Bühne

Ein Vorbild im Scheitern: Der Kabarettist Nico Semsrott im Freiburger Paulussaal

Ein Vorbild im Scheitern: Der Kabarettist Nico Semsrott im Freiburger Paulussaal.

Zugegeben: Bei der ersten Begegnung mit Nico Semsrott beim Auftritt im Rahmen der Gala von Kulturbörse und Grenzenlos-Festival 2013 gab es Zweifel, ob dieser traurige Komiker wohl sein Publikum auch einen ganzen Abend würde unterhalten können. Er hat es längst bewiesen: Sein Programm "Freude ist nur ein Mangel an Information" hat schon die Version 3.0 erreicht. Schaut man auf seinen Tourplan, sind viele Termine des vielfach Ausgezeichneten bereits ausverkauft.

Das hier ist ein typischer Nico Semsrott-Gag: "Ich hoffe, Ihnen gefällt der Abend. Sonst haben wir eine lose-lose-Situation." Seine Kunstfigur ist blass, trägt eine große Brille im Gesicht und die schwarze Kapuze über den Kopf gezogen. So spricht der meist reglos am Bühnenrand dastehende Nico Semsrott mit leiser, schleppender Stimme ins Publikum. Seinen Humor mag man – oder man bleibt weg.

Viele aber gehen und sehen hin. Denn obwohl der 32-Jährige als "staatlich nicht anerkannter Demotivationstrainer" eigentlich ein Vorbild im Scheitern sein will, hat er sehr wohl einen Plan und eine Haltung. Semsrott kennt die Depression aus der eigenen Biografie – aber mittlerweile sind sein Ich und seine Figur nicht mehr identisch. Seine ersten Auftritte bei Poetry-Slam- Abenden waren wie eine Therapie – "die Anerkennung aus dem Publikum hat mir Mut gemacht", erzählte er in seinem Interview mit dem Tagesspiegel.

Es ist auch nicht so, dass Semsrott nur über Versagen, Scheitern oder Ängste spricht. Er ist ein wortgewaltiger politischer Kabarettist, der seinem Publikum gern aufklärt. Rassismus etwa erklärt er anhand dieses fiktiven Monologs: "Mir geht’s nicht so gut. Woran könnte das liegen? Ach, an denen, die gerade erst kommen!"

Termin: Freiburg, Nico Semsrott, Paulussaal, Fr, 23. März, 19.30 Uhr (auf Einladung des Vorderhauses)
von Heidi Ossenberg
am Fr, 23. März 2018

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