Naturschauspiel
Eine Wanderung zum Todtnauer Wasserfall
Welch ein Getöse: Das Wasser fließt, rauscht und stürzt in die Tiefe hinab, immerwährend und mit solcher Wucht, dass die Gischt unsere Gesichter benetzt und sich die Augen an den nassen Massen kaum sattsehen können, dort, am Todtnauer Wasserfall – der sich auch vom gleichnamigen Ort aus prima erwandern lässt.
Doch zugegeben, Fast-Teenager und solche, die es bereits sind, lassen sich nur schwer davon überzeugen, dass es eine gute Idee ist, sich dem Wasserfall per pedes zu nähern, selbst wenn der gesamte Rundweg "nur" sechs Kilometer misst. Vorbei sind die Zeiten, als unsere Sprösslinge schon auf den ersten Metern losstürmten. Als ein uriger, wurzliger Pfad unter sattgrünem, dichtem Buchenblätterdach reichte, um erst einmal nichts mehr von ihnen zu sehen und zu hören. Doch zu hören bekommen wir schon kurz nach dem Start jede Menge: "Mann, ey, is’ das steil." – "Hab’ Hunger" – "Will nicht mehr".
Nur unter Protest und einige Vesperschnitten später setzen sich die Jungs in Bewegung. Dann scheint endlich die Natur ihr Wunderwerk zu tun, und vertieft ins Gespräch vergessen die Teenies selbst das Mosern. Ganz entfernt röhren die Motorräder, und dazu gesellt sich, erst ganz leise, dann aber immer lauter, das Rauschen des Wasserfalls, der schon bald stückchenweise durchs Blattwerk blitzt.
Je näher wir kommen, umso stärker wird das Tosen. Ein paar Serpentinenkurven später stehen wir vor dem H2O-spuckenden und gurgelnden Giganten. Der Frust scheint vergessen, schnell zücken die Jungs ihre Handys, grinsen und schießen ein Selfie nach dem anderen, ich und der Wasserfall, der Wasserfall und ich, peace, lach, smile, cheese.
Auch weitere Selfieknipser sind da, Familien und Pärchen. Es ist voll, aber nicht übermäßig überfüllt, und wer brav ansteht, ergattert schon bald einen Platz auf einem der Landsitze genannten Holzliegen, gemeinschaftlich kreiert und aufgestellt von Gemeinden und Gewerbeschülern, Designern und Handwerkern. Wer dort zu liegen kommt, genießt mit Weißtannenholz im Rücken den Blick auf die wassergefällige Naturschönheit und wird Zeuge, wie sich der Stübenbach dann direkt vor der Nase in fünf Stufen insgesamt 97 Meter weit in die Tiefe stürzt.
Wir schließen die Augen, lassen uns einlullen vom gleichförmigen Rauschen, das unheimlich einschläfernd wirkt, fließend ist auch der Übergang ins Reich der Träume...Nzg Nzg Nzg Nzg Nzg. Hä? Was ist das? Eine Gruppe Halbstarker, denen das Naturkonzert wohl nicht genügt, hat samt Ghettoblaster den Landsitz über dem unsrigen gekapert. Doch nach fünf Minuten ist der Spuk vorbei, sie ziehen weiter und unsere Jungs entern glücklich die oberste Holzliege, genießen kapuzenbemützt den feinen Gischtwind, chillen und tuscheln. Ein letztes Selfie, dann sind auch wir bereit für den Rückweg über die Aftersteg’schen Wiesenauen.
Es geht bergab und das leichte Gefälle lässt die Kilometer rasch schmelzen. Die Stimmung ist nun entspannt, die saftigen Blumenwiesen und das Plätschern des Bachs tun ihr übriges. Aber wer weiß, vielleicht sind wir auch noch eingelullt vom Rauschen des Falls, auf den wir nun aus der Ferne und von weit unten einen letzten Blick werfen. Tschüss Fall, hast uns gefallen!
Weitere Infos: Rundweg, 6 Kilometer, 200 Höhenmeter; Einstieg: Todtnauer Kirche. Diese rechts liegen lassen, der blauen Raute zwei Kilometer bis zum Wasserfall folgen. Rückweg: Vom Kiosk nach Aftersteg, die Kapelle links liegen lassen, in das nächste Sträßchen links einbiegen, das in einen Weg übergeht, der beim Lisbühl endet. Bach und Straße überqueren und zurück zum Ausgangspunkt gehen. von Anita Fertl
Doch zugegeben, Fast-Teenager und solche, die es bereits sind, lassen sich nur schwer davon überzeugen, dass es eine gute Idee ist, sich dem Wasserfall per pedes zu nähern, selbst wenn der gesamte Rundweg "nur" sechs Kilometer misst. Vorbei sind die Zeiten, als unsere Sprösslinge schon auf den ersten Metern losstürmten. Als ein uriger, wurzliger Pfad unter sattgrünem, dichtem Buchenblätterdach reichte, um erst einmal nichts mehr von ihnen zu sehen und zu hören. Doch zu hören bekommen wir schon kurz nach dem Start jede Menge: "Mann, ey, is’ das steil." – "Hab’ Hunger" – "Will nicht mehr".
Nur unter Protest und einige Vesperschnitten später setzen sich die Jungs in Bewegung. Dann scheint endlich die Natur ihr Wunderwerk zu tun, und vertieft ins Gespräch vergessen die Teenies selbst das Mosern. Ganz entfernt röhren die Motorräder, und dazu gesellt sich, erst ganz leise, dann aber immer lauter, das Rauschen des Wasserfalls, der schon bald stückchenweise durchs Blattwerk blitzt.
Je näher wir kommen, umso stärker wird das Tosen. Ein paar Serpentinenkurven später stehen wir vor dem H2O-spuckenden und gurgelnden Giganten. Der Frust scheint vergessen, schnell zücken die Jungs ihre Handys, grinsen und schießen ein Selfie nach dem anderen, ich und der Wasserfall, der Wasserfall und ich, peace, lach, smile, cheese.
Auch weitere Selfieknipser sind da, Familien und Pärchen. Es ist voll, aber nicht übermäßig überfüllt, und wer brav ansteht, ergattert schon bald einen Platz auf einem der Landsitze genannten Holzliegen, gemeinschaftlich kreiert und aufgestellt von Gemeinden und Gewerbeschülern, Designern und Handwerkern. Wer dort zu liegen kommt, genießt mit Weißtannenholz im Rücken den Blick auf die wassergefällige Naturschönheit und wird Zeuge, wie sich der Stübenbach dann direkt vor der Nase in fünf Stufen insgesamt 97 Meter weit in die Tiefe stürzt.
Wir schließen die Augen, lassen uns einlullen vom gleichförmigen Rauschen, das unheimlich einschläfernd wirkt, fließend ist auch der Übergang ins Reich der Träume...Nzg Nzg Nzg Nzg Nzg. Hä? Was ist das? Eine Gruppe Halbstarker, denen das Naturkonzert wohl nicht genügt, hat samt Ghettoblaster den Landsitz über dem unsrigen gekapert. Doch nach fünf Minuten ist der Spuk vorbei, sie ziehen weiter und unsere Jungs entern glücklich die oberste Holzliege, genießen kapuzenbemützt den feinen Gischtwind, chillen und tuscheln. Ein letztes Selfie, dann sind auch wir bereit für den Rückweg über die Aftersteg’schen Wiesenauen.
Es geht bergab und das leichte Gefälle lässt die Kilometer rasch schmelzen. Die Stimmung ist nun entspannt, die saftigen Blumenwiesen und das Plätschern des Bachs tun ihr übriges. Aber wer weiß, vielleicht sind wir auch noch eingelullt vom Rauschen des Falls, auf den wir nun aus der Ferne und von weit unten einen letzten Blick werfen. Tschüss Fall, hast uns gefallen!
Weitere Infos: Rundweg, 6 Kilometer, 200 Höhenmeter; Einstieg: Todtnauer Kirche. Diese rechts liegen lassen, der blauen Raute zwei Kilometer bis zum Wasserfall folgen. Rückweg: Vom Kiosk nach Aftersteg, die Kapelle links liegen lassen, in das nächste Sträßchen links einbiegen, das in einen Weg übergeht, der beim Lisbühl endet. Bach und Straße überqueren und zurück zum Ausgangspunkt gehen. von Anita Fertl
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Fr, 07. Juni 2019