, was passiert, wenn unterschiedliches Können und verschiedene Altersstufen aufeinandertreffen.

BZ: Frau Kohlmeyer, warum führen Sie gerade ein Tanztheater auf?

Kohlmeyer: Ich möchte immer etwas Neues ausprobieren. Das letzte Projekt war eine eigene Tanzperformance, dieses Mal also ein Märchen. Dann gab es da diese tolle kammermusikalische Fassung von Igor Strawinskys "Feuervogel". Hansjacob Staemmler, Dozent an der Freiburger Musikhochschule (MH) und Pianist, und ich waren gleich begeistert. Er wird im Juni übrigens eigens ein Benefizkonzert für uns veranstalten. Dann haben wir noch Sylvie Altenburger und ihre Kammermusikklasse der MH ins Boot geholt – und das Ganze kam ins Rollen.
BZ: Die Aufführung ist aber nicht nur etwas für Kinder...

Kohlmeyer: Nein, das tänzerische und musikalische Niveau ist so hoch, dass es auch für Tanz- und Kunstinteressierte zu empfehlen ist. Es ist keine klassische Inszenierung, sondern modernes Tanztheater mit Elementen von Ballett, Hip-Hop, Modern und Kindertanz.
BZ: Wie entwickelt man eine Tanz- Choreographie, die genau auf eine bestimmte Musik passt?

Kohlmeyer: Erst muss man die Musik verstehen. Allein, aber auch gemeinsam mit den Jugendlichen habe ich mich mit der Musik auseinandergesetzt und überlegt, wo wir die Schwerpunkte setzen wollen. Und dann gab es Momente, da habe ich mir die Musik Ton für Ton angehört und die Schritte entwickelt. Oder je nach Stimmung der Musik ein szenisches Bild. Und dann gibt es da noch die Zufälle, die im künstlerischen Prozess einfach passieren. Für die Jugendlichen ist es toll, das zu erleben. Es ist etwas sehr Echtes, nichts Ausgedachtes.

BZ: Es machen Tänzer und Musiker mit, im Alter von drei bis 35 Jahren – gab es da Konflikte?

Kohlmeyer: Überhaupt nicht! Das gehört zum Spannendsten in diesem Prozess: die Interaktion zwischen Groß und Klein. Da kommt es zu den berührendsten Szenen. Die Jugendlichen sind für die Kinder zuständig und lernen so, Verantwortung zu übernehmen. Und die Musikstudierenden habe ich als sehr offen und zugewandt erlebt. Auch mit einer gewissen Faszination – denn einige hatten noch nie mit Tanz zusammengespielt.

BZ: Wie finanzieren Sie Ihre regelmäßigen Projekte? Das meiste läuft ja ehrenamtlich ab.

Kohlmeyer: Über Stiftungen, Sponsoren, private Spenden. Und die Eintrittsgelder. Dazu habe ich mich beim Freiburger Kulturamt beworben und hoffe auf institutionelle Förderung. Denn Tanzprojekte wie dieses sind aus reinem Idealismus heraus entstanden. Nun haben sie sich verselbstständigt. Wir sind die einzige kulturelle Bildungseinrichtung in ganz Freiburg, entsprechend zahlreich sind die Anfragen. Gerade auch im Hinblick auf die Flüchtlinge, denn über die Kunst sind Lernen und Integration möglich. Ich kann das alleine nicht mehr leisten. Und da wir noch mehr Projekte machen möchten, brauchen wir entsprechende eigene Räume. Daran arbeiten wir.

Termine: Freiburg, "Der Feuervogel":
Freie Waldorfschule St. Georgen, Sa, 7. Mai, und So, 8. Mai, je 17 Uhr;
Theater, Kleines Haus, Sa, 25. Juni, 19 Uhr, und So, 26. Juni, 16 Uhr. Kartenreservierung für die Aufführungen im Mai über jugendproarte@web.de; für die Aufführungen im Juni im Theater unter BZ-Kartenservice Tel. 0761/4968888 oder bz-ticket.de Weitere Infos unter http://www.jugend-pro-arte.wix.com/jugendproarte2
von ehm
am Fr, 06. Mai 2016

Info

Zur Person

Chantal Kohlmeyer, 32, hat Jugend-pro-Arte 2008 initiiert und mitgegründet. Sie ist Tänzerin, Tanzpädagogin, Mutter von vier Kindern und lebt in Bollschweil.  

Autor: ehm

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