Auf den Spuren der Habsburger

Die Via Habsburg und einige ihrer Höhepunkte im Südwesten

Die Europäische Kulturstraße Via Habsburg durchquert vier Länder und sechs Regionen und streift dabei einige lohnenswerte Ausflugsziele in der Dreiländerecke.

Vier Länder und sechs Regionen zwischen Rhein und Donau sind durch die europäische Kulturstraße Via Habsburg miteinander verbunden. Dabei lässt sich vielerorts auf den Spuren der Habsburger wandeln – viele der Erinnerungsorte liegen auch in der Region.

Stammsitz im Aargau

An der Habsburg, dem Stammsitz der gleichnamigen Dynastie, im schweizerischen Aargau fahren die meisten Autofahrer achtlos vorbei. Die Burg hoch oben auf dem Wülpelsberg ist zwar von der Autobahn aus ganz gut zu sehen, aber viel zu schnell ist man dann auch schon drin im Tunnel, der unter der Burg verläuft, und hat das geschichtlich bedeutende Ensemble schon fast wieder vergessen.

Dabei gab genau diese Burg, von der aus man alle Flussübergänge der Aare im Blick hatte, dem mächtigen Fürstengeschlecht seinen Namen. Im Burghof auf dem Boden ist ein Mosaik eingelassen, auf dem die weitreichende Herrschaft in Kilometerangaben eingedruckt ist. Das macht eindrücklich klar, dass die Habsburger von 996 bis 1918 eine prägende Macht in Europa waren.

Spurensuche im Elsass

Elsass und Lothringen (dort vor allem Nancy) spielten aufgrund familiärer Verbindungen eine wichtige Rolle in der habsburgerischen Epoche, und in Ensisheim etwa 30 Kilometer südlich von Colmar – eine Städtegründung der Habsburger – befand sich lange Jahre der Verwaltungssitz Vorderösterreichs. Noch heute lässt sich in dem Städtchen das mächtige und im Renaissancestil ausgeführte Verwaltungsgebäude, das Hôtel de la Régence, bewundern. Die Tourist-Information und mehrere Museen sind heute dort untergebracht.

Ein Kleinod, aber vor allem ebenso eine Habsburger-Gründung ist auch die achteckige, frühere Klosterkirche von Ottmarsheim ein kleines Stück weiter auf der elsässischen Rheinseite entlang in Richtung Basel. Auf der rechten Seite des Rheins – im Schwarzwald und um Basel herum – bauten die Habsburger ihr Territorium ebenfalls aus. Über das mächtige Kloster St. Blasien, das Stift Säckingen am Rhein, die Landgrafschaft Breisgau mit Freiburg bis hoch zur Landvogtei Offenburg und über Villingen reichte der Herrschaftsbereich.

Kaiser-Joseph-Straße in Freiburg

Deshalb haben die Freiburger ihre in die Habsburgerstraße übergehende Haupteinkaufsstraße auch Kaiser-Joseph-Straße genannt – nach dem Kaiser Joseph II., der auf der Durchreise in Freiburg verweilte. In der ehemaligen Wache der österreichischen Garnison befindet sich heute das Haus der badischen Weine. Und der Basler Hof ist nicht nur jetzt der Sitz des Regierungspräsidiums, er war dies schon einmal in der vorderösterreichischen Zeit.

In Endingen beheimatet ist das Vorderösterreich-Museum. Das Städtchen am Kaiserstuhl war eines der ersten im Breisgau, das zu den österreichischen Vorlanden gehörte. Und es gibt eine Urkunde der Kaiserin Maria Theresia, die darin Endingen auch in der später gebildeten Verwaltungseinheit Vorderösterreich bestimmte Vorteile zubilligt.

Breisach und seine Festungen

Breisach am Rhein war zeitweise eine der wichtigsten Festungsstädte Europas und abwechselnd unter der Herrschaft von Habsburg-Österreich und Frankreich. Pläne und Modelle des Festungsbaus sind im Stadtmuseum zu besichtigen.

Wer zum ersten Mal nach St. Blasien kommt, ist beeindruckt vom Dom mit seiner imposanten Kuppel, aber auch von dem heutigen Kolleg der Jesuiten, der ehemaligen Benediktiner-Abtei, die zu den Habsburger Besitztümern gehörte.

Habsburgersaal in St. Blasien

Bei Führungen öffnen sich die Türen des Kollegs und man kommt unter anderem in den Habsburgersaal, in dem fast alle Habsburger auf den Gemälden vertreten sind. Auch soll sich dort einst ein Appartement von Kaiserin Sisi befunden haben. Ob sie es je bewohnt hat, ist jedoch nicht überliefert.

Egal wie, die berühmte Regentin hat die Menschen beeindruckt, auch die in St. Blasien-Menzenschwand lebenden Malerbrüder Winterhalter. Sie verkehrten an den Höfen dieser Welt und malten die gekrönten Häupter. Franz Xaver Winterhalter schuf unter anderem das berühmte Porträt der 29-jährigen Kaiserin Elisabeth in weißem Tüllkleid und mit Diamentensternen im Haar, Bis heute prägt genau dieses Winterhalter-Gemälde das Bild von Sisi.

Man könnte noch einiges erzählen von interessanten Orten an der Via Habsburg, von ihrem historischen Erbe und den Sehenswürdigkeiten: Burgen und andere Gebäude, Gedenksteine, Wappen an Stadttoren und Wirtshäusern, Denkmäler, Statuen und Grablegungen, Kunst und Kultur. Das jedoch würde den Rahmen sprengen. Vielleicht macht diese Auswahl aber Lust, selbst einmal auf Entdeckungsreise zu gehen und Erinnerungsorte der Habsburger kennenzulernen.
Hubert Matt-Willmatt, Heinz Linke, Via Habsburg, Auf den Spuren einer europäischen Dynastie, Tyrolia-Verlag Innsbruck, 224 Seiten, 24,95 Euro
von Ulrike Ott
am So, 16. August 2020 um 07:00 Uhr

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