Erst klein, dann groß

Für Wunderfitze gibt’s in Staufen Geocache-Touren.

Ein Todesfall anno 1540, bei dem der Teufel selbst seine Finger im Spiel gehabt haben soll, ein Wald der Weisheiten und historische Bauwerke, die ein Geheimnis verbergen: Das sind die Zutaten für eine abwechslungsreiche Schnitzeljagd per GPS, die Einblicke in die Staufener Stadtgeschichte gibt.

Doch noch etwas ist bei unserem heutigen Ausflug besonders: Schon vor fünf Jahren waren die damals knapp zehnjährigen Jungs in der schmucken Staufener Altstadt rätselnd unterwegs, auf dem kleinen Geocache. Und auch heute treffen sich die beiden Freunde wieder, doch dank gewachsener Körpergröße und mehr Ausgefuchstheit darf es nun der große Cache sein.

Ausgestattet werden wir mit Plan und Gerätschaft in der Tourist-Info Staufen. "Gib mal das Ding her, Mama, wir machen das!", kommandiert der inzwischen über den Kopf Gewachsene – tja, manche Dinge ändern sich nie. Flugs tippen die Jungs die Startkoordinaten ein und los geht’s.

Durch urige Gassen, vorbei an blumengeschmückten Fassaden führt uns das Gerät und schon bald löst natürlicher Untergrund das Kopfsteinpflaster ab. Und noch etwas unterscheidet die heutige Tour von damals: Nicht mehr direkt querfeldein, sondern auf geordneten Pfaden laufen die Jungs voraus, haben längst verstanden, dass das GPS-Gerät nur die Richtung anzeigt, die auf direkter Luftlinie zu gehenden Schritte, nicht die Route selbst.

Doch hoch geht’s auch heute hinaus, belohnt werden wir mal mit einem Bauwerk, das uns seine Jahreszahl preisgibt (schnell in den Plan eintragen und die Koordinaten neu berechnen!), mal mit einer tollen Aussicht auf Staufen.

Über saftiges Grün gleitet der Blick nach unten, fährt Gedanken-Zipline über traubenbehangene Rebzeilen. Immer wieder mal die altstädtischer Beschaulichkeit im Blick, umrunden wir rätselratend und koordinatensuchend den Ort.

"Pause!", verlangen und bekommen die Jungs – haben wir uns auch verdient, nach den ganzen gelaufenen Hochs-Tiefs-Hochs. Mittlerweile vier von fünf Stationen sind kniffelnd und problemlos bewältigt, und da bleibt sogar noch Zeit, um über den Alchimisten und Schwarzkünstler Dr. Faust zu fachsimpeln: Ob er es geschafft hat, Gold zu erfinden? Hat er wohl nicht, sonst hätte er sich längst aus dem Staub gemacht. Und warum er, zum Teufel, seine Seele an eben diesen verkauft haben soll.

Dass es der Sage nach einen teuflischen Kampf gegeben hat, als der Satan seine Seele holen wollte, das verrät uns die nächste Station. Oder war es doch nur eine Explosion nach einem alchemistischen Experiment? Die Jungs sind hin und her gerissen. Klar und eindeutig ist dagegen die Antwort auf die letzte Rätselfrage, die wir gut gelüftet am Ende unseres Rundgangs abhaken. "Und die Belohnung?", fragen die Jungs wie damals – doch dieses Mal mit schelmischem Grinsen – und holen sich ihren Schatz ab, zwei Kugeln an der Eisdiele.

von anfe
am Mo, 28. September 2020

Badens beste Erlebnisse