Ernst Ludwig Kirchner in der Stadthalle Balingen

In diesem Sommer ist Ernst Ludwig Kirchner zu Gast in die Stadthalle. "Modelle, Akte und Kokotten": Mit mehr als 120 Werken aus dem Brücke-Museum widmet sich die Ausstellung einem Paradethema, das ins Zentrum der Kunst des großen Expressionisten weist. Denn auch Lebensgefährtinnen und Geliebte wie Doris Große und Erna Schilling saßen – oder lagen – Kirchner Modell, auch für Aktbilder: Ausdruck der von dem Künstler angestrebten Verschmelzung von Kunst und Leben. Der Holzschnitt "Dodo sitzend, mit gestreiftem Kleid" ist ein wundervolles Beispiel dafür.

Seit 1909 ist auch die neunjährige Lina Franziska Fehrmann, die als "Fränzi" zahlreichen Werken den Titel gibt, Kirchners wie Heckels und Max Pechsteins Modell. Die Forschung vermutet heute, dass mit ihr Marcella, deren Name nicht nur dem ausdrucksvollen Gemälde "Artistin Marcella" von 1910 den Titel gibt, identisch ist. Auch die Tänzerinnen Mary Wigmann und Gret Palucca wurden Modelle.

Neben Gemälden wie "Frauen im Bade" von 1911 oder "Liegender Akt vor Spiegel" (1909/10) bietet die Ausstellung Bleistift-, Kohle- und Federzeichnungen, deren Reiz in der Unmittelbarkeit der Darstellung liegt; dazu Aquarelle, Holzschnitte und Lithografien. Der motivische Bogen spannt sich von den Akten und Bildnissen über Berliner Straßenszenen mit Passanten, Kokotten und Freiern bis zu Tanzszenen. Auch ein Landschaftsbild aus der Davoser Zeit ("Schafherde", 1938) und ein eindrückliches Selbstbildnis von 1914 sind in der Schau, die einen Querschnitt durch das Werk eines der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts legt.

Termine: Balingen, Stadthalle, 2. Juli bis 3. Oktober, tägl. 10–18 Uhr, Di bis 21 Uhr

von Hans-Dieter Fronz