Party

DJ Sprinkles mit politischer Tanzmusik in Basel

Tanzmusik ist politisch. Disco und House haben ihre Wurzeln in den Subkulturen der Latein- und Schwarzamerikaner und in der Schwulenbewegung der 60er bis 80er Jahre. In dieser Hinsicht können Clubgänger und Disc Jockeys von Terre Thaemlitz alias DJ Sprinkles lernen. Die US-Amerikanerin, 1968 im Bundesstaat Minnesota geboren, ist Musikerin, Essayistin und Transgender-Aktivistin. Sie tritt als Geschichtszeugin und Geschichtsforscherin auf, so auch am Samstag im Basler Haus der Elektronischen Künste. Untersuchungs- und Anschauungsobjekt: Die New Yorker Clubszene der 80er Jahre, Ort ihrer musikalischen Sozialisation. Damals noch Kunststudentin an der Cooper Union School of Art, legte sie regelmäßig im Club Sallys II auf, eine Kontakt- und Anlaufstelle für Menschen auf der Suche nach ihrer geschlechtlichen und sexuellen Identität. Freiheit und Unbekümmertheit erfuhren sie in schillernden Rollenspielen und im Tanz. Ihre Traumwelten ließen sie mit opulenten Kostümen und sorgsam einstudierten Choreographien für die Dauer einer Nacht aufleben. Ihr Spiel mit flüchtigen (Geschlechter-)Identitäten, ihr Begehren, ein anderer zu sein, und die Unmöglichkeit, dies zu werden: All diese Gefühlswirren und Gedanken verarbeitet Thaemlitz, selbst zwischen den Geschlechtern stehend, zu Essays und Musikstücken. Diese bewegen sich zwischen klassisch queerem House und elektroakustischer Musik in John Cage’scher Zeitdimension. So auch auf "Soulnessless", einem Album, das über 30 Stunden Musik, 80 Minuten Video und Texte zu Gender Studies und Queer Culture enthält. Auszüge darausstellt sie in Basel in einer Videoperformance vor. Danach spielt sie unter ihrem männlichen Alias DJ Sprinkles. Disco und House. Wie im New York der späten 80er Jahre.

Basel, DJ Sprinkles, Haus der Elektronischen Künste, Sa, 7. Feb., 20 Uhr
von Bernhard Amelung
am Mi, 04. Februar 2015

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