"Er ist nachweislich zugewandert"
Bereits seit 1990 steht Hugh Bonneville (54) vor der Kamera. Doch erst mit der Fernsehserie "Downtown Abbey" gelang ihm vor sieben Jahren der Durchbruch. Seinen größten Kinoerfolg hatte Bonneville 2014 in der Adaption der englischen Kinderbuchreihe "Paddington". Die Rolle des Familienvaters spielt Bonneville nun auch in der Fortsetzung. Markus Tschiedert traf ihn zum Interview.
Ticket: Paddington ist seit 1958 eine beliebte Kinderbuchfigur in England. Das heißt, auch Sie müssten mit ihm groß geworden sein...
Bonneville: Absolut! Es gab schon einige Bücher, als meine Eltern damit anfingen, mir vorm Einschlafen vorzulesen. Die Abenteuer von Paddington waren die perfekten Gute-Nacht-Geschichten, weil sie nur zehn Seiten lang waren. Meistens geriet der Bär bei dem Versuch, jemandem aus der Patsche zu helfen, selbst in Bedrängnis. Aber am Ende wurde immer alles gut. Paddington war schon eine wichtige Figur in meiner Kindheit, und als ich dann hörte, dass ein Film über ihn gedreht werden soll, war ich anfangs sehr nervös und fürchtete, das kriegen die nie hin.
Ticket: Doch dann spielten Sie selbst in dem Film, der so erfolgreich wurde, dass es jetzt eine Fortsetzung gibt. Was ist das Erfolgsgeheimnis von Paddington?
Bonneville: Einfach ausgedrückt, ist Paddington ein Fremder an einem seltsamen Ort. Jeder von uns war schon mal Paddington. Egal, ob wir an eine neue Schule kamen, in eine neue Stadt zogen oder in ein fremdes Land. Da braucht jeder eine helfende Hand, um sich einzufinden und nichts falsch zu machen. Wir identifizieren uns also mit Paddington und lieben ihn für seinen Optimismus.
Ticket: Paddington liebt – wie wohl alle Briten – Orangenmarmelade. Trifft das auch auf Sie zu?
Bonneville: Als Kind mochte ich gar keine Marmelade, aber nun ist mein Schrank voll mit Marmeladengläsern, weil die Leute es für eine gute Idee halten, mir Marmelade zu schenken – weil ich nun mal in einem Film mit einem Bär mitspiele, der Marmelade mag.
Ticket: Wie viel britischer Humor steckt in "Paddington"?
Bonneville: Sehr viel, denn unser Drehbuchautor und Regisseur Paul King ist ausgesprochen britisch. Er ist ein wenig exzentrisch, und meist sind es die albernden Dinge, über die er lachen kann. Der Arbeit wendet er sich aber ernsthaft zu, es ist also immer eine Prise Salz dabei. Das mögen britische Eigenarten sein, die in Paddington reflektiert werden. Ich meine, da läuft ein sprechender Bär durch London, und alle akzeptieren es. Das ist schon sehr merkwürdig und exzentrisch.
Ticket: Sind Ihre Zweifel, die Sie anfangs gegenüber einer "Paddington"-Verfilmung hatten, inzwischen komplett verflogen?
Bonneville: Ich war sehr unruhig, als der erste Film angekündigt wurde, selbst als ich das Drehbuch gelesen hatte, das mich wirklich zum Lachen brachte. Ich dachte, trotzdem könnte es schief gehen, wenn es ein reiner Kinderfilm werden soll. Dann traf ich Paul King und spürte schon nach zehn Sekunden, dass er Paddington ist. Die Eigenart und Warmherzigkeit dieses Bären steckt einfach in ihm. Aber auch beim Drehen fragte ich mich noch, ob das funktionieren wird. Der Bär war für uns ja nichts weiter als ein Kopf, der auf einem Stab befestigt war. Aber dann sah ich die ersten Szenen mit dem animierten Bären, der nun ein Fell hatte. Da wurde mir klar, das wird nicht nur ein Film für kleine Kinder, sondern den Zuschauern wird großes Kino geboten.
Ticket: Der erste "Paddington"-Film kam 2014 noch vor dem Brexit heraus. Heute erhält der kleine Bär nochmals eine ganz andere Bedeutung...
Bonneville: Er ist nachweislich zugewandert (lacht). Ich denke, jede neue Generation wird Paddingtons Geschichten aus ihrer eigenen Gesellschaft heraus reflektieren. Was ich persönlich daraus ziehe, ist, dass wir in einer Zeit leben, in der sich einige unserer Staatsoberhäupter wie unerzogene Kinder benehmen. Dann ist da Paddington, der uns an gute Manieren erinnert. Er reicht seine Hand zur Freundschaft – was besser ist, als Hass zu streuen.
von tsc
Bonneville: Absolut! Es gab schon einige Bücher, als meine Eltern damit anfingen, mir vorm Einschlafen vorzulesen. Die Abenteuer von Paddington waren die perfekten Gute-Nacht-Geschichten, weil sie nur zehn Seiten lang waren. Meistens geriet der Bär bei dem Versuch, jemandem aus der Patsche zu helfen, selbst in Bedrängnis. Aber am Ende wurde immer alles gut. Paddington war schon eine wichtige Figur in meiner Kindheit, und als ich dann hörte, dass ein Film über ihn gedreht werden soll, war ich anfangs sehr nervös und fürchtete, das kriegen die nie hin.
Ticket: Doch dann spielten Sie selbst in dem Film, der so erfolgreich wurde, dass es jetzt eine Fortsetzung gibt. Was ist das Erfolgsgeheimnis von Paddington?
Bonneville: Einfach ausgedrückt, ist Paddington ein Fremder an einem seltsamen Ort. Jeder von uns war schon mal Paddington. Egal, ob wir an eine neue Schule kamen, in eine neue Stadt zogen oder in ein fremdes Land. Da braucht jeder eine helfende Hand, um sich einzufinden und nichts falsch zu machen. Wir identifizieren uns also mit Paddington und lieben ihn für seinen Optimismus.
Ticket: Paddington liebt – wie wohl alle Briten – Orangenmarmelade. Trifft das auch auf Sie zu?
Bonneville: Als Kind mochte ich gar keine Marmelade, aber nun ist mein Schrank voll mit Marmeladengläsern, weil die Leute es für eine gute Idee halten, mir Marmelade zu schenken – weil ich nun mal in einem Film mit einem Bär mitspiele, der Marmelade mag.
Ticket: Wie viel britischer Humor steckt in "Paddington"?
Bonneville: Sehr viel, denn unser Drehbuchautor und Regisseur Paul King ist ausgesprochen britisch. Er ist ein wenig exzentrisch, und meist sind es die albernden Dinge, über die er lachen kann. Der Arbeit wendet er sich aber ernsthaft zu, es ist also immer eine Prise Salz dabei. Das mögen britische Eigenarten sein, die in Paddington reflektiert werden. Ich meine, da läuft ein sprechender Bär durch London, und alle akzeptieren es. Das ist schon sehr merkwürdig und exzentrisch.
Ticket: Sind Ihre Zweifel, die Sie anfangs gegenüber einer "Paddington"-Verfilmung hatten, inzwischen komplett verflogen?
Bonneville: Ich war sehr unruhig, als der erste Film angekündigt wurde, selbst als ich das Drehbuch gelesen hatte, das mich wirklich zum Lachen brachte. Ich dachte, trotzdem könnte es schief gehen, wenn es ein reiner Kinderfilm werden soll. Dann traf ich Paul King und spürte schon nach zehn Sekunden, dass er Paddington ist. Die Eigenart und Warmherzigkeit dieses Bären steckt einfach in ihm. Aber auch beim Drehen fragte ich mich noch, ob das funktionieren wird. Der Bär war für uns ja nichts weiter als ein Kopf, der auf einem Stab befestigt war. Aber dann sah ich die ersten Szenen mit dem animierten Bären, der nun ein Fell hatte. Da wurde mir klar, das wird nicht nur ein Film für kleine Kinder, sondern den Zuschauern wird großes Kino geboten.
Ticket: Der erste "Paddington"-Film kam 2014 noch vor dem Brexit heraus. Heute erhält der kleine Bär nochmals eine ganz andere Bedeutung...
Bonneville: Er ist nachweislich zugewandert (lacht). Ich denke, jede neue Generation wird Paddingtons Geschichten aus ihrer eigenen Gesellschaft heraus reflektieren. Was ich persönlich daraus ziehe, ist, dass wir in einer Zeit leben, in der sich einige unserer Staatsoberhäupter wie unerzogene Kinder benehmen. Dann ist da Paddington, der uns an gute Manieren erinnert. Er reicht seine Hand zur Freundschaft – was besser ist, als Hass zu streuen.
von tsc
am
Fr, 24. November 2017
Info
Paddington 2
Regie: Paul King
Mit Hugh Bonneville, Hugh Grant, Sally Hawkins, Brendan Gleeson, Jim Broadbent und anderen.
107 Minuten, ohne Altersbeschränkung
Die Story
Der kleine Bär Paddington hat bei Familie Brown endlich ein neues Zuhause gefunden. Allerdings gerät er in den Verdacht, ein wertvolles Buch gestohlen zu haben, und wird eingesperrt. Der wahre Dieb ist jedoch der verschuldete Schauspieler Phoenix Buchanan. Paddingtons menschlicher Papa Henry Brown kommt ihm zum Glück auf die Schliche...
» Läuft flächendeckend
Autor: bz