Ausflugstipp

Ein Spaziergang am ruhigen Kirnbergsee

Der Kirnbergsee östlich von Titisee-Neustadt am Rande des Schwarzwalds ist klein und unspektakulär. Aber gerade das macht ihn so bezaubernd.

Er ist viel kleiner als der mächtige Schluchsee, weit weniger bekannt als der Titisee, und es ranken sich auch keinerlei Sagen und Legenden um ihn, für die etwa der Mummelsee berühmt geworden ist. Dort, im Mummelsee, soll eine Nixe gelebt haben, die nachts aktiv wurde, um mit den Menschen zu tanzen, zu singen und zu spielen.
Aber hier jetzt am Kirnbergsee? Da tanzt, singt und spielt gerade niemand, weder am Tag noch in der Nacht, keine Nixe und auch kein Mensch. Die Zahl der Besucher lässt sich an einer Hand abzählen an diesem Freitag im Spätherbst, der sich gerade nahtlos in Winter verwandelt. Der See liegt, um es ganz ungefähr zu beschreiben, auf halber Strecke zwischen Bräunlingen und Titisee-Neustadt. Man kann bis Löffingen die Höllentalbahn nehmen und dann hinüber wandern, oder aber man fährt bis Bräunlingen, steigt dort aus und läuft dann zum See.

Hier sind kaum Menschen unterwegs

Ruhe und Erholung ist dabei garantiert, denn schon im Sommer sind die Wander- und Radwege in der Gegend nie überlaufen, und jetzt ganz außerhalb der Saison freut man sich über jeden, dem man begegnet und den man grüßen kann.

Der Kirnbergsee ist eine kleine Talsperre, gefüllt mit dem Wasser des Brändbachs. Er gehört schon zum Schwarzwald-Baar-Kreis und zur Kleinstadt Bräunlingen. Wenn man die Augen schließt und intensiv träumt von der großen weiten Welt, kann man sich vielleicht vorstellen, wie der kleine Brändbach später in die Breg mündet, wie sich Brigach und Breg vereinigen und die Donau bilden und wie es dann 2587 Kilometer weiter geht bis zum Schwarzen Meer – aber halt, es ist Pandemie, keine gute Zeit für große Reisen.

Also schauen wir uns den kleinen Kirnbergsee etwas genauer an. Er liegt auf 785 Höhenmetern, bietet ein paar lauschige Badestrände im Sommer, lockt mit einem gepflegten Campingplatz und kann darüber hinaus als Naturreservat gelten. Wildgänse leben dort, Wildenten, Fischreiher. Sogar Eisvögel bekommt man mit etwas Glück zu sehen. Die Brändbachtalsperre wurde 1921/1922 erbaut und vor zwei Jahrzehnten saniert.

Vorbei an Schilfgürteln und Strauchwerk

Der Spazierweg rund um den Kirnbergsee ist gerade einmal zweieinhalb Kilometer lang. Läuft man entgegen dem Uhrzeigersinn, geht es erst einmal am Rand eines Schwarzwaldhügels entlang, dann auf der Talsperre zur Nordseite, wo der kleine Campingplatz sonst mit Einkehrmöglichkeit und einigen Bänken am See zu einer Rast einlädt. Die braucht man aber nicht wirklich, denn der Weg ist ja so kurz. 35 Hektar Wasseroberfläche sind zu umrunden, im Westen und Süden entlang von Schilfgürteln und allerlei Strauchwerk. Und schon ist man wieder dort, wo der Spaziergang angefangen hat.

Man könnte es jetzt sportlich nehmen und es wie die Nordischen Kombinierer machen, die in ihren klassischen Wettkämpfen vier Mal 2,5 Kilometer auf Langlaufskiern skaten. Vielleicht wollen Sie dasselbe mit Nordic-Walking-Stöcken viermal rund um den See nachmachen? Man kann das aber auch lassen, Platz nehmen auf einer der Bänke und so lange vor sich hin träumen, bis die Novemberkälte in die Schuhe kriecht.

Oder aber man schaut sich die eindrucksvollen Schilder an, die an mehreren Stellen des Sees den Eindruck erwecken, als sei er so eine Art Tor zur Welt. In alle vier Himmelsrichtungen führen Rad- und Wanderwege. Er liegt auf dem Weg des sogenannten Wasserweltensteigs, einer Wanderroute vom Schwarzwald bis zum Rheinfall.

Wer nicht von Ost nach West unterwegs ist, von Bräunlingen nach Titisee-Neustadt, könnte nach Süden gehen, Löffingen ist nicht weit. Auch Eisenbach im Westen wäre vielleicht eine Wanderung wert, und Richtung Norden könnte man so unscheinbaren Dörfern wie Mistelbrunn und Hubertshofen einen Besuch abstatten.

Als 400 Graugänse auf einmal da waren

Was ließe sich sonst noch sagen über den Kirnbergsee am Rande des Dorfes Unterbränd? Vor vier Jahren überwinterten dort gleich 400 Graugänse auf einmal, sie zogen gar nicht mehr weiter nach Süden, was bei den Landwirten nur geringe Begeisterung auslöste. Denn die Vögel waren hungrig, rupften Pflanzen aus, und was sie im Anschluss an die Verdauung auf den Feldern hinterließen, war auch nicht schön anzuschauen. Im Sommer lockten schon mal Seenachtsfeste und Familientage Besucher an. Hobby-Triathleten stürzten sich beim sogenannten Laien-Man im Juli in die für Schwarzwälder Verhältnisse erstaunlich warmen Fluten. Aber auch schon im April wagten Schwimmer den Sprung ins da noch 6,2 Grad kalte Wasser. Von all diesen Spektakeln fehlt im November jede Spur. Der See ist, um es jetzt zu gestehen, sogar fast ein bisschen langweilig. Aber genau deshalb lohnt sich vielleicht auch ein kleiner Ausflug dorthin. Wer dann noch ein Bräunlinger Löwenbräu mit in den Rucksack gepackt hat – der kann sich über den Tag nicht mehr beklagen.
Hinweis: Bitte beachten Sie, dass es aufgrund dieses Artikels vorübergehend zu einem Anstieg der Ausflüglerzahlen am Kirnbergsee kommen kann – und es dann nicht mehr so ruhig ist, wie im Text geschildert. Weitere Infos zum See auf http://www.kirnbergsee.de
von str
am So, 22. November 2020 um 07:00 Uhr

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