Ein Wochenende im Mittelalter

Ferrette feiert fröhlich eine gar nicht so dunkle Vergangenheit.

M it seinen beiden Burgruinen und seinem mittelalterlichen Stadtbild ist Ferrette der ideale Platz für eines der mittelalterlichen Spektakel, wie sie sich in Frankreich großer Beliebtheit erfreuen. Die kleine Stadt an der Grenze zwischen Sundgau und Jura will indessen nicht irgendein, sondern an diesem Wochenende "das schönste mittelalterliche Fest im Elsass" feiern.

Die romantische Kulisse stimmt: Renaissance-Rathaus und Ancien Tribunal bilden mit den Bürgerhäusern aus der Zeit um 1700 ein schönes Ensemble. Die Unterburg stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde von den Fuggern errichtet. Älter ist die Oberburg, die im 12. Jahrhundert von den mächtigen Grafen von Pfirt, so der deutsche Name von Ferrette, errichtet wurde. Die Grafen von Pfirt herrschten bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts über den Sundgau. Danach fiel die Grafschaft durch Heirat an das Haus Habsburg.

Der Blick zurück in die Vergangenheit beginnt heute mit einem abendlichen Ritterturnier. Anlass ist der 16. Geburtstag von Johanna, der Tochter des Grafen von Ferrette. Die Ritter werden von Freitag bis Sonntag in ihre Rüstungen steigen, um dem jungen adligen Fräulein bei diesem Sport, beim "Tournoi de chevalerie", ihre klirrende Reverenz zu erweisen. Insgesamt dreimal steht das Son-et-lumière-Spektakel "Lépée de Jeanne" (Johannas Schwert") auf dem Programm, präsentiert von der "Troupe du Moulin de La Licorne". Mit zehn Pferden, vier Ponys und 45 Statisten wird hier jeweils eineinhalb Stunden lang das Mittelalter wieder auferstehen - am Freitag- und Samstagabend mit entsprechender Beleuchtung, am Sonntagnachmittag im Tageslicht. Und nicht nur die Ritter werden mit ihren Lanzen auf den Turniergegner losreiten, auch des Grafen Töchterlein sitzt fest im Sattel und hat die Lanze gut im Griff.

Doch dabei wird es in dem knapp 20 Kilometer südlich von Altkirch gelegenen Städtchen nicht bleiben. Mit einem Spektakel in den Straßen und Gässchen sollen die Besucher ins Mittelalter zurück versetzt werden. Dafür sorgen die Ritter von Armedia, die Krieger zu Fuß, die Gaukler aus Flandern, die Compagnie, "Quête Médiévale" aus der Schweiz und die Adligen von Gueberschwihr. Eine gewichtige Rolle wird Julia spielen, eine fast 200 Kilo schwere Bärin. Dazu gibt es einen mittelalterlichen Markt mitten in der Stadt, zu dem rund 50 Künstler und Handwerker erwartet werden. Der Graf von Ferrette, Hugues I., wird sein Lager in der Höhe über der Stadt aufschlagen und allerlei schmackhaftes Getier am Spieß über dem Lagerfeuer grillen.

Zu sehen sein werden außerdem zwei - nachgebaute - große Instrumente mittelalterlicher Technik: einmal eines der Baukunst, nämlich eines jener hölzernen Laufräder, mit der beim Bau von Burgen und Kathedralen die schweren Steine in luftige Höhen gehoben wurden. Auch um den "Transport" von Steinen, allerdings in kriegerischer Absicht, ging es beim zweiten hölzernen Technikwunder, dem Katapult, das dazu diente, Geschosse von mehr als 100 Kilo bis zu 200 Meter weit in die feindlichen Reihen oder gleich in die belagerte Burg zu befördern.

Und schließlich wird es am Sonntagnachmittag noch die große Cortège geben, einen Festumzug mit 400 kostümierten Teilnehmern, die den Grafen Hugues I. begleiten.

Rolf Müller

Ferrette la Mediévale: Ferrette, Fr bis So, 25. bis 27. Juni, Info [TEL] 003338/ 9404001 oder im Internet unter http://www.ferrette-medievale.org

am Fr, 25. Juni 2004

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