Wandern mit Kindern

Eine garantierte Auszeit im Glottertal

Wenn der Weg stimmt, sind auch die Kinder vom Wandern begeistert: Bei einer Tour in Glottertal-Föhrental gibt es ein kleines Paradies zu entdecken.

Sanft zieht sich der Wiesenweg den Berg hinauf, eine Kapelle mit Glockentürmchen schmiegt sich an den Hang, in der Ferne blühen die Obstbäume. "Ein bisschen wie bei Heidi auf der Alm", sagt Marie, 9 Jahre alt, die mit den beiden jüngeren Brüdern voraus stapft.
"Ein bisschen wie bei Heidi auf der Alm" Marie, 9 Jahre
Tatsächlich fühlen wir uns beinahe wie in den Schweizer Bergen – so friedlich und still liegen die wenigen Höfe im Tal, so malerisch breiten sich die Weiden um uns herum aus. Aber wir sind natürlich nicht in der Ferne, sondern zuhause in Südbaden, genauer gesagt, im Glottertal.

Wo liegt dieses kleine Paradies?

Im kleinen Weiler Föhrental sind wir gestartet und den Schildern zum Leimeneck gefolgt. Schon nach wenigen Metern führt uns der Weg am Kapellenhof links ab – hinein in die Wiesen. Die bunten Tupfen unzähliger Blüten breiten sich ringsum aus, während wir auf einem schmalen Trampelpfad leicht bergauf wandern. Bald müssen wir über den Weidezaun steigen und erreichen einen Schotterweg, dem wir in nördlicher Richtung folgen. Unterhalb grasen einige Pferde, der Blick weitet sich hinunter ins Glottertal und hinüber zu den Höhen des Schwarzwalds. Langsam wird der Aufstieg steiler, anstrengender – dafür umso schöner: Obstbäume säumen den Wegrand, strecken ihre weißen Blüten und zartgrünen Blätter über uns aus.

Die Kinder schalten in den Turbo

In einer Senke führen uns die Schilder vom breiten Weg ab und erneut auf einen schmalen Pfad, der sich linker Hand an den Hang schmiegt. Obwohl die Kinder gerade noch gemurrt hatten, gibt es für sie jetzt kein Halten mehr: So schnell rennen sie den schattigen Trampelpfad entlang, dass wir Erwachsenen Mühe haben, zu folgen. Aber wir müssen aufholen, denn ein bisschen Vorsicht ist geboten: Der elektrische Weidezaun führt sehr nah am Pfad entlang. Bald haben wir die Gefahrenstelle passiert, gelangen auf einen breiteren Weg und schließlich auf eine Wiese, die herrlicher nicht sein könnte. Tausende Löwenzahnblüten recken ihre gelben Köpfe der Sonne entgegen. Die Weite der Wiese, der knallblaue Himmel darüber, in der Ferne die Anhöhe des Kandels.

Der Alltag fällt wie von selbst von uns ab

Und auch die drei Kinder genießen es: Behände rennen sie über die Wiese, lassen sich im Blütenmeer nieder, um dann erneut loszujagen. Auch wenn wir gerade erst einen Kilometer gegangen sind, breiten wir unsere Decke aus, um an diesem wunderbaren Ort zu verweilen. Ausgestreckt im Gras genießen wir den Blick hinunter nach Ohrensbach und vor allem hinauf in den Himmel, wo zwei Rotmilane ihre Kreise ziehen.

Völlig entspannt wandern wir hinein in den Wald, der Allmend entgegen. Zunächst steigt der Weg noch einmal kräftig an, aber die Entdeckungen am Wegrand sind so zahlreich, dass die Kinder die Mühe kaum wahrnehmen: Da gucken die feinen Blüten des Sauerklees durch das Laub des Vorjahres. Dort liegt ein Ast am Boden, der einem riesigen gefährlichen Hecht ähnelt.

Waldmeister und andere Blüten säumen den Weg

An der Stelle, an der wir aus dem Wald heraustreten und erneut einen weiten Blick ins Glottertal und auf den Kandel genießen, biegen wir rechts ab. Im Dickicht des Waldes führt unser Weg langsam wieder talwärts. Zunächst ist der Wald trocken und staubig – der fehlende Regen macht sich bemerkbar. Bald aber erreichen wir tiefere, feuchtere Stellen, wo zarter Waldmeister mit seinen hübschen Blüten den Weg säumt.

Irgendwann erreichen wir den kleinen Weiler Allmend. Mehrere Häuser gruppieren sich um den Weg, ein Hund begrüßt uns Wanderer, ein Bächlein plätschert und vom Hang gegenüber klingt das Glöckchengeläut einiger Ziegen und Schafe herüber. Ein kleines Paradies.

Wir wandern nun am Flüsschen Erlezdobel entlang zurück nach Föhrental, nicht ohne dort noch einmal den Blick auf Kapelle, Wiesen und Weiden in uns aufzusaugen und damit ein kleines, beglückendes Gefühl von Urlaub im Kleinen mit nach Hause zu nehmen.

Mehr zum Thema:
von Silke Kohlmann
am So, 03. Mai 2020 um 07:00 Uhr

Badens beste Erlebnisse