Entspannen im Kunstobjekt

ORTE ZUM WOHLFÜHLEN (X): Der Öschberghof in Donaueschingen macht das Abschalten einfach.

G esucht wird ein Ort, an dem man sich prima für einige Tage vor der Alltagshektik verstecken und erholen kann. Wir haben ihn gefunden: auf der rauen Baar. Der Öschberghof zwischen Aasen und Donaueschingen ist weit weg von der Welt und doch schnell zu erreichen.

1976, schon lange vor dem Golfboom, baute und finanzierte Aldi-Süd-Magnat Karl Albrecht, Jahrgang 1920, den "Golfclub Öschberghof" mit angeschlossener Fünf-Sterne-Herberge. Discount-Urlaub? Geiz-ist-Geil-Ambiente? Von wegen! Der Öschberghof hält es mit dem alten Conrad Hilton: Der Gast soll im Hotel finden, wovon er zu Hause träumt. Zum 25-jährigen Bestehen wurde das Haus gründlich renoviert und kommt jetzt als edles Designhotel daher. Mit Zimmern in warmen Erdtönen, mit klaren Formen und ausgesuchten Naturmaterialien, mit viel Leder, Filz und italienischem Design. Platz ist kein Luxus, sondern eine Selbstverständlichkeit und eine echte Wohltat für Körper und Seele.

Zum Beispiel im Bad: Ein 25-Meter-Becken, das ist wohl Hotelrekord! Und was für ein Bad - mehr Kunstinstallation als Bewegungsangebot. Teakholz, Marmor und ein kobaltblaues Lichtband locken selbst Schwimmmuffel ins Wasser. Und es macht übermütig: 20 Bahnen als Frühsport, das muss doch drin sein. Ab ins Wasser, Bahnen ziehen und treiben lassen. Natürlich, Schwimmen ist gesund, gelenkschonend, trainiert den ganzen Körper. Aber das allein macht den Reiz nicht aus. Ob es am Ausblick liegt? Die Panoramafront gibt den Blick frei auf Himmel und Hügel im Schwarzwald. Vielleicht ist es die Weite, die das Fitness-Programm so leicht macht. Der Alltag rückt in weite Ferne. Noch eine Bahn. Und noch eine.

Vielleicht wäre ein neuer persönlicher Bahnrekord zu knacken gewesen, wenn nicht plötzlich Aquajogging auf dem Programm gestanden hätte. Dabei schnallen sich selbst gute Schwimmer einen albernen Styroporgürtel um den Leib und machen nicht sehr elegant aussehende Laufübungen. Die gottlob keiner sehen kann. Der Auftrieb im Wasser entlastet Gelenke, Wirbelsäule und Bänder - und verbraucht, das hat auf jeden Fall die nette Trainerin versprochen, jede Menge Kalorien. Entsprechend war der Appetit beim Frühstücksbüfett. Aber wenigstens ohne schlechtes Gewissen! Am Mittag gibt es ja Nordic Walking. Oder doch lieber ins Yoga? Oder faulenzen? Im Wasser ist man und frau ja sieben Zentimeter schmaler.

"Rettungsinsel" wird die 400 Quadratmeter große Wellness-Oase im Öschberghof hausintern genannt. Neben der Schwimmhalle gibt es Dampfbad, Saunen, Kneipp-Rondell, Thermarium, Luftbad und Fitnessstudio - fünf Wellness-Stars war dies den Testern vom Heilbäderverband Baden-Württemberg wert.

Termin bei Dorothee Will, der Frau mit den Zauberhänden. Kosmetik, das hat bei der 48-Jährigen viel mit Wohlfühlen und innerem Gleichgewicht, mit Entspannung und Muße zu tun. Alle Behandlungen und Produkte, die sie bei ihren Gästen anwendet, hat die Mutter von drei Kindern selbst schon ausprobiert. Neben dem klassischen Kosmetikprogramm bietet sie auch ayurvedische Massagen und Shiatsu an. Alles sehr sanft, sehr angenehm, und das zweieinhalb Stunden lang. Wer sich in die Obhut der Kellner, Köche, Gymnastik- und Schönheitsfeen gibt, wird sich ohnehin schon bald ganz und gar dem Wohlgefühl hingeben.

Es gibt aber auch Menschen, die kaum Zeit für die Wellness-Oase finden. Menschen mit einer Leidenschaft für große grüne Rasenflächen und kleine weiße Bälle werden den anderen Öschberghof-Attraktionen nur schwer widerstehen können: Nur einen Putt vom Hotel entfernt liegt ein Grün in sanfter Hügellandschaft mit 27 Spielbahnen und großzügiger Übungsanlage. Fischreiher, Habichte und Hasen sollen zu beobachten sein. Bei unserem Besuch waren nur Marderspuren im Schnee zu entdecken. Wir werden zurückkehren, wenn die Vögel zwitschern.

Petra Kistler

Nächste Woche: Anti-Stress-Tag für Männer im Sport- und Wellnesshotel Mangler in Todtnauberg. Alle veröffentlichten Artikel der Serie finden Sie im Internet unter http://www.badische-zeitung.de/wellness



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am Fr, 18. März 2005

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