Durch Gottes eigenen Garten
W er auf der Höri lebt, im Schatten des Schiener Bergs am Untersee, ist davon überzeugt, in einer der schönsten Landschaften Europas zu wohnen. Und er kann dafür prominente Zeugen ins Feld führen: Otto Dix etwa oder Hermann Hesse lebten hier, und die Erinnerung an sie wird in Gaienhofen auch sorgsam gepflegt. Doch nicht nur für Kunst- und Literatur-Liebhaber ist dieser Winkel des Bodensees ein lohnendes Ziel, Segler, Radler und Wanderer kommen hier nicht minder auf ihre Kosten.
Wir starten mit dem Rad in Radolfzell im Schatten des Münsters und fahren auf kürzestem Weg zum Hafen und See. Richtung Moos geht es durch das Naturschutzgebiet Aachried, eine jener typischen Uferlandschaften des Untersees, deren Schilf zahllosen Vögeln als Nist-und Brutplatz dient. In Moos gerät der Schiener Berg in den Blick, der eigentlich kein einzelner Berg ist, sondern ein rund 700 Meter hohes Massiv, das Hegau und Untersee trennt. Da wollen wir hinauf, über Bankholzen zuerst zur Schrotzburg, dem höchsten Punkt der Tour. Es sind weniger die Mauerreste, die uns locken, sondern die fantastische Sicht, die sich ein paar Meter weiter auf dem Kapellenberg gegenüber noch steigern lässt. Von den Vulkankegeln des Hegaus über das Konstanzer Münster bis zu den Schweizer Alpen reicht das Rundum-Panorama.
Nach etlichen "Ohs" und "Aahs" treten wir wieder in die Pedale und nehmen Oberwald und damit die Schweizer Grenze ins Visier. Auf den nächsten Kilometern wird's ein bisschen kompliziert, denn nun weiß man nie genau, ob man in der Schweiz oder in Deutschland ist, und nicht auf jedem Weg ist das Überschreiten - offiziell - gestattet. Über Riedern und durchs Lunkenbachtal ist es erlaubt, und danach sind wir auch endgültig in der Schweiz und auf dem Weg zur malerischen Zähringer-Burg Hohenklingen, deren Turm mal wieder mit einer verführerrischen Aussicht lockt. Anschließend heißt es "Helm auf", denn nun geht es rasant bergab direkt hinein nach Stein am Rhein.
Die ehemalige Freie Reichsstadt mutet an wie ein (sehr) lebendiges Mittelalter-Museum. In der Fußgängerzone zwischen den mit Fresken geschmückten alten Häusern ist das Radeln zwar im Schritttempo erlaubt, aber angesichts der Touristenmassen nicht empfehlenswert. Und die Sehenswürdigkeiten, allen voran das Kloster St. Georgen und das Rathaus, geht man ohnehin am besten zu Fuß an.
Nach einem guten Schweizer Kaffee mit Rüblitorte steigen wir wieder aufs Rad und steuern den Bodensee-Radweg in Richtung Gaienhofen an. Von einer Grenze ist auf dem am Wochenende stark befahrenen Weg nichts zu spüren, und schon bald taucht der Kirchturm von Öhningen vor der Kulisse des Schiener Bergs auf. Den Ort lassen wir links liegen und bleiben auf dem Weg in Richtung Gaienhofen. Am See hat man immer wieder einen schönen Blick auf die malerischen Dörfer auf der gegenüberliegenden Seite, deren gepflegtes historisches Äußere nicht wenig zum Reiz der Landschaft beiträgt. Dort, wo der Weg entlang der Straße verläuft, laden immer wieder die bunten Obst- und Gemüse-Auslagen der Bauern zum Selbstbedienungs-Einkauf ein und erinnern daran, dass dieser Landstrich, zusammen mit der gegenüberliegenden Insel Reichenau, als "Gottes eigener Garten" gilt.
Kürbisse sind es vor allem, die am Straßenrand aufgetürmt sind und für ein buntes Bild sorgen. Doch wir haben nach der Fahrt durch Gaienhofen nicht Obst und Gemüse im Sinn, sondern eine deftigere Bodensee-Spezialität: Felchen. Den gibt es in Horn, an der Landspitze der Höri direkt am See im "Schlößli", das Filet mit Mandeln gebraten und auf buntem Bodensee-Salat serviert. Der Blick aus dem Garten des beliebten Ausflugslokals gibt es als Gratisbeilage. Das Auge schweift über die Segel der vielen Boote hinüber zur Reichenau und den Zwillingstürmen der Stiftskirche St. Peter und Paul in Niederzell und weiter zu den Türmen von Mittel- und Oberzell bis hin zum Konstanzer Münster. Allein diese Aussicht verdient das Prädikat "Weltkulturerbe", das der Insel verliehen wurde.
Solchermaßen an Seele und Leib gestärkt, ist der Rückweg über Iznang nach Moos und Radolfzell ein Kinderspiel ohne weitere Steigungen.
Rolf Müller
Wir starten mit dem Rad in Radolfzell im Schatten des Münsters und fahren auf kürzestem Weg zum Hafen und See. Richtung Moos geht es durch das Naturschutzgebiet Aachried, eine jener typischen Uferlandschaften des Untersees, deren Schilf zahllosen Vögeln als Nist-und Brutplatz dient. In Moos gerät der Schiener Berg in den Blick, der eigentlich kein einzelner Berg ist, sondern ein rund 700 Meter hohes Massiv, das Hegau und Untersee trennt. Da wollen wir hinauf, über Bankholzen zuerst zur Schrotzburg, dem höchsten Punkt der Tour. Es sind weniger die Mauerreste, die uns locken, sondern die fantastische Sicht, die sich ein paar Meter weiter auf dem Kapellenberg gegenüber noch steigern lässt. Von den Vulkankegeln des Hegaus über das Konstanzer Münster bis zu den Schweizer Alpen reicht das Rundum-Panorama.
Nach etlichen "Ohs" und "Aahs" treten wir wieder in die Pedale und nehmen Oberwald und damit die Schweizer Grenze ins Visier. Auf den nächsten Kilometern wird's ein bisschen kompliziert, denn nun weiß man nie genau, ob man in der Schweiz oder in Deutschland ist, und nicht auf jedem Weg ist das Überschreiten - offiziell - gestattet. Über Riedern und durchs Lunkenbachtal ist es erlaubt, und danach sind wir auch endgültig in der Schweiz und auf dem Weg zur malerischen Zähringer-Burg Hohenklingen, deren Turm mal wieder mit einer verführerrischen Aussicht lockt. Anschließend heißt es "Helm auf", denn nun geht es rasant bergab direkt hinein nach Stein am Rhein.
Die ehemalige Freie Reichsstadt mutet an wie ein (sehr) lebendiges Mittelalter-Museum. In der Fußgängerzone zwischen den mit Fresken geschmückten alten Häusern ist das Radeln zwar im Schritttempo erlaubt, aber angesichts der Touristenmassen nicht empfehlenswert. Und die Sehenswürdigkeiten, allen voran das Kloster St. Georgen und das Rathaus, geht man ohnehin am besten zu Fuß an.
Nach einem guten Schweizer Kaffee mit Rüblitorte steigen wir wieder aufs Rad und steuern den Bodensee-Radweg in Richtung Gaienhofen an. Von einer Grenze ist auf dem am Wochenende stark befahrenen Weg nichts zu spüren, und schon bald taucht der Kirchturm von Öhningen vor der Kulisse des Schiener Bergs auf. Den Ort lassen wir links liegen und bleiben auf dem Weg in Richtung Gaienhofen. Am See hat man immer wieder einen schönen Blick auf die malerischen Dörfer auf der gegenüberliegenden Seite, deren gepflegtes historisches Äußere nicht wenig zum Reiz der Landschaft beiträgt. Dort, wo der Weg entlang der Straße verläuft, laden immer wieder die bunten Obst- und Gemüse-Auslagen der Bauern zum Selbstbedienungs-Einkauf ein und erinnern daran, dass dieser Landstrich, zusammen mit der gegenüberliegenden Insel Reichenau, als "Gottes eigener Garten" gilt.
Kürbisse sind es vor allem, die am Straßenrand aufgetürmt sind und für ein buntes Bild sorgen. Doch wir haben nach der Fahrt durch Gaienhofen nicht Obst und Gemüse im Sinn, sondern eine deftigere Bodensee-Spezialität: Felchen. Den gibt es in Horn, an der Landspitze der Höri direkt am See im "Schlößli", das Filet mit Mandeln gebraten und auf buntem Bodensee-Salat serviert. Der Blick aus dem Garten des beliebten Ausflugslokals gibt es als Gratisbeilage. Das Auge schweift über die Segel der vielen Boote hinüber zur Reichenau und den Zwillingstürmen der Stiftskirche St. Peter und Paul in Niederzell und weiter zu den Türmen von Mittel- und Oberzell bis hin zum Konstanzer Münster. Allein diese Aussicht verdient das Prädikat "Weltkulturerbe", das der Insel verliehen wurde.
Solchermaßen an Seele und Leib gestärkt, ist der Rückweg über Iznang nach Moos und Radolfzell ein Kinderspiel ohne weitere Steigungen.
Rolf Müller
am
Fr, 24. September 2004